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Königsberg
Verdacht auf Herzinfarkt: Aufwendiger Rettungseinsatz im Wald bei Königsberg
Nachdem ein Wanderer zusammengesackt war, wurde das unwegsame Gelände zur Herausforderung. Die Retter mussten ihre Fahrzeuge stehen lassen und zu Fuß weitergehen.
Rettungseinsatz im Wald bei Königsberg: Mitarbeiter von Rettungsdienst, Bergwacht und Luftrettung brachten den Patienten zum Hubschrauber.
Foto: Michael Will | Rettungseinsatz im Wald bei Königsberg: Mitarbeiter von Rettungsdienst, Bergwacht und Luftrettung brachten den Patienten zum Hubschrauber.
Peter Schmieder
 |  aktualisiert: 09.02.2024 09:55 Uhr

Am Sonntagnachmittag mussten Einsatzkräfte des Rettungsdienstes, der Bergwacht, sowie eine Notärztin und ein Rettungshubschrauber zu einem Einsatz im Wald bei Königsberg aufbrechen. Ein 72-jähriger Mann war auf einem Wanderweg, der mit Fahrzeugen nicht zu erreichen war, zusammengesackt. Laut einer Pressemitteilung des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) hatte der Wanderer möglicherweise einen Herzinfarkt.

Wie das BRK berichtet, war der Mann aus dem Landkreis Schweinfurt zusammen mit seiner Frau unterwegs. Das Ehepaar war am Mittag vom Parkplatz der Burgruine Königsberg zur Wanderung durch den Wald aufgebrochen. Nach rund 1,2 Kilometern habe der Senior gesundheitliche Probleme bekommen und sei zusammengesackt, heißt es in der Pressemitteilung des BRK. "Unmittelbar darauf wurde ein Notruf an die Integrierte Leitstelle (ILS) Schweinfurt abgesetzt, die sofort einen Rettungswagen und eine Notärztin von der Rettungswache Hofheim alarmierte", schreibt das Rote Kreuz.

Mehr als 500 Meter von der nächsten Straße entfernt

Bereits zum Zeitpunkt des Notrufs war klar, dass sich die Einsatzstelle mitten im Wald befand, in unwegsamem Gelände und mehr als 500 Meter entfernt von der nächsten Straße. So alarmierte die Leitstelle zusätzlich zum Rettungswagen und der Notärztin auch Rudi Hauck, den Einsatzleiter des BRK-Rettungsdienstes, sowie den Einsatzleiter der Bergwacht Rhön.

Auf dem schmalen Waldweg war für die Rettungsfahrzeuge kein Durchkommen. Die Einsatzkräfte mussten ihre Autos stehen lassen und zu Fuß weitergehen.
Foto: Michael Will | Auf dem schmalen Waldweg war für die Rettungsfahrzeuge kein Durchkommen. Die Einsatzkräfte mussten ihre Autos stehen lassen und zu Fuß weitergehen.

Laut Pressemitteilung dauerte es nicht lange, bis die Besatzung des Rettungswagens und des Notarztfahrzeugs eintrafen. Ein Passant empfing die Retter an der Straße und zeigte ihnen den Weg zur Einsatzstelle. Als der Waldweg zu schmal wurde, um mit dem Rettungswagen weiterzufahren, mussten Notfallsanitäter Jan Schroll und Rettungsdiensthelfer Julian Kram das Fahrzeug stehen lassen und zu Fuß weitergehen.

Mit 30 Kilo Ausrüstung auf einem hügeligen und rutschigen Waldweg

Eine besondere Herausforderung dabei war, dass sie die Komplette notfallmedizinische Ausrüstung mit einem einem Gesamtgewicht von über 30 Kilogramm bis zur mehr als 500 Meter entfernten Einsatzstelle tragen mussten – und das bei hochsommerlichen Temperaturen auf einem hügeligen und teilweise rutschigen Waldweg. In dem Notfallrucksack, den sie mitnehmen mussten, befinden sich unter anderem Medikamente, ein EKG-Gerät, eine Absaugpumpe und eine tragbare Sauerstoffversorgung.

Wie das BRK berichtet, formten Schroll und Kram an einer Kreuzung mehrerer Waldwege einen Pfeil aus drei Ästen, um nachrückenden Einsatzkräften den Weg zur Einsatzstelle zu zeigen. Als sie schließlich den Patienten und seine Frau erreichten, begannen sie mit der notfallmedizinischen Versorgung. Wenige Minuten später traf auch die Notärztin ein. Der Mann sei ansprechbar und "soweit in einem stabilen Zustand" gewesen, heißt es in der Pressemitteilung. Die Ärztin diagnostizierte den Verdacht auf einen Herzinfarkt.

Neben dem Roten Kreuz wurde auch die Bergwacht aus der Rhön alarmiert.
Foto: Michael Will | Neben dem Roten Kreuz wurde auch die Bergwacht aus der Rhön alarmiert.

