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BIRKENFELD
Vier Wälzer Dorfgeschichte
In vier dicken Bänden hat Alfred Karg die Geschichte des Dorfes dokumentiert. Die Bilder daraus bilden jetzt die Grundlage einer Ausstellung, die beim großen Jubiläum in einem Nebengebäude des Schlosses zu sehen sein wird.
Von unserer Mitarbeiterin Beate Dahinten
 |  aktualisiert: 11.01.2016 15:04 Uhr

Eine ziemlich große Schar ist da zu sehen auf dem Foto von Anfang des 20. Jahrhunderts: Etwa 50 Kinder gingen damals in Birkenfeld zur Schule. „Heute reichen zwei Hände, um die Kinder im Ort abzuzählen“, sagt Alfred Karg. Auch manches andere hat sich verändert, wie ein Bild von der Feldarbeit früher zeigt: „Ein PS statt hundert“ steht darunter.

In einem Nebengebäude der Schlossanlage bereitet Hausherrin Mirjam Gräfin zu Ortenburg eine Ausstellung zur Geschichte des Dorfes vor. Die meisten Bilder stammen aus dem sogenannten Dorfbuch, das Alfred Karg erstellt hat. In den vier dicken Ordnern mit dem roten Einband „ist alles drin, was so war in Birkenfeld, auch von den Vereinen, was ich halt gefunden hab, von 814 an.“ Jener Zeitpunkt also, in dem der Ort erstmals urkundlich erwähnt wurde, der Anlass für das Jubiläum heuer. Eine Kopie der besagten Urkunde darf in der Ausstellung natürlich nicht fehlen.

„Ziemlich 15 Jahre“ war Alfred Karg, der sein Maler- und Verputzergeschäft nach einem Arbeitsunfall 1991 aufgegeben hatte, mit dem Dorfbuch beschäftigt. Den Bezug zur örtlichen Historie hat er quasi geerbt, von seiner Großmutter und von seinem Vater. Wilhelm Karg war lange Zeit Bürgermeister von Birkenfeld, bis zur vorübergehenden Eingemeindung nach Ermershausen. „Schon in der Schule hat mir Geschichte viel Spaß gemacht“, erzählt sein Sohn. Viele Jahre später wurde er aktiv, als die alte Schule renoviert und dabei die ehemalige Gemeindekanzlei ausgeräumt wurde. Was ihm von den Unterlagen dort interessant schien, legte Alfred Karg beiseite, um es daheim auszuwerten. Natürlich habe er es später wieder zurückgebracht, sagt der inzwischen 76-Jährige. Damals ist er „auf viele Sachen gestoßen, von denen man nichts gewusst hat“.

Besonders intensiv hat sich Alfred Karg mit derer von Hutten befasst. Die früheren Herren von Birkenfeld sind für ihn „a weng a Steckenpferd“, sagt er lächelnd. Er berichtet von Bernhard von Hutten, der mit seinem Vetter Ulrich von Hutten, einem Mitstreiter Luthers, in Verbindung stand und die protestantische Lehre in Birkenfeld einführte, und seinem bekannten Sohn Philipp, der als Konquistador in Venezuela unter abenteuerlichen Umständen den Tod fand. Im Zusammenhang mit seinen Nachforschungen fuhr Karg auch schon mal zu Grablegen der Adelsfamilie in Sondheim bei Arnstein und in Reusch bei Weigenheim.

Der 76-Jährige findet es spannend, in die Geschichte von Birkenfeld einzutauchen. Stundenlang kann er sich mit diesem seinen Hobby beschäftigen. Dennoch: das Dorfbuch „hat viel Arbeit gemacht“, manchmal sei es ihm auch fast zu viel gewesen, bekennt Karg. Mit einer Schreibmaschine hat er alles abgetippt, hat Fotos, Zeitungsartikel und Dokumente eingebaut. Die Bilder ließ er kopieren, denn mit Originalfotos wären die einzelnen Bände des Dorfbuches noch dicker geworden. Fein säuberlich und von Prospekthüllen geschützt reihen sich die Blätter in den Ordnern aneinander. Wie viele Seiten sind da wohl zusammengekommen? Karg schüttelt den Kopf. Nein, das kann er nicht sagen.

Einzelnen Interessenten hat er das Dorfbuch schon früher zugänglich gemacht, in der Ausstellung wird das Material erstmals in einem derartigen Rahmen der Öffentlichkeit präsentiert. Schon vor Monaten gab es einen Aufruf an die Birkenfelder, weitere Fotos beizusteuern. Aber da sei nicht viel gekommen. Nach dem Krieg seien viele Häuser umgebaut und dabei die alten Sachen weggeworfen worden, sagt Karg mit leichtem Bedauern in der Stimme. Das Jubiläum ist für ihn „freilich was Besonderes. So was erlebe ich nimmer“. Und es ist klar, dass es auch seinen Platz findet im Dorfbuch, in dem „alles drin ist, was so in Birkenfeld war“.

Fest zum großen Jubiläum

Das eigentliche Jubiläum ist erst im Herbst, nichtsdestotrotz werden die 1200 Jahre im einstmals kleinsten Markt Bayerns an diesem Wochenende schon mal kräftig gefeiert – und das Schlossareal wird dabei zum Festgelände.

Am Samstag, 19. Juli, steht zunächst der Gemeindefeuerwehrtag im Mittelpunkt. Statt einer Übung messen die Wehrleute aus der Marktgemeinde ihre Kräfte im sportlichen Wettstreit auf dem Bolzplatz. Treffpunkt zu dem Kleinfeldturnier ist um 14 Uhr. Um 18 Uhr folgt der offizielle Teil: Nach den Ansprachen werden langjährig aktive Feuerwehrkameraden ausgezeichnet. Ab 20 Uhr ist Akustik-Rock mit verschiedenen Bands angesagt.

Am Sonntag beginnt das Fest um 9.30 Uhr mit einem Dankgottesdienst im Schlosshof, musikalisch mitgestaltet vom Posaunenchor Ermershausen, dem Sängerkranz Birkenfeld und dem eigens gegründeten Projektchor Birkenfeld. Parallel dazu ist Kindergottesdienst. Ansprachen und die Eröffnung des historischen Marktes schließen sich an. Ab 13.30 Uhr unterhält die Weisachtaler Blasmusik die Gäste im Festzelt, um 15 Uhr tritt die Trachtengruppe des HBV Ermershausen auf. Am Nachmittag werden Führungen durch das Schloss angeboten (kostenpflichtig). Eine Lesung mit Paul Maar findet um 16 Uhr statt. Den musikalischen Abschluss bildet um 18 Uhr ein Benefizkonzert mit „Pfeffer, Salz und Sahne“, dem Orchester ehemaliger Schüler der Realschule Hofheim.

 
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