Ihr Ziel, die Welt ein kleines bisschen besser zu machen, haben sie „ganz klar“ erreicht, sagte Matthias Vetter und strahlte. Zumindest haben die an der 72-Stunden-Aktion beteiligten Helfer – es waren im gesamten Dekanat Haßberge weit über 600 Kinder, Jugendliche und (junge) Erwachsene – innerhalb der nur drei zur Verfügung stehenden Tage unheimlich viel geleistet – und noch viel mehr Ansehen sowie Respekt in der Öffentlichkeit erlangt.
Kein Wunder: Schließlich war das ehrenamtliche Engagement enorm. Es wurde in vielen Gemeinden geplant, gehämmert, gesägt, gebohrt, gemauert, abgeschliffen, gezupft, geschaufelt, eingerissen, gestrichen, gemalt, gepflanzt oder gesäubert, was das Zeug hielt. „Einfach nur unglaublich“, lobte der Regionaljugendseelsorger am Sonntagnachmittag das ehrenamtliche Engagement und fügte hinzu: „Danke, danke und nochmals danke. Ich bin wirklich total überwältigt.“
Der 37 Jahre alte Religionspädagoge war ebenso wie die anderen Mitglieder des Koordinationskreises für die große Sozialaktion des Bundes der Deutschen katholischen Jugend (BDKJ), Praktikantin Hanna Lutz (Regionalstelle Haßfurt), Pastoralassistentin Katrin Fuchs, Dominic Meinhoff (beide Baunach), Sara Grein (Hofheim), Jonas Kollmann (Ibind), Julius Kraus (Zeil), Wolfgang Winter (Pfadfinder Haßfurt), Sabrina Piermaier und Johannes Lang (beide BDKJ Haßberge) viele Kilometer und noch mehr Stunden unterwegs, um sich die einzelnen Projekte der teilnehmenden 19 Gruppen vor Ort anzusehen.
Sein Fazit: „Alle Projekte sind super gelaufen“, freute sich der Regionaljugendseelsorger und fügte hinzu: „Es war sehr schön zu sehen, mit wie viel Spaß und Freude die jungen Leute an die Arbeit gegangen sind.“ Es ging „nicht nur darum, es zu schaffen, sondern gleichzeitig etwas Gutes zu tun.“ Vetter bezeichnete die 72-Stunden-Aktion als „absolut gelungen.“
Es hat sich in den vergangenen Tagen seit Donnerstagnachmittag viel verändert. In Sand etwa können sich die Mädchen und Buben im Kindergarten zukünftig unter anderem auf der neuen Wikinger-Wippe vergnügen, die Nicole Gebhardt und knapp 30 weitere Mitglieder der Jugendfeuerwehr gestalteten. „Wir kommen ganz gut voran und sollten heute fertig werden“, zeigte sich die Projektleiterin der Gruppe bereits am Samstagvormittag überzeugt. Die jungen Rothelme kümmerten sich deshalb um den Außenbereich der erst kürzlich renovierten Einrichtung, weil die Spielgeräte trotzdem „sehr marode“ waren. „Teilweise sind die beim Rütteln schon halb auseinandergebrochen. Da haben wir gesagt: Das müssen wir beheben. Es geht ja doch um Kinder. Und da ist es natürlich wichtig, dass sie sicher spielen können“, erklärte die 18-Jährige den Einsatz.
Von der Arbeitseinteilung gab es „keine Probleme. Es hat alles gut geklappt“, lobte sie das eingespielte Team. Auch seitens der benötigten Materialien war alles im grünen Bereich, denn die einheimischen Firmen spendeten fleißig. Und was ist, wenn es schon nächstes Wochenende eine Fortsetzung geben würde? „Ich denke, wir wären dabei“, lachte Nicole Gebhardt. „Es lohnt sich ja.“
Rentiert hat sich die Arbeit ein paar Kilometer mainaufwärts ebenso, denn in Knetzgau wurden die ersten Schritte für neue Jugendräume gemacht. Im alten Wohnhaus in der Ringstraße, bereits seit einigen Jahren im Besitz der Gemeinde, ist nach diesem Wochenende aufgrund einer großen Entrümpelungsaktion jedenfalls kein unbrauchbares Inventar mehr zu finden. Unter Beaufsichtigung von „Bauleiter“ Thomas Zettelmeier, zuständig unter anderem für die Jugendarbeit in der Gemeinde, brachten die 72-Stunden-Teilnehmer zudem den Garten auf Vordermann und rissen auch schon Tapeten von den Wänden und alte Böden heraus.
