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MAROLDSWEISACH
Vom Steinbruch zum Erlebnispfad
Basaltabbau: Einblicke und Ausblicke – das bietet der Stein-Erlebnispfad bei Maroldsweisach. Tiefe Einblicke in die Erdgeschichte und faszinierende Ausblicke.
Erdgeschichte auf einen Blick: Industriegeschichte, Informationen über Flora und Fauna an einem Steinbruch, bietet der Stein-Erlebnispfad bei Maroldsweisach.
Foto: Alois Wohlfahrt | Erdgeschichte auf einen Blick: Industriegeschichte, Informationen über Flora und Fauna an einem Steinbruch, bietet der Stein-Erlebnispfad bei Maroldsweisach.
Alois Wohlfahrt
Alois Wohlfahrt
 |  aktualisiert: 03.12.2019 08:42 Uhr

Steine haben ihn schon immer fasziniert, sagt Norbert Schmucker und blickt suchend auf den dunklen Untergrund. In allen Grautönen schimmert der Schotter in der gleißenden Sonne. „Sie tragen Geschichte mit sich“, sagt der 57-Jährige und bückt sich nach einem unscheinbar wirkenden Brocken. Der hat außer Grau in Grau noch eine ganz andere Seite: Gelb, olivgrün und ocker glitzert es, als Schmucker ihn gegen die Sonne hält. Vor zehn, zwölf Millionen Jahren hat dieser Stein seinen edlen Glanz bekommen. Ein „Beiwerk“, Olivin, als der Platz entstand, auf dem der Mitarbeiter des Naturparks Haßberge jetzt die Aussicht geniest.

Magma hat dem Berg seine Form gegeben. Über Spalten wurde es bei einem Ausbruch des Vogelsbergs in der Rhön bis in die Haßberge gedrückt. Das war die Geburt des Zeilbergs bei Maroldsweisach. Bis hinüber in die Rhön, ins Bamberger Land und nach Thüringen kann Schmucker vom 460 Meter hohen Aussichtspunkt blicken. Nur eine halbe Körperdrehung, und er blickt in die Tiefe, Millionen Jahre in die Erdgeschichte. Als wären die Seiten eines Geschichtsbuchs aufgeschlagen: Seit 1896 ist der „Vulkan“ ein Steinbruch. Basalt wird abgebaut, nicht von ungefähr mahnen Tafeln die Wanderer zur Vorsicht.

Der Ort hier bietet schon etwas ganz Besonderes, sagt Schmucker. „Erdgeschichte, Natur, Industriegeschichte und immer wieder diese atemberaubenden Ausblicke.“ Die Ausblicke gab es schon immer, auch mit einem Weg war der Vulkankegel schon früher erschlossen, zum Stein-Erlebnispfad wurde er allerdings erst vor genau einem Jahrzehnt.

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Ganz unspektakulär, wie sich Schmucker erinnert, der das Konzept und die Umsetzung von Beginn an begleitet hat: Ein früherer Betriebsleiter des Basaltwerks hatte eher scherzhaft gesagt: „Bei uns heroben könnt Ihr doch auch mal was machen“ – und meinte damit, eine touristische Attraktion schaffen. Er wurde beim Wort genommen, und so entstand für Schmucker ein Weg mit Alleinstellungsmerkmal: Der Stein-Erlebnispfad führt durch Gelände, durch einen laufenden Betrieb, in dem die Produktionsabläufe immer wieder eine Veränderung der gut drei Kilometer langen Route bringen.

Aber warum eigentlich Erlebnispfad und nicht einfach Wanderweg? Die Antwort gibt der Weg selbst, sagt Schmucker, kurz nach dem Einstieg am Parkplatz, oberhalb des Maroldsweisacher Ortsteils Geroldswind. Schon nach wenigen Wanderminuten, wartet die erste von einem knappen Dutzend Stationen. Basaltquader zeigen, was aus dem Berg geholt wird.

Steine erleben: der „Summstein“
Foto: Alois Wohlfahrt | Steine erleben: der „Summstein“

Daneben Schautafeln, die die Geschichte des Basaltabbaus erläutern. „Per Seilbahn wurden die Steine nach unten geschafft und dort zerkleinert“, berichtet Schmucker, „das hat dort so gestaubt, dass die früher ihre Fenster kaum öffnen konnten“. Aus den Brocken wird Schotter. Wie hart der Basalt ist, das kann dann gleich selbst ausprobiert werden. Werkzeug liegt bereit zum Draufloshämmern.

