Sichtlich stolz und glücklich gratulierte Berit Busch aus Burgpreppach ihrer ersten Auszubildenden Isabell Henneberger zur bestandenen Abschlussprüfung im Schneiderhandwerk. Mit einem maßgeschneiderten Damenanzug aus Schurwolle glänzte die Steinsfelderin bei ihrer praktischen Prüfung.
Begonnen hatte alles 2011 – bei einem Schulpraktikum in der „Butik Billa“ in Burgpreppach, der Schneiderei von Berit Busch. „Ich hatte gleich das Gefühl, dass hier jemand mit viel Leidenschaft bei der Sache ist und dass man das auf jeden Fall unterstützen muss“, erinnert sich die Inhaberin. Da die Begeisterung für diesen Beruf und füreinander auf beiden Seiten lag, entschloss sich die gelernte Damenschneiderin spontan, die junge Steinsfelderin einzustellen.
Eigens hierfür legte sie vor drei Jahren die Ausbildereignungsprüfung ab. Somit erhielt sie die Berechtigung Schneiderlehrlinge im eigenen Betrieb ausbilden und Isabell Henneberger als ihre erste „Azubine“ im neu gestalteten Atelier mit dem Schneiderhandwerk vertraut zu machen. Diese wollte schon immer was mit Händen gestalten, und fertigte zur Freude von Berit Busch immer neue kreative Kleidungsstücke, wie etwa ein selbst genähtes Dirndl mit Omas Blumenbettwäsche aus der guten alten Zeit.
Isabell Henneberger selbst war sehr erfreut über den Ausbildungsplatz zur Damenmaßschneiderin, da dieses Berufsfeld in der Umgebung so gut wie gar nicht mehr ausgebildet wird. Insgesamt wurden in diesem Jahr nur acht Prüflinge in ganz Unterfranken zur Prüfung gemeldet.
So nahm Isabell Henneberger bereitwillig die 56 Kilometer täglich zur Arbeit und die doch sehr geringe Ausbildungsvergütung, von nicht einmal 300 Euro, auf sich. Große Unterstützung fand Isabell in ihrer Mutter Gabi Henneberger, die ihre Tochter die ersten eineinhalb Jahre jeden Tag selbst von Steinsfeld nach Burgpreppach in die Schneiderei brachte.
Dritter Platz bei „Die gute Form“
Aber die Mühe lohnte sich: Für die praktische Prüfung entwarf die 19-Jährige einen stilvollen Hosenanzug für Damen aus hochwertiger Schurwolle mit glänzendem Seidenfutter. Dafür verarbeitete sie in einer Woche zirka fünf Meter Stoff – in 40 Arbeitsstunden.
Liebevolle Details wie offene Schlitze in der Unterarmnaht, stoffbezogene Knöpfe, handgearbeitete Knopflöcher oder aufwändig gearbeitete Paspelierungen am Kragen brachten ihr eine hervorragende Bewertung der Prüfungskommission ein.
Somit belegte sie im Wettbewerb „Die gute Form“ einen ausgezeichneten dritten Platz und wurde in der Handwerkskammer in Würzburg dafür geehrt.
Belohnt wird die tolle Leistung von Isabell auch von ihrer Chefin Berit Busch, die sie jetzt mit einem Gesellenvertrag im Geschäft übernimmt. Hier kann sie auch weiterhin ihrer kreativen Art freien Lauf lassen und neue Designs entwerfen, etwa für individuelle Stoffgeschenke. Diese sind nicht nur in der „Butik Billa“ zu finden, sondern waren auch auf der diesjährigen Modenschau der Unternehmergemeinschaft (UGB) Burgpreppach zu sehen.
Auch für namhafte Bühnendekorationen, Tanzkleiderkollektionen und manche aufregende Abendgarderobe sind die beiden Damen verantwortlich.
So stammen zum Beispiel die Gewinner Outfits der deutschen Meisterschaft der Ballettschule „On Point“ Haßfurt aus dem Burgpreppacher Atelier, mit denen die Tänzerinnen in Budapest zur Weltmeisterschaft angetreten sind (Wicked Musical).
Mittlerweile ist die Maßschneiderei „Butik Billa“ in Burgpreppach nicht nur einfach eine Schneiderei, sondern innerhalb von neun Jahren eine Ideenwerkstatt mit eigenem Ladengeschäft, ausgefallenen Geschenken mit persönlicher Note und einem kleinen Café geworden.
Auch im nächsten Jahr stellt Berit Busch einen Ausbildungsplatz zur Verfügung.
Jugendliche, die Interesse am Nähen haben, können sich gerne persönlich bei ihr melden, oder ihre Internetseite www.butik-billa.de besuchen.