
Für einen Ausflug in die nähere Umgebung bietet sich Schweinfurt an. Beim Rundgang durch die Kugellagerstadt trifft der aufmerksame Betrachter auf Werke, die mit dem Haßbergkreis in enger Verbindung stehen.
Die Stadt, die oft als Arbeiterstadt bezeichnet wird und in der rund 53 000 Einwohner leben, ist mehr als ein Industrie- und Wirtschaftsstandort. Sie ist auch Hochschul- und Einkaufsstadt, Oberzentrum der Region Main Rhön und Ziel vieler Touristen, die neben der Lage am Main auch das vielfältige kulturelle Angebot Schweinfurts schätzen.
Fluss, Autobahn und Straße, Bahnlinie sowie ein gut beschilderter Radweg verbinden Haßfurt und Schweinfurt. 42 Kilometer des insgesamt knapp 600 Kilometer langen Main-Radwegs machen die Etappe von Eschenbach im Osten des Heimatkreises bis zur Schweinfurter Gutermann-Promenade aus. Wer sich mit dem Rad vom Infopunkt am östlichen Stadtrand Haßfurts aus auf den Weg macht und dem Wegweiser „Schweinfurt 23 km“ flussabwärts folgt, erreicht nach der Unterquerung der Maxbrücke die Promenade südlich der Schweinfurter Altstadt, direkt zwischen Main und Bahnlinie gelegen. Schon aus der Entfernung ist das erste Kunstwerk zu sehen, dessen Spur in den Heimatkreis führt. Rechts des Radwegs sind an der Mainpromenade drei Skulpturen platziert, die im Jahr 1999 bei einem Workshop entstanden und im Rahmen dieses Wettbewerbs prämiert worden sind. Darunter befindet sich das „Rad“, eine Arbeit aus Betonguss des in Königsberg wirkenden Bildhauers Gerhard Nerowski. Der Künstler aus dem Haßbergkreis hatte damit den 3. Preis des Workshops unter dem Titel „Kunst in Beton“ gewonnen. Flankiert wird das „Rad“ von den Skulpturen „Kopf“ und „Türstock“ der Künstler Matthias Schlitt (Bubenreuth) und Thomas Mohi (Fürth). Nerowski, der 1958 in Hamburg geboren wurde, ist seit 1992 freischaffender Bildhauer in Königsberg und trat mit zahlreichen Ausstellungen und beachtlichen Werken in und außerhalb der Region in Erscheinung.
Auf dem Weg von der Promenade zum Schweinfurter Theater liegt das Theresienheim. Wer hier den Blick nach oben schweifen lässt, kann das „Stadt-Kreuz“ entdecken, eine Arbeit des 1923 in Westheim geborenen Künstlers Waldemar Kuhn. 20 Jahre seines Lebens wirkte Kuhn in Emmerich am Niederrhein, wo er durch öffentliche Arbeiten, wie dem aus dem Jahr 1966 stammenden „Schrottkreuz“ überregional bekannt wurde. Im Haßbergkreis sind mehrere Brunnenanlagen, die Wandgestaltung in der Knetzgauer Mittelschule sowie die große Wandbildgestaltung im Sitzungssaal des Landratsamtes aus der Werkstatt Kuhns zu sehen. Im Oktober 2015 starb Kuhn in Königsberg. Haßfurts Stadtarchivar Thomas Schindler nannte ihn einmal einen „überregional bedeutenden Künstler des 20. Jahrhunderts mit fester Verwurzelung im Landkreis Haßberge“. Sein Schweinfurter „Stadtkreuz“ am Theresienheim in der Rüfferstraße ist ein 1977 entstandenes Kunstwerk aus Stahl. Mittlerweile ist die rote Farbe blass geworden und im Sommer verdeckt das Grün großer Bäume die Sicht auf das Kunstwerk Kuhns, das sich auch nach Jahren noch in das zeitlich alternierende Ensemble der Kunst im öffentlichen Raum Schweinfurts einfügt.
Zu diesen Meisterwerken zählt auch ein Denkmal höchster technischer Perfektion. Es befindet sich ein paar Meter weiter vor dem Schweinfurter Theater und stellt einen Bezug der „Kugellagerstadt Schweinfurt“ zur Stadt Eltmann im Haßbergkreis her. Gemeint ist das „Wälzlager-Denkmal“, ein zweireihiges Radialpendelrollenlager mit konischem Außenring und einem Außendurchmesser von mehr als drei Metern. Es wurde für ein Riesenrad in Peking (China) konzipiert und wird als „Meisterwerk der Ingenieurskunst“ bezeichnet. Die Fertigung der Rollen für dieses in Schweinfurt entwickelte Rollenlager erfolgte im Werk Eltmann des FAG Kugelfischer-Konzerns.
Der Weg von der Innenstadt zurück zur Mainpromenade führt durch eine Parkanlage, den „Alten Friedhof“. Hier befindet sich das Ehrenmal der Stadt Schweinfurt. Es wurde 1961 von dem in Eltmann geborenen Künstler Heinrich Söller (1903-1997) geschaffen. Der Bildhauer prägte durch mehrere Denkmäler und Skulpturen das Bild der Stadt Schweinfurt nach dem Zweiten Weltkrieg. Zu seinen Lebenswerken zählt neben dem Schweinfurter Ehrenmal in seiner Geburtsstadt Eltmann die Hochaltar-Kreuzigungsgruppe in der Stadtpfarrkirche.
Auf dem Platz im Zentrum der Stadt trifft man auf den wohl bekanntesten Künstler Schweinfurts, auf den hier geborenen Friedrich Rückert (1788-1866). Sein Denkmal an der Südost-Ecke des Marktes gehört zu den zahlreichen Sehenswürdigkeiten der Stadt. Bekanntlich hat Rückert auch im Gebiet des heutigen Haßbergkreises Spuren hinterlassen. Als er 21 Jahre alt war, nahm die Familie Rückert ihren Wohnsitz in Ebern, und nach zweijährigem Aufenthalt kehrte der Dichter 1819 für kurze Zeit in das Elternhaus zurück. Hier habe er seine intensiven orientalischen Sprachstudien begonnen, sagen Historiker. Mit dem Haßbergkreis ist der „Weltpoet Rückert“ ebenso über die Bettenburg bei Hofheim eng verbunden. Die Burg ist durch die „Bettenburger Tafelrunde“, einen Literatenkreis um Friedrich Rückert im 18. Jahrhundert, bekannt geworden. Im Eberner Raum zeugen zudem Denkmale und Bezeichnungen örtlicher Einrichtungen vom Wirken Rückerts. Das Denkmal in seiner Geburtsstadt wurde ihm 1890 gesetzt. Von diesem Platz überblickt der Dichter und Orientalist das Treiben an dieser Stelle seit mehr als 100 Jahren und schaut dabei auch auf sein Geburtshaus, das Haus mit der Nummer Zwei an der anderen Seite des Marktes.