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GOSSMANNSDORF
Von Biertrinkern und Schornsteinfegern
Die Meistermannschaft aus dem Jahr 1962 (von links): Siegfried Öchser, Edgar Hämer, Gustav Hömerlein, Hermann Neubert, Michael Dünninger, Elmar Mantel, Jost Schikowski, Helmut Bock, Trainer R. Öhm, Erster Vorstand Hubert Mantel.
Foto: Archiv TSV Gossmannsdorf | Die Meistermannschaft aus dem Jahr 1962 (von links): Siegfried Öchser, Edgar Hämer, Gustav Hömerlein, Hermann Neubert, Michael Dünninger, Elmar Mantel, Jost Schikowski, Helmut Bock, Trainer R.

Von unserem Mitarbeiter

Martin Schweiger

 |  aktualisiert: 21.02.2016 17:17 Uhr

150 Jahre alt wird der TSV Goßmannsdorf in diesem Jahr. Seit mehr als 60 Jahren sind die „Urgesteine“ Hermann Ott, Erwin Saam und Michael Dünninger Vereinsmitglieder. Für uns kramten sie in ihren Erinnerungen.

Im Jahr 1950, erinnert sich Dünninger, nahm er an einem Jugendfußballturnier in Aidhausen teil. Anders als heute, wo die Zöglinge von ihren Eltern zu jedem Spiel chauffiert werden, fuhren die Goßmannsdorfer Nachwuchskicker damals mit dem Fahrrad nach Aidhausen und kamen bereits aufgewärmt auf dem Spielfeld an. Besser hatten es damals die Spieler aus Stadtlauringen. Sie kamen in Pferdekutschen vorgefahren, so Dünninger.

Einheitliche Trikots gab es früher noch nicht. Der damals Zehnjährige lief in kurzer, schwarzer Hose und weißem Feinripp-Unterhemd auf. Fußballschuhe mit Stollen gab es damals ebenfalls nicht. Armin Dassler staffierte erstmals im Jahr 1954 die deutsche Nationalmannschaft mit Schuhen mit Schraubstollen aus. Dünninger musste sich mit halbhohen Lederschuhen mit glatter Sohle, die mit Nägeln befestigt war, begnügen. Und sogar bis nach Stadtlauringen seien sie damals mit dem Fahrrad zu Freundschaftsspielen gefahren.

Der neue Sportplatz „Am Altfeld“ wurde in dieser Zeit in einer Waldlichtung an der Straße nach Ueschersdorf errichtet. Das kleine Vereinsheim kostete damals 5000 Mark. Zum Training lief man die Steige hinauf zum Sportplatz. Eine mit Wasser gefüllte Badewanne ersetzte die Duschen. Beim Heimweg trank man aus dem Brunnen oberhalb des Sees, berichtet Dünninger. Und im Winter trainierte man im alten Kindergarten – aus Platzgründen nur zwei gegen zwei.

Ein Höhepunkt war die Meisterschaft in der B-Klasse im Jubiläumsjahr 1962 unter Trainer Rudi Öhm. Walter Rosatti, Josef Schikowski, Elmar Mantel, Helmut Bock und Gustav Hömerlein waren die damaligen Garanten für den Aufstieg in die A-Klasse. Im Entscheidungsspiel in Hofheim gegen Löffelsterz vor rund 600 Zuschauern erlitt Helmut Bock eine Platzwunde am Kopf. Er ließ sich von Dr. Götz nähen und wurde wieder eingewechselt. Bei einem Kopfball im eigenen Strafraum hielt er die Hand schützend auf seine Wunde. Der Schiedsrichter pfiff Handelfmeter, den Löffelsterz zur 1:0-Führung verwandelte. Durch zwei Tore von Gustav Hömerlein konnte der TSV die Partie noch für sich entscheiden. Mit Fahnen- und Musikbegleitung zogen die siegreichen „Helden“ in Goßmannsdorf ein, wo das ganze Dorf im „Schwarzen Adler“ den Aufstieg feierte.

Ihre Trinkfestigkeit bewiesen Goßmannsdorfer Fans bei einem Auswärtsspiel in Sennfeld, wo man mit zwei Bussen anreiste und sämtliche Biervorräte der Sennfelder vernichtete. Das Spiel fand auf einem Platz statt, der mit Holzschlacke aufgefüllt war. „Wir sahen danach aus wie die Schlotfeger“, so Dünninger schmunzelnd.

Der Turnsport stand immer etwas im Schatten des Fußballs. Im Jahr 1952 versuchten Hermann und Adolf Ott, das Turnen wiederzubeleben. Sie stellten ein Reck und einen Barren am Kirchenrangen auf. Auch im Garten von Anton Berwind wurde geturnt, erinnert sich Hermann Ott. Zu Lehrgängen sei er damals mit dem Fahrrad bis in die Rhön gefahren. Nur einem gefiel der neu erwachte Turneifer nicht: dem damaligen Pfarrer Sass. Der sah vor allem das Mädchenturnen nicht gerne wegen der dürftigen Bekleidung der Mädchen und monierte dies sogar auch einmal im sonntäglichen Gottesdienst. Doch seine Bedenken erledigten sich bald von selbst. Mangels einer Turnhalle setzte sich der Turnsport nie so richtig durch im TSV.

Chronik

Turn- und Sportverein 1862 Goßmannsdorf 12. März 1862: Vereinsgründung 1886: Erste Vereinsfahne 1901: Gauturnfest in Oberschleichach 1921: Gauturnfest in Eltmann 1927: Gründung der Fußballabteilung und des Gesangvereins 1934: Erste Damenriege 1949/1950: Spielerunterkunft am Sportheim Altfeld eingeweiht 1955: Haßgau-Meisterschaft im Fußball 1961: Gründung der Tischtennisabteilung 1962: Fußballmeisterschaft in der B-Klasse und 100-jähriges Bestehen 1970: Grundsteinlegung für neues Sportheim an der Laubender-Straße 1973: Einweihung des neuen Rasensportplatzes 1984: Fußballer werden Hofheimer Stadtmeister 1989: Gründung der Schwimmabteilung 1990: Einweihung des neuen Sportheims und Wiedergründung der Schützenabteilung 1992: Gründung einer Korbballabteilung 1995: Erste Theateraufführung im neuen Sportheim

1997: Bau der Schießanlage

2004: Gründung der Kegelabteilung

Meister 1952: Am Ende der Saison stand der TSV Goßmannsdorf an der Spitze der C-Klasse – auf neuem Spielfeld.
| Meister 1952: Am Ende der Saison stand der TSV Goßmannsdorf an der Spitze der C-Klasse – auf neuem Spielfeld.
 
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