Was der Berg in all den Jahrzehnten schon geliefert hat, das zeigt nur wenige Meter entfernt der Blick in den rund 150 Meter tiefen Steinbruch. Wie hoch der Vulkankegel einmal war, das kündigt das Gipfelkreuz an. „Da ist das Kino“, sagt Schmucker beim Aufstieg schmunzelnd und stolz zugleich. Kino? Okay, sogar großes Kino, eine Panorama-Leinwand mit Untertiteln. Ein Ausblick weit über die Haßberge und in Richtung Bamberg.

Tafeln zeigen, was wo in der Ferne live zu sehen ist. Weil?s nun mal Kino ist, gibt es auch richtige Kinoatmosphäre – gesägte Holzstämme und ein Logenplatz mit einem Holzsessel laden zum Sitzen und Genießen ein. Weiter geht?s, nach unten. Es wird eng, Bäume säumen den Pfad, Eidechsen huschen an den trockenen, sonnigen Flecken davon. Der Weg ist holprig, aber hier gibt es eine Alternativstrecke für Besucher mit Kinderwagen.


Und wieder ein Plateau. Diesmal karges Grün, kein großartiger Ausblick, dafür eine ganz andere Facette des Basalts: Der harte Stein kann auch anders. „Die klingenden Steine“ heißt diese Station. Wie eine Tonleiter aufgereiht liegen geschnittene Steinblöcke. Mit dem bereitliegenden Hämmerchen geben sie ihre Tonhöhe preis. „Alle meine Entchen geht allemal“, sagt Sabine Stäblein, die gerade mit Lebensgefährte und Freunden aus Salz bei Bad Neustadt auf dem Rundkurs unterwegs ist und dem „Stein-Xylofon“ das Kinderlied entlockt.

Alle Facetten von Stein spielerisch darstellen und dies mit allen Sinnen erfahrbar machen, das war eines der Anliegen beim Anlegen des Erlebnispfades, blickt Schmucker zurück. Für ihn ist dieses Konzept aufgegangen, denn inzwischen ist der Stein-Erlebnispfad zu einem richtigen Publikumsliebling geworden, so Schmucker, der zugleich Vorsitzender des Haßberghauptvereins ist, des Dachverbandes der Haßbergvereine.

Etwa 25 000 Besucher sind auf dem Weg jedes Jahr unterwegs, so seine Einschätzung. Natürlich wegen des Abenteuercharakters, den der Weg entlang des Steinbruchs bietet, „aber auch, wegen der abwechslungsreichen Flora und Fauna, die dich hier auf Schritt und Tritt begleitet“. Diese soll mit allen Sinnen erfahrbar sein. Wenn etwa Rohre hörbar machen, wie der Wind aus dem Steinbruch drängt oder Sehrohre einen auf die Schichten der Erdgeschichte blicken lassen. Das Loch in einer Schautafel in der Form eines Uhus führte den Blick bis vor einiger Zeit tatsächlich auf den Bau eines Uhus in den Steilwänden des Steinbruchs.

Vom Steinbruch zum Erlebnispfad

Schattige Waldwege, saftiges Grün, dann wieder freie Flächen, vom Wasser zerfurchte turmhohe Halden aus feinem Basalt und immer wieder dieser Blick weit übers Land: „Ich denke, das fasziniert die Menschen besonders“, sagt Schmucker nach dem Aufstieg auf eine Abraumhalde. Auf dem Gelände, das eher einer Mondlandschaft gleicht, steht ein Pavillon und bietet Schatten. Der Kontrast kann nicht größer sein: karger Stein und ringsumher Fernblick – die Rhön, Thüringen und die Heldburg.

„Jetzt kommt bald das Tüpfelchen aufs i“, macht es Schmucker schmunzelnd spannend. Nach knapp zwei Stunden zeigt ein kleines Schild, was er mit i-Tüpfelchen meint: den Zeilberg-Biergarten. Betrieben wird der vom Sozialpsychiatrischen Verbund Haßberge, der zum Diakonischen Werk Bamberg gehört. Warum er für Schmucker etwas ganz Besonderes ist: Weil er am Ende des Erlebnispfades noch ein Erlebnis draufsetzt, nämlich das von Ruhe und Idylle. Ein speziell für diesen Platz gebrautes Bier gibt es obendrein.

 
 
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