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Bamberg
Vereint im Wunsch nach Frieden
Junge Ukrainerinnen leisteten Wort- und Liedbeiträge zur Demonstration auf dem Maxplatz.
Foto: Marion Krüger-Hundrup | Junge Ukrainerinnen leisteten Wort- und Liedbeiträge zur Demonstration auf dem Maxplatz.
Marion Krüger-Hundrup
 |  aktualisiert: 02.03.2024 02:49 Uhr

Zuletzt kamen dem Buben doch die Tränen. Zuvor hatte der ukrainische Schüler der Realschule Scheßlitz mit kräftiger Stimme das Lied "Mein Land, mein Vaterland" gesungen: eine berührende Melodie voller Sehnsucht nach der Heimat, die zu Herzen ging. Hunderte Menschen auf dem Maxplatz, darunter viele in die blau-gelbe Fahne der Ukraine gehüllt, applaudierten bewegt. Der Junge hatte den Nerv dieses denkwürdigen Tages getroffen: Am Samstag jährte sich die russische Invasion in die Ukraine zum zweiten Mal.

"Aus der Distanz ist dieser Krieg ein Stückchen Normalität geworden", beklagte Wolfgang Schubert, der die Menschenmenge zu dieser nachmittäglichen Demonstration begrüßte. Der Initiator und Leiter des Vereins "Freundschaft kennt keine Grenzen" hatte gemeinsam mit dem Verein "Bamberg: UA" zu dieser Solidaritätsveranstaltung aufgerufen. Von "Normalität" sei dagegen die kriegsgeschüttelte Ukraine weit entfernt, so Schubert. Noch am Samstagmorgen habe er während einer Videoschaltung mit einem ukrainischen Lehrer bei dessen Aussage schwer schlucken müssen: "Ein paar Stunden ohne Luftalarm ist wie ein Fest."

Während ukrainische Soldaten an der Front die demokratische Welt verteidigten, weckten die beiden Moderatorinnen auf dem Maxplatz, die Studentinnen Nadia Stetsiv und Tania Andrushiv, leidvolle Erinnerungen gerade bei ihren anwesenden Landsleuten. Bedrückende Opferzahlen aus der Kriegsstatistik prasselten auf die Demonstranten ein. Und die unvorstellbare Summe an von Russen zerstörten Krankenhäusern, Krankenwagen, Wohnhäusern der Zivilbevölkerung, kulturellen Einrichtungen. "Nur die Hoffnung und der Glaube an Gott halten uns aufrecht", versicherten die Moderatorinnen für ihr ukrainisches Volk.

Schweigeminute für die Kriegsopfer

So war es nur folgerichtig, dass Ivan Sokhan, Pfarrer der ukrainischen griechisch-katholischen Gemeinde St. Nikolaus in Gaustadt, zu einer Schweigeminute "für die Opfer ihres mörderischen Nachbarn" aufrief. Ja, und der Priester betete das "Vater unser", in das aber kaum jemand einstimmen konnte. Heißt es doch in einer Bitte: "…und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern…". Es sei Aufgabe der Kirche, die Herzen zu bilden, denn das Böse wurzelt im Herzen, betonte Pfarrer Sokhan. Er dankte den Bambergern für alle Unterstützung in den vergangenen zwei Jahren und für das deutliche Zeichen der Solidarität an diesem Jahrestag.

Oberbürgermeister Andreas Starke würdigte in seinem Grußwort das breite Netzwerk an Ukraine-Hilfe, das sich innerhalb kürzester Zeit in Bamberg entwickelt habe. Der OB nannte Initiativen wie die Vereine "Bamberg: UA", "Freundschaft kennt keine Grenzen", "Freund statt fremd" und die vielen ehrenamtlichen Helfer und Helferinnen: "Ihnen allen ist es zu verdanken, dass die Bereitschaft der Bamberger Bürgerschaft die Ukrainer zu unterstützen, nach wie vor ungebrochen ist."

Hunderte Menschen versammelten sich am Samstagnachmittag auf dem Maxplatz, um ihre Solidarität mit der Ukraine zu bekunden.
Foto: Marion Krüger-Hundrup | Hunderte Menschen versammelten sich am Samstagnachmittag auf dem Maxplatz, um ihre Solidarität mit der Ukraine zu bekunden.

Das große Solidaritätsbekenntnis zu Beginn des dritten Kriegsjahres sei ein wichtiges Zeichen dafür, dass die Ukraine nicht in Vergessenheit gerate: " Wir stehen fest an der Seite der Ukraine, so lange wie nötig und bis ihre Menschen wieder in Frieden und Freiheit leben können", erklärte Starke. Dieser Wunsch nach Frieden und Freiheit für die Ukraine verbinde auch jetzt auf dem Maxplatz.

Langjährige Kontakte der Uni zur Ukraine

Einen besonderen Akzent auf die Demo setzte Professor Stefan Hörmann, Vizepräsident für Lehre und Studierende der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Er verwies auf die langjährigen und selbstverständlichen Kontakte der Uni zu ukrainischen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen sowie die intensiven Bemühungen zur vermehrten Gewinnung ukrainischer Studierender. So sei der Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine am 24. Februar 2022 auch an der Uni Bamberg "ein tiefsitzender Schock gewesen", blickte Professor Hörmann zurück. Schon am 26. Februar 2022 habe die Universitätsleitung in einer Stellungnahme den völkerrechtswidrigen Truppenangriff der Russischen Föderation auf das Territorium der Ukraine verurteilt. Die Uni habe ihre Solidarität mit der Ukraine bekundet, aber auch mit den Wissenschaftlern in Russland, die sich "mutig und trotz der Gefahr großer Repressalien gegen den Krieg aussprachen".

Professor Hörmann mahnte, dass "unsere Gesellschaft nicht kriegsmüde werden darf", und die fortwährende Unterstützung der Ukraine und die Aufnahme von vor dem Krieg geflüchteten Menschen nicht zunehmend als Belastung empfunden werden dürfe. Vielmehr gehe es gerade jetzt darum, Haltung zu zeigen und jeder Form von Fremdenfeindlichkeit konsequent entgegenzutreten. Und dazu beizutragen, dass Menschen - gerade auch junge Menschen – Perspektiven für ihre Zukunft erkennen können, so der Uni-Vizepräsident.

Seine eindringlichen Worte fanden greifbaren Ausdruck in der Demo-Mitwirkung vieler ukrainischer Schüler und Schülerinnen aus Schulen in Stadt und Landkreis Bamberg. In Deutsch drückten sie ihre Hoffnung auf eine friedvolle Zukunft aus. Und warben darum, dass Bamberg offen bleibt: für derzeit rund 1200 Menschen aus der Ukraine, die hier Zuflucht gefunden haben.

 
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