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Viel Kraft für den Freiheitskampf
Das Gespräch führte Denise fischer
 |  aktualisiert: 17.10.2017 20:23 Uhr
35 Jahren war der mittlerweile fast 70-jährige Adolf Höhn in der Kommunalpolitik aktiv. Jetzt will er sich zurückziehen. Seine politische Karriere begann 1966 als junger Gemeinderat. Schon 1972 wurde er 1. Bürgermeister in Ermershausen, bis der Ort 1978 nach Maroldsweisach zwangseingemeindet wurde. Erst 1994 wird Ermershausen wieder selbständig und Adolf Höhn erneut zum Bürgermeister gewählt. In einem Gespräch erzählt er über seine Amtszeit und seine Tätigkeit für die Gemeinde Ermershausen.

Frage: Sie sind jetzt schon beinahe 35 Jahre in der Kommunalpolitik aktiv, davon fast 13 Jahre als Bürgermeister. Werden sie noch einmal als Bürgermeister kandidieren, oder werden Sie sich zurück ziehen?

Adolf Höhn: Ich musste so viel Kraft und Energie aufwenden, dass ich mich jetzt endgültig von der Politik zurück ziehen möchte. Während meiner Amtszeit ist sehr viel geschehen, dies alles aufzuzählen steht mir aber nicht an, und vor allem die 16 Jahre nach der Zwangseingliederung in die Gemeinde Maroldsweisach, in denen ich als 1. Vorsitzender der Bürgergemeinschaft zusammen mit der Mehrheit der Bevölkerung für die Selbständigkeit unserer Gemeinde gekämpft habe, haben sehr viel Energie gekostet.

Sie sprechen davon, dass die Gemeinde Ermershausen in Maroldsweisach eingegliedert wurde. Wie haben Sie diese Zeit erlebt und was war ihre Aufgabe als Vorsitzender der Bürgergemeinschaft?

höhn: Das war damals eine furchtbare und harte Zeit. Ab 1973 waren wir eigentlich durch die Landkreisreform eine selbständige Einheitsgemeinde mit Birkenfeld und Dippach. Vor allem Ermershausen war und ist auch heute noch eine sehr finanzkräftige Gemeinde und die Grundversorgung der Einwohner ist in Ermershausen auch immer sehr gut gewesen. Im Verlauf der Gebietsreform sollte Ermershausen dann in die Gemeinde Maroldsweisach eingegliedert werden und seine Selbständigkeit aufgeben. Dagegen haben wir uns natürlich mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln gewehrt. Am 19. Mai 1978 ließ der Freistaat Bayern nachts um 330 Uhr 1 840 Polizisten in und um Ermershausen aufmarschieren, die sämtliche Unterlagen aus dem Rathaus mitnahmen. Ab da waren wir Maroldsweisach angeschlossen. Ein Gerichtsurteil hat im Nachhinein diese Eingliederung bestätigt: "Ermershausen hat die Grundversorgungseinrichtungen, die Steuerkraft und das Vermögen, um selbständig in einer Verwaltungsgemeinschaft zu sein. Ermershausen muss aber trotzdem hinnehmen, seine Steuerkraft und sein Vermögen in Maroldsweisach einzubringen, um dort die Steuerkraft zu stärken." Ich glaube, dass das die schlimmste Niederlage für die Gemeinde Ermershausen und für mich, in meiner Position als Bürgermeister, war.

Sie haben von ihrer schlimmsten Niederlage gesprochen, was sehen Sie als einen ihrer größten Erfolge an?

Höhn: Nach der Zwangsvereinigung mit Maroldsweisach haben wir eine Bürgergemeinschaft gegründet, in der wir 16 Jahre lang mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln um die Selbständigkeit für Ermershausen kämpften. Dabei haben die meisten Einwohner mitgeholfen und wir haben dann sogar einen CSU-Ortsverband gegründet, der 19 Delegierte zu den Kreisversammlungen stellte, die ebenfalls für unsere Eigenständigkeit kämpften. Ich habe in dieser Zeit meine Familie und mein Geschäft quasi geopfert, um bei unserem gemeinsamen "Freiheitskampf" erfolgreich zu sein. 1994 hatten wir es endlich geschafft. Wir waren wieder selbständig und ich wurde wieder zum Bürgermeister gewählt. Ich würde sagen, das war wirklich der größte Erfolg während meiner Tätigkeit in der Kommunalpolitik.

Wie Sie selbst erwähnt haben, war das eine sehr schwierige und anstrengende Zeit. Wo haben Sie die Kraft dafür hergenommen? Haben Sie irgendwelche Hobbys, mit denen Sie sich in ihrer Freizeit erholen und ablenken?

Höhn: In den schon erwähnten 16 Jahren blieb für Hobbys leider nur sehr wenig Zeit. Aber ich interessiere mich für die Geschichte. Vor allem die Archivarbeit würde ich zu einem meiner Hobbys zählen. Ich bin auch sehr naturverbunden und das Gärteln macht mir viel Spaß. Ich habe auch viele verschieden Ehrenämter inne, mit denen ich mich ablenken kann. Aber natürlich habe ich auch immer Unterstützung in der Familie, speziell von meiner Frau, die doch oft zurück stecken musste, in meinem Freundeskreis und auch in der Gemeinde gefunden.

Das hört sich so an, als hätte die Zusammenarbeit in der Gemeinde immer reibungslos geklappt . Gab es nicht auch manchmal Reibungspunkte oder auch Auseinandersetzungen wegen bestimmter Punkte?

Höhn: Doch, natürlich gab es auch teilweise Probleme. Allerdings muss ich sagen, dass es meistens keine wirklich ernsten waren. Erst in letzter Zeit gibt es öfters Meinungsverschiedenheiten im Gemeinderat und mir kommt es beinahe so vor, dass einige Gemeinderatsmitglieder von vorne herein vieles blockieren, was ich in dem mir verbleibendem letzten halben Jahr noch erreichen möchte. Meiner Meinung nach hätte einiges schon erledigt werden können. Das ist auch einer der Gründe, warum ich mich jetzt zurückziehen möchte. Ich habe schon so viel Kraft investiert und immer versucht, für Ermershausen und seine Einwohner das Beste zu erreichen. Ich möchte jetzt einfach entspannen und mich endlich meinen Hobbys widmen können. Außerdem ist es an der Zeit einem Jüngeren Platz zu machen.

Gibt es vielleicht noch etwas, was Sie gerne am Ende Ihrer doch sehr langen Amtszeit erledigen möchten? Was sehen Sie denn als nächstes Ziel an, das Sie gerne noch erreichen würden, oder wenn Sie es nicht mehr schaffen, was sollte Ihr Nachfolger Ihrer Meinung nach auf jeden Fall angehen?

höhn: Was ich noch gerne während meiner Amtszeit erledigt hätte, ist die Wasserversorgung in Ermershausen. Aber leider ist das auch eines von den Projekten, das nur sehr langsam vorwärts geht. Sollte ich es in meiner Amtszeit nicht mehr schaffen, dieses Problem zu lösen, wird es dann wohl mein Nachfolger angehen müssen.

 
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