Einer wurde jedoch abschliffen, nachdem dieser erhalten werden soll. Freilich ist jetzt immer noch einiges zu tun in den kommenden Monaten. Die BDKJ-Sozial-Aktion aber war mehr als nur ein Anfang. „Die haben sich ganz schön anstrengen müssen“, hatte Matthias Vetter bei seiner Stippvisite fast schon Mitleid.
Wie viele andere Gruppen, etwa der Jugendchor „Cantarella“ mit der frisch renovierten Turnhalle auf der Eltmanner Main-Halbinsel, organisierte auch die Pfarrjugendgruppe aus Reckendorf zum Abschluss der Aktion am gestrigen Sonntagnachmittag ein Fest für die Bevölkerung.
Der Garten im Eberner Seniorenzentrum ist dank der „I Have A Dream Group“ (IHADG) zu einem Schmuckstück geworden. Und weil die Mitglieder auch zusammen mit Kindern und Jugendlichen mit einer geistigen Behinderung aus der Lebenshilfe zusammenarbeiten, ist es sogar ein „72-Stunden-Plus-Projekt“.
Für die Pädagogik-Studentin Katharina Hofmann (20) aus Lußberg, ebenfalls im Rat der „IHADG“, war es „wichtig, anderen Leuten zu helfen, auf andere Leute zuzugehen, mit denen man normalerweise nichts zu tun hat, und mit ihnen auch einmal kommuniziert.“
Mit großem Eifer beteiligten sich in Dampfach alle elf Ministranten an der 72-Stunden-Aktion: „Wir haben beschlossen, den Spielplatz an der Kirche neu zu gestalten“, erzählte die 13 Jahre alte Janne Kozlowski. „Ich finde, dass es eine gute Tat ist, in unserem Heimatort mit anzupacken und auch den Teamgeist innerhalb der Ministrantengruppe sowie in der Dorfgemeinschaft zu stärken“, sagte sie, „außerdem macht es sehr viel Spaß!“
Zusammen mit Mitgliedern der Jugendfeuerwehr und der Freiwilligen Feuerwehr, mit Kirchenpfleger Gregor Volk, Simon Wahler, der vor allem die Schreinerarbeiten ausführte, und Waldemar Neubeck haben die Ministranten unter der Projektleitung von Egon Fischer vom Verschönerungsverein kräftig gearbeitet, alle Spielgeräte und Bänke gestrichen, einen Sandkasten gebaut, Schmuckblumen aus Holz bemalt, 18 Kubikmeter Rindenmulch und 15 Tonnen Sand unter den Geräten verteilt, die Wippe und das Karussell von Grund auf saniert und das Karussell versetzt. Zudem erhielt das Wiegehäuschen eine komplett neue Wandverkleidung aus Holz.
Auch die Firmlinge aus Buch haben einen Spielplatz erneuert: den am Sportheim. Zusammen mit weiteren Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen bauten sie aus Naturmaterialien schöne neue Spielgeräte wie ein zwischen zwei Bäumen hängendes Holzxylophon, eine Treppe aus Holz zum Hüpfen, einen Schwebebalken und einen Barfußweg, der mit verschieden großen Kieselsteinen, Sand und Rindenmulch befüllt wurde. Außerdem wurde der Rutschenturm neu gestrichen.
„Auf alle Fälle wiederholenswert“ sei die BDKJ-Sozialaktion. Die zahlreichen Helfer benötigen jetzt aber „mindestens 72 Stunden Schlaf. Ich übrigens auch“, sagte Matthias Vetter und lachte. „Aber dann bin ich sofort wieder mit dabei.“ Zum Schluss appellierte er an die Lehrer, von denen Schüler am Wochenende im Einsatz waren. „Wenn Kinder am Montag im Unterricht besonders müde sind, sollen sie bitte nachsichtig sein.“ Mitarbeit: Ulrike Langer