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Königsberg
Von der Burg zum Schloss
Im Ursprung soll es die Burg schon um das Jahr 900 gegeben haben. Heute befindet sich neben dem Aussichtspunkt auf dem Schlossberg auch eine Gaststätte.
Foto: Paulina Heumann | Im Ursprung soll es die Burg schon um das Jahr 900 gegeben haben. Heute befindet sich neben dem Aussichtspunkt auf dem Schlossberg auch eine Gaststätte.
Anna Baum
Anna Baum
 |  aktualisiert: 22.06.2022 09:33 Uhr

Der Schlossberg in Königsberg ist Sitz einer Burgruine, die als solche auf den ersten Blick nicht als solche zu erkennen ist. Oberhalb der mittelalterlichen Fachwerkstadt Königsberg macht der Bau auf dem Schlossberg den Eindruck, völlig intakt zu sein. Die Anlage ist mit sechs Rondellen, sieben Türmen, einen umlaufenden Graben und mit bis zur Grabensohle reichenden Mauern ausgestattet.

Fotoserie

Doch der Schein trügt: Aktuell sichtbar sind größtenteils moderne Anbauten, die bis in das Jahr 1860 zurückreichen. Doch unter den Neuerungen schlummert noch die ursprüngliche Bausubstanz – eine geschichtsträchtige Ruine. Vom Marktplatz in Königsberg aus ist der Schlossberg schnell bezwungen. Parkmöglichkeiten gibt es auch direkt vor dem Eingang der Anlage. Es lohnt sich aber, den steilen Anstieg auf sich zu nehmen, um die Geschichte der Burgruine kennenzulernen. Direkt nach dem Anstieg stehen stehen Informationstafeln neben dem Burggraben. Dort ist zu lesen, dass die Burg im Jahr 1249 über das Hochstift Würzburg an die Grafen von Henneberg ging. Später erbten die Herzöge von Sachsen-Coburg-Gotha den Bau.

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Im 15. Jahrhundert wurde die Burg durch den Sächsischen Kurfürsten weiter ausgebaut und befestigt, da sich unruhige Zeiten abzeichneten. Sanierungen und Umbauten folgten Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit wurde aus der Burg ein Schloss. Ein Schloss, das alle Kriege ohne Zerstörung überstanden hatte. Doch nachdem sie im Jahre 1632 geplündert wurde, überließ man sie ab den 1720er-Jahren dem Verfall.

Erst 1898 kam die Ruine und der Berg in den Besitz der Stadt Königsberg. Die 1921 gegründete und heute noch aktive "Schlossberggemeinde" hatte sich zur Aufgabe gestellt, die Ruine im freiwilligen Arbeitseinsatz von Schutt freizulegen, aufzubauen und zu unterhalten. Dadurch ist der Aufbau der ehemaligen Reichsburg Königsberg in einem guten Zustand.

Allerdings zeugen nur noch die gewaltigen Grundmauern und einige Bastionen, der wieder aufgebaute Wachtturm auf der Westseite und die den tiefen Graben überspannende Brücke, von der einstigen Stärke. Erhalten ist auch der tiefe Brunnen mit dem Brunnenhaus auf dem Burgplateau. Damals hing das Leben auf dem 80 Meter hohen Sporn von einer guten Wasserversorgung ab. Der über 83 Meter tiefe Brunnen versorgte die Bewohner der Burg daher mit lebenswichtigem Grundwasser. Er zählt zu den vierzig tiefsten Brunnen Mitteleuropas.

Unklarheiten zur Erbauung

Ein Rätsel bleibt: Wann die Burg erbaut wurde und wer sie errichtet hat. Der Zweckverband führt hier die Geschichte von Jacob weiter, von dessen Kindheit man bereits auf Ruine Rotenhan hat lesen können. Jacob kam demnach 1432 als frisch ernannter Steinmetz auf die Burg Königsberg. Dort übernahm er aufgrund seiner reichen Burgenerfahrungen die vakante Bauleitung. Ihm wurden der Geschichte nach der Bau eines Brunnens sowie der Weiterbau von Zwinger- und Stadtbefestigung angetragen. Auf der Burg saß als Amtmann und Verwalter Dietz Truchsess von Wetzhausen.

