Die Erzählung von den drei heiligen Königen, die auszogen um einem König zu huldigen, ist auch eine Erzählung von dreien, die auszogen und ganz woanders ankamen (aber doch am Ziel)
Als Astronomen der Antike haben die drei sich vielleicht aus Babylon, dem heutigen Bagdad, aufgemacht, um einer besonderen Sternenkonstellation auf den Grund zu gehen. Für die drei waren die Gestirne am Himmel nicht einfach nur Sterne, sondern Gottheiten, die den Lauf der menschlichen Geschicke bestimmen (Restbestände dieser Auffassung geistern bis heute in den Horoskopspalten der Illustrierten herum).
Die besondere Konstellation ihrer Tage verhieß ihnen einen neuen König für die Juden – und dem wollten sie ihre Aufwartung machen, wird uns am Dreikönigs- oder Epiphaniefest verkündigt. Hätten sie gewusst, dass da kein Thronnachfolger in Samt und Purpur gekleidet im Palast zu finden war, sondern „nur“ ein schreiendes Etwas in einem schäbigen Futterttrog, hätten sie die monatelange gefährliche Reise wohl kaum unternommen.
Doch Gott schreibt auch auf krummen Zeilen gerade. Die drei heidnischen Sternengucker sehen dann doch den neuen König für diese Welt, weil sie hindurch gucken durch die Windeln und nicht am Äußeren hängenbleiben. Sie fallen auf die Knie und beten an.
Gold, Weihrauch und Myrrhe kommen so doch noch zu ihrer Bestimmung, auch wenn sie – vom gegen den Ziegen- und Schafsgestank des Stalles anduftenden Weihrauch abgesehen – auf den ersten Blick eher unpraktische Geschenke waren.
Es kann sich also sehr wohl lohnen, den Dingen auf den Grund zu gehen, wenn man dabei offen bleibt für neue und überraschende Wendungen und Sichtweisen. Wer weiß, wie wir eines Tages auf diese unsteten und zermürbenden Monate dieser Zeit zurückblicken werden. Wer weiß, wie uns Gott in diesem neuen Jahr noch begegnen wird
Der Autor Hans-Christian Neiber ist evangelischer Pfarrer in der Pfarrei Zeil am Main