Dem Wirtshaussterben stellt sich Gastwirt Uwe Rädlein mit seiner Familie und seinem Team entgegen. Viel Lob gab es dafür am Freitagabend im kultigen „Tunnlsaal“ des Gasthauses Faber-Rädlein. Dazu hatte die Gastwirtsfamilie zum Jubiläum 125 Jahre Gasthaus Faber-Rädlein und 90 Jahre Tunnlsaal eingeladen.
Das kreative Jahresprogramm mit Wirtshaussingen, Musikantentreffen, Akustik-Rocknacht, Heimatabend zur Kirchweih oder Wirtshauskabarett am Jahresende stellten die Redner besonders heraus – neben der guten Küche und dem Wirtshausbetrieb. Gastwirt Uwe Rädllein stach das erste Fass Freibier an. Auch ansonsten war das kulinarische Angebot für die rund 130 geladenen Gäste kostenlos.
Kunden sind Gäste
In der Begrüßungsansprache interpretierte der Gastwirt ein Grußwort des inzwischen verstorbenen Kraisdorfer Gastwirts Willi Bühler, der vor zehn Jahren zum 100. Geburtstag des Gasthauses Bühler gesagt habe: „Wir Gastwirte haben das Privileg, unsere Kunden Gäste nennen zu dürfen.“ Rädlein sehe das als hohes Gut an und am heutigen Tag seien Freunde „und uns wohlgesonnene Menschen da“.
Pfarrer Michael Thