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AIDHAUSEN
Von der Hauptschule zum Master
Neugierde und Leistungswille: Daniel Schwappach besuchte die Hauptschule in Hofheim. Er berichtet über seinen Weg von dieser Schule bis hin zum Master.
Foto: Schwappach | Neugierde und Leistungswille: Daniel Schwappach besuchte die Hauptschule in Hofheim. Er berichtet über seinen Weg von dieser Schule bis hin zum Master.
Gudrun Klopf
 |  aktualisiert: 03.12.2019 08:45 Uhr

Restschule, Problemschule, Ort für Leistungsschwache und Übriggebliebene – die Mittelschulen, früher Hauptschulen, kämpfen mit einem schlechten Ruf. Um ihren Kindern bestmögliche Berufschancen zu bieten, setzen viele Eltern alles daran, sie auf eine weiterführende Schule zu bringen.
Dass man aber mit einem Hauptschulabschluss alles andere als chancenlos ist, belegt der berufliche Werdegang von Daniel Schwappach. Neugierde und Leistungswille waren die Triebfedern auf seinem Weg von der Hauptschule bis hin zum Master.


Für die Realschule oder das Gymnasium reichen die Noten nicht. Deshalb besucht der Aidhäuser nach der Grundschule die Hauptschule in Hofheim. „Das war damals kein Drama“, erinnert sich seine Mutter Ruth Schwappach. Nachhilfe sei zu der Zeit noch nicht so verbreitet gewesen wie heute. „Wenn die Noten schlecht waren, dann war das eben so – fertig.“


Zunächst kein Ziel gehabt

„Ich hatte kein bestimmtes Ziel“, sagt Daniel Schwappach, „nichts, was ich unbedingt machen wollte.“ Warum sich also besonders anstrengen? Sein technisches Interesse und der Spaß an den Fächern Werken und Mathematik führen ihn in die Ausbildung zum Gas-Wasser-Installateur. Schon während der Ausbildung entwickelt er das Bedürfnis, noch etwas anderes zu machen. „Ich wollte herausfinden, was ich noch kann, und ich wollte etwas von der Welt sehen.“ Doch bereut hat er seine Lehrzeit nie: „Zu einer Ausbildung würde ich jedem raten“, sagt Schwappach, „man macht wichtige Erfahrungen.“


In der Berufsschule entdeckt der junge Mann den Spaß am Lernen. Also wagt er nach der erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung den Schritt in die Berufsoberschule (BOS) – Ziel Fachabitur. Zwei harte Jahre liegen vor dem damals 19-Jährigen: „Regelmäßiges Weggehen am Wochenende wurde seltener – mit Beginn der Schule hieß es für mich überwiegend 'hinsetzen und lernen'."


Problemfächer Deutsch und Englisch

Vor allem in den Fächern Deutsch und Englisch sind die Mitschüler, die von der Realschule oder der Wirtschaftsschule kommen, dem Hauptschüler weit voraus. Zweifel kommen auf, ob er die Schule wirklich schaffen kann. „Ich musste sehr kämpfen.“ Ausgerechnet die wenig hilfreiche Äußerung seiner Englischlehrerin, ob er das mit dem Fachabitur nicht lieber sein lassen wolle, spornt ihn an. Mit Nachhilfe und einer dreiwöchigen Sprachreise nach Malta in den Ferien verbessert er sein Englisch.


Die unterschiedlichen Nationalitäten zwingen die Jugendlichen in der Gastfamilie dazu, den ganzen Tag Englisch zu sprechen. „Da legt man schnell die Scheu ab“, versichert Schwappach. Eine Fremdsprache wirklich anzuwenden, sei eine tolle Erfahrung gewesen, „dabei habe ich richtig Freude an der Sprache entwickelt.“ Ähnlich geht es dem Schüler mit Deutsch: „Die Lehrer an der BOS zeigten mir, dass Deutsch mehr ist als Diktate, Nachschriften und Rechtschreibfehler. Es faszinierte mich, was man mit der deutschen Sprache alles machen kann."


Das Fachabitur bestanden

Schließlich hält Daniel Schwappach den Lohn für alle Mühen und Entbehrungen in der Hand: Seine Fachhochschulreife. „Für mich ist das Fachabitur mein bisher größter Erfolg, da es der Schlüssel für meinen beruflichen Werdegang ist.“


Als Student tut sich mit dem Maschinenbaustudium in Nürnberg für Schwappach eine ganz neue Welt auf. „Die ersten zwei Semester waren richtig hart.“ Eine Lerngruppe hilft über die Hürden im umfangreichen Stoff hinweg.