In der Zwischenzeit waren bereits drei Einsatzkräfte der Bergwacht Rhön, darunter Einsatzleiter Daniel Haßmüller, mit einem geländegängigen Rettungsfahrzeug auf dem Weg, allerdings war die Anfahrt rund 70 Kilometer weit. BRK-Einsatzleiter Rudi Hauck forderte schließlich einen Rettungshubschrauber zum Transport des Patienten nach.

Genaue Ortsbeschreibung kann Leben retten

Nach Eintreffen der Bergwacht wurde der 72-Jährige auf ein Rettungstuch gelegt und auf den fahrbaren Bergrettungsschlitten umgelagert. So konnten ihn die Rettungskräfte durch das unwegsame Gelände zum Landeplatz des Hubschraubers bringen. Kurz darauf landete der Rettungshubschrauber "Christoph 27" der Deutschen Rettungsflugwacht (DRF) aus Nürnberg auf einem Feld in der Nähe der Einsatzstelle und brachte den Patienten ins Klinikum Bamberg.

Einsätze wie dieser zeigen laut Will, dass es von Vorteil ist, wenn der Notfallort recht genau beschrieben werden kann. Hilfreich sei auch, entsprechende Einweiser für die Rettungskräfte bereitzustellen. "Zur Lokalisierung von Notrufern kann die ILS den ungefähren Standort eines Handys mit Zustimmung des Beteiligten lokalisieren und so GPS-Daten erfassen", lautet ein weiterer Tipp des Roten Kreuzes. Eine weitere Möglichkeit, seinen Standort auf der ganzen Welt auf wenige Meter zu benennen, biete die App "what3words". "Mit ihr genügen drei Wörter, um jedes drei mal drei Meter große Quadrat weltweit zu finden und beispielsweise an Rettungszentralen zu teilen", empfiehlt Will.

 
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Kommentare
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  • clubfan2@gmx.de
    Am Mittag bei hochsommerlichen Temperaturen
    gehn die Leut wandern...
    und wissen gar nicht das sie sich in Gefahr begeben...

    es gibt nicht umsonst in südlichen Ländern Siesta
    weils einfach zu heiß ist um was zu tun..

    genauso wenn in einer Bruthitze Fahrrad gefahren wird
    am besten noch mit freiem Oberkörper und ohne Kopfbedeckung...

    irgendeiner wird uns schon helfen wenn was passiert...

    mit gesundem Menschenverstand
    würde vieles erst gar nicht passieren...

    aber dann wäre man ja nicht cool...
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  • Erding
    So ähnlich ist es auch bei den Impfgegnern. Wenn sie sich angesteckt haben und ins Krankenhaus müssen, dann ist das Geschrei groß. Wenn´s noch zum großen Schreien reicht. Die Siesta hat in vielen Haushalten Einzug gehalten. Aber es sind da noch die Unverbesserlichen. Und dann noch keine Planung über den Wanderweg. Respekt den vielen Helferinnen und Helfern. Auch dass bei der sehr belasteten Aktion keiner von denen Schaden erleiden musste. Eine ganz schöne Totur diese Tour für alle Beteiligten. Ob der Patient daraus gelernt hat? Fazit: Nicht mein Ding bei solchen Temperaturen. Wenn dann in aller Herrgottsfrüh los und ab elf Siesta in schattiger und kühler Umgebung. Aber auch nicht unbedingt am Strand. Der Spätnachmittag und Abend ist noch lang. Übrigens ein kleiner Trost für die Retter. Die Autos haben heutzutage meistens eine Klimaanlage. Patient im
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  • flyarcus@gmx.de
    Was wollen sie uns damit sagen? Dass nur gesunde Menschen wandern dürfen? Hier war ein Notfall...Danke an unser perfektes Rettungssystem!
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  • Erding
    Ich wollte damit nur das eine sagen: "Gesunder Menschenverstand!" Und sicher auch das "Elternhaus". Warum wurde der Steg in den Bergen -über den Sturzbach der Klamm am Fuße der Zugspitze trotz strömenden Regen nicht gesperrt. Warum sind die Leute überhaupt da noch gewandert? Zwei Menschen werden noch vermisst. Wie kann man von einem perfekten Rettungssystem sprechen, wenn Retterinnen und Retter verletzt werden oder gar zu Tode kommen? Die Vorsorge fängt bei einem selber an. Safety first. Dies ist übrigens ein wichtiger Grundsatz für Retterinnen und Retter. Alles hat seine Grenzen. Welche Reaktionen bekommen dann die Retterinnen und Retter? Es gehört viel dazu von einem Vorhaben Abstand zu nehmen und es zu verschieben oder rechtzeitig abzubrechen.
    Wiederum dieses: "Safety first!" Oder morgen ist auch noch ein Tag. Wer bezahlt das alles? A propos Notfall: Was hatte denn diesen Notfall erst ausgelöst? Genau!
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