Wohnen, Arbeiten, Mobilität – diese Schlagworte sind Kernbestandteile der Arbeit von Kerstin Brückner. Die 36-Jährige ist seit August hauptamtliche Asylkoordinatorin der Gemeinde-Allianz Hofheimer Land.
Und gerade der Bereich Wohnen birgt große Herausforderungen, wie jetzt bei einer Informationsrunde deutlich wurde. Hofheims Bürgermeister Wolfgang Borst, Allianz-Manager Niklas Rhein, Asyl-Koordinatorin Brückner und Eike Uhlich, Sprecher der Projektgruppe Integration Hofheimer Land, betonten dabei, wie komplex die Herausforderungen und wie wichtig auch das Engagement und die Akzeptanz der Gesellschaft bei der Integration der Flüchtlinge seien.
Die aktuelle Situation der Flüchtlinge sehe häufig so aus, dass viele noch in den vom Landratsamt angemieteten Unterkünften leben würden, aber angehalten seien, aus der Unterkunft in eine eigene Wohnung zu ziehen, berichtete Brückner. Ziel sei es nun, vor allem für die Flüchtlinge, die auf lange Sicht im Hofheimer Raum bleiben möchten, geeignete Wohnungen zu finden. Deswegen werden im Stadtbereich ebenso wie in den umliegenden Dörfern und im gesamten Gebiet der Hofheimer Allianz Wohnungen oder kleinere Häuser zur Miete gesucht.
Aber auch Zimmer oder Wohnungen zur Untermiete – was sich gerade bei den Wohnungsstrukturen im ländlichen Raum anbiete, wie Niklas Rhein anfügte.
Borst betonte, dass die Integration der Flüchtlinge im ländlichen Raum und damit verbunden das Verhindern einer Abwanderung in die größeren Städte nur mit der Bevölkerung zusammen gelingen könne. Oft seien aber noch Ängste und Vorbehalte vorhanden.
„Es gibt viele, die sagen: ,Wir würden, trauen uns aber nicht so richtig.‘“ Hier kommt dann die Asyl-Koordinatorin Brückner ins Spiel. Diese führe zurzeit Gespräche mit den einzelnen Flüchtlingen. Es gehe darum, Basisdaten abzufragen, erklärte Brückner. Den aktuellen Status, Deutschkenntnisse, eventuell schon absolvierte Praktika, die Motivation der einzelnen Personen und eben auch das Thema Wohnungen.
Durch die Einzelgespräche lerne sie die Personen kennen und wisse, wer zum Beispiel schon einen Ausbildungsplatz in der Tasche hat oder vor Ort im Fußballverein aktiv ist. So soll künftig dann auch die Wohnungsvermittlung leichter fallen. Interessierten Privatpersonen und Vermietern steht die Asylkoordinatorin als Ansprechpartnerin zur Verfügung, die die Flüchtlinge persönlich kennt. „Jeder, der Mieter sucht, kann sich völlig unverbindlich an Frau Brückner wenden“, erklärte Bürgermeister Borst. Diese könne dann prüfen, ob die Wohnung geeignet sei und Ausschau nach einem passenden Kandidaten halten. Auch gebe es die Möglichkeit, dass sich Vermieter und potenzieller Mieter zunächst einmal bei einem unverbindlichen Treffen kennenlernen. Vorurteile würden sich dabei schnell in Luft auflösen.
Für Rückfragen steht möglichen Vermietern aber auch Barbara Goschenhofer zur Verfügung. Seit mittlerweile neun Monaten hat sie ihre Wohnung in der Hinteren Kirchgasse in Hofheim an einen anerkannten Asylbewerber vermietet. Das Verhältnis zwischen Vermieter und Mieter sei „bisher völlig unkompliziert und entspannt“.
Auch das Risiko eines Mietausfalls bestehe eigentlich nicht, erklärte Brückner. Das Jobcenter unterstütze die Flüchtlinge bis zu einer gewissen Miethöhe. Wichtig sei ihnen bei der Wohnungsvermittlung auch, dass am Ende sowohl Mieter als auch Vermieter zufrieden sind, betonten Brückner und Borst. Brückner stellte zudem heraus, dass viele der Flüchtlinge schon ein oder zwei Jahre in Deutschland seien und dementsprechend bereits die Lebensgewohnheiten hierzulande kennen und darüber hinaus „super Deutsch sprechen“ würden. Sie erklärte weiter: „Das Ganze kann durchaus auch für die deutsche Seite eine Bereicherung sein, man muss sich nur erst einmal darauf einlassen.“
Insgesamt geht es der Hofheimer Allianz auch darum, die Arbeit der ehrenamtlichen Helferkreise weiterzuführen. Es gelte jetzt „von der Willkommenskultur zur Integration“ zu kommen, befand Eike Uhlich. „Die Verwurzelung in der Hofheimer Allianz soll vorangetrieben werden“, sagte Borst. Er verwies dabei auch auf die Familie Abbas, die mittlerweile über Wohnung, Führerschein, Auto und eine Festanstellung verfüge und deren Mitglieder schon durch und durch Hofheimer Bürger seien.
Ähnliches solle nun ebenfalls mit den vielen anderen Flüchtlingen, die in Hofheim und Umgebung bleiben möchten und die „äußerst bemüht sind, sich hier einzubringen“, gelingen.