Der vergangene Sonntag, der vierte Fastensonntag in der Fastenzeit, trägt den lateinischen Namen "Laetare", was "Freue dich" heißt. Der Grund für diese Bezeichnung liegt darin, dass die Mitte der Fastenzeit überschritten ist und Ostern näherkommt. Dieser Sonntag wird auch "Kleines Ostern" genannt, denn er ist der fröhliche und zuversichtliche Tag in der Passionszeit. Die am Sonntag in der Marienkirche in Königsberg aufgeführte Kantate von Johann Sebastian Bach "Ich hatte viel Bekümmernis" BWV 21 eignete sich wunderbar für diesen Sonntag. Zum ersten Mal wurde sie nachweislich 1714 in Weimar aufgeführt und später mehrfach neu gestaltet. Aufgrund ihres hohen Anspruchs und verschiedener Satztypen taugt sie als kompositorische Visitenkarte Bachs.
Der Kantorei Haßberge gelang zusammen mit dem Orchester aus Würzburg und den Solisten unter der Leitung von Dekanatskantor Matthias Göttemann innerhalb des Gottesdienstes in der Marienkirche eine beeindruckende Aufführung der Kantate Bachs, die in dessen Schaffen auch eine besondere Stellung einnimmt. Denn mit etwa 40 Minuten ist sie die längste Kantate, die Bach komponierte. Die große Spannung und Dramatik der Aufführung erinnern dabei an die großen Hauptwerke Bachs.
Zwiegespräch zwischen Oboe und Sopranistin
Zu erleben waren große Chorsätze, darunter zu Beginn der beeindruckende Choral "Wer nur den lieben Gott lässt walten". Eindrucksvoll wurde die gesamte Komposition wunderbar vom Chor und dem Solistenensemble gestaltet. Die Sopranarie "Seufzer, Tränen, Kummer, Not" ein berührendes Zwiegespräch zwischen Oboe und Sopranistin Bettina Meiners, ging besonders unter die Haut. Auch das Duett im zweiten Teil zwischen der von der Sopranistin gesungenen frommen Seele und Jesus, gesungen von Bassist Lorenz Schober, gelang sehr eindrucksvoll.
Der Schluss der Kantate mündete in ein Happy End. Es kamen die Trompeten dazu und die Kantorei Haßberge, die Solisten und das Orchester vereinten sich zu einem freudigen Lob. Dabei und während der ganzen Aufführung boten Chor, Orchester und die Solisten Sopranistin Bettina Meiners, Altistin Amélie Fritz, Tenor Stefan Schneider und Bass Lorenz Schober unter der einfühlsamen und dennoch stets äußerst sicher führenden Leitung von Matthias Göttemann den Besuchern einen Festgottesdienst mit einem musikalischen Kunstgenuss.
Geleitet wurde dieser Festgottesdienst anlässlich der Dekanatssynode des evangelischen Dekanates Rügheim von Dekanin Anne Salzbrenner. Die eindrucksvolle Predigt hielt Pfarrerin Melanie von Truchsess. Die Orgel spielte Ivo Schwinn. Ein besonderes Angebot in der Reihe von weiteren Konzerten mit denen die Kirchenmusik Haßberge in diesem Jahr ihr 20-jähriges Bestehen feiert.