Kontinuierlich feilt Schwappach in diversen Kursen an seinen Englischkenntnissen, schließlich wartet die weite Welt noch immer auf ihn.

Vier Monate Südafrika

Endlich führt ihn ein Auslandspraktikum bei einem deutschen Technologiekonzern für vier Monate nach Südafrika. In der Nähe von Kapstadt baut die Firma ein Kraftwerk, um zur WM 2010 das Netz zu stabilisieren. „Ich bekam viel Verantwortung übertragen. Das war eine große Herausforderung, aber man wächst daran.“

Nach dem Praktikum ist das berufliche Ziel klar: Daniel Schwappach will in die Kraftwerkssparte. „Gaskraftwerke produzieren relativ umweltschonend Elektrizität“, begründet er seinen Entschluss. „Man ist weltweit unterwegs und man sieht das Ergebnis seiner Arbeit“, zählt er weitere positive Aspekte auf.

„Ich habe gespürt, dass die Lehrer die Schüler weiterbringen wollen.“
Daniel Schwappach zur Hauptschule


Offensichtlich ist nicht nur Schwappach von dem Praktikum begeistert, sondern auch der Arbeitgeber von seinen Leistungen: Das Unternehmen nimmt ihn in ein Studentenförderprogramm für überdurchschnittlich engagierte Praktikanten auf. Hier können die Teilnehmer fachliche und persönliche Kompetenzen trainieren und Fähigkeiten ausbauen. Als Werkstudent schreibt Schwappach schließlich seine Diplomarbeit in dem Unternehmen.


Nach den harten Zeiten während BOS und Studium könnte der frischgebackene Ingenieur nun die Früchte seiner Anstrengungen genießen und einer entsprechenden Arbeit nachgehen.


Neuer Herausforderung gestellt

Doch der ehrgeizige junge Mann stellt sich sofort der nächsten Herausforderung: Er bewirbt sich für ein „Graduate Program“. Innerhalb von zwei Jahren sollen im Rahmen dieses Programms künftige Führungskräfte in drei verschiedenen Abteilungen auf spätere Managementaufgaben vorbereitet werden. Schwappach meistert die Hürden der Aufnahmetests und startet im Mai 2010 mit dem anspruchsvollen Trainee-Programm. Davon verbringt er acht Monate in Spanien. Neben der Ingenieurstätigkeit verbessert er dort sein zuvor erlerntes Spanisch.


Seit Mai 2012 ist er als Projektleiter für die Langzeitwartung von Kraftwerken in China zuständig. „Das war mein Wunschland, weil ich es noch nicht kannte.“ Mehrmals jährlich fliegt er nun für eine Woche dorthin. Eine verantwortungsvolle Aufgabe, die einen jungen Mann sicherlich voll und ganz beansprucht – könnte man meinen.


Daniel Schwappach jedoch startet im September 2013 zusätzlich ein berufsbegleitendes Studium zum Master of Business Administration (MBA) an der Steinbeis-Hochschule Berlin. „Um auch die wirtschaftliche Seite meiner Arbeit kennenzulernen“, erklärt er. Für die monatlichen Studientage sowie die Studienreise nach Brasilien opfert er seinen Urlaub und macht Überstunden.


Seit August hat Daniel Schwappach seinen Mastertitel. Alle Projektarbeiten und auch die Masterarbeit sind in Englisch geschrieben – wenn das mal die Englischlehrerin aus der BOS wüsste.


Loblied auf die Hauptschule

Daniel Schwappach ist gerne in die Hauptschule in Hofheim gegangen. Jederzeit würde er wieder den Weg von dort über die Berufsausbildung bis hin zum Studium wählen. Er ist überzeugt, dass in der Hauptschule gute Grundlagen für die berufliche Zukunft gelegt werden. „Die persönliche Bindung zu den Lehrern und der offene und herzliche Umgang miteinander motivieren. Ich habe gespürt, dass die Lehrer die Schüler weiterbringen wollen.“

 
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Kommentare
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  • C. B.
    Lobenswert, aber ich verstehe jetzt nicht so ganz was das in der Main Post zu suchen hat. Ich bin auch ehemaliger Hauptschüler und habe nun einen Master.... Also es ist ja nicht so als ob das eine extreme Seltenheit ist.
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  • A. B.
    Daniel Schwappach - guter Weg der auch anderen Mut macht! Sehr gut!
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