Als Steinmetz und Baumeister übernahm Jacob nun eine bedeutende gesellschaftliche Position. Dort sprach er die Bauaufgaben, wie etwa den Brunnenbau, direkt mit dem Burgverwalter ab und unterbreitete dem diesem seine Ideen. Er war für die Planung, Ausführung und Abrechnung allein verantwortlich und nutzte ein eigenes, eigenwilliges Steinmetzzeichen. Zugleich verhandelte er mit einigen Stadträten über den Bau eines Stadttores. Aufgrund seines guten Einkommens hatten sich seine Lebenserwartung und sein soziales Umfeld im Gegensatz zu seiner Kindheit als Schafhirte und Waisenjunge deutlich verbessert.

Aus historischer Sicht ist eine Erbauung um 1200 als Reichsburg wahrscheinlich. So Mancher Königsberger vermutet, Barbarossa selbst hätte dabei seine Finger im Spiel gehabt. Doch im Ursprung soll es die Burg schon um das Jahr 900 gegeben haben. Heute lädt der Schlossberg nicht nur als Aussichtspunkt über die Haßberge zum Ausflugsziel ein.

Wandern und Veranstaltungen

Wanderwege wie die Erlebnistour „Auf historischen Weg nach Unfinden“ oder der Rundwanderweg „Burgsteig“ laden unter anderem zum Entdecken des Schlossbergs und der Ruine ein. Zusätzlich findet das Mittelalterfest "Nacht der Spielleut" alle zwei Jahre im September vor Ort statt. Dabei kann man das Leben auf einer mittelalterlichen Burg erleben.

Haßberge und ihre Burgen

Die Haßberge stecken voller Geschichte: Tief im Wald verborgen oder gut sichtbar auf einem Berg thronend – im gesamten Gebiet stößt man auf Schlösser oder Überreste von einst prächtigen Bauten. Im Städtedreieck Coburg, Bamberg und Schweinfurt hat der Zweckverband Deutscher Burgenwinkel daraus ein Netzwerk gespannt. Mit unserer Serie „Die Haßberge und ihre Burgen“ können Sie in den nächsten Wochen auf mittelalterliche Entdeckungstour gehen. Ehemalige Burgherren und aktuelle Schlossbewohner erzählen Ihnen vom Leben in einer anderen Zeit.
Wehrhafte Anlage: Die Burg ist mit sechs Rondellen, sieben Türmen, einem umlaufenden Graben ausgestattet.
Foto: Paulina Heumann | Wehrhafte Anlage: Die Burg ist mit sechs Rondellen, sieben Türmen, einem umlaufenden Graben ausgestattet.
Erst 1898 kam die Ruine in den Besitz der Stadt Königsberg. 1921 gründete sich eine heute noch aktive 'Schlossberggemeinde“.
Foto: Paulina Heumann | Erst 1898 kam die Ruine in den Besitz der Stadt Königsberg. 1921 gründete sich eine heute noch aktive "Schlossberggemeinde“.
Die 'Schlossberggemeinde' hatte sich zur Aufgabe gestellt, den Aufbau der Burg Königsberg in einem guten Zustand zu erhalten.
Foto: Anna Baum | Die "Schlossberggemeinde" hatte sich zur Aufgabe gestellt, den Aufbau der Burg Königsberg in einem guten Zustand zu erhalten.
Eine gute Wasserversorgung war lebenswichtig, deshalb wurde in Königsberg tief gegraben: Der Brunnen ist über 83 Meter tief.Foto: Anna Baum
Foto: Anna Baum | Eine gute Wasserversorgung war lebenswichtig, deshalb wurde in Königsberg tief gegraben: Der Brunnen ist über 83 Meter tief.Foto: Anna Baum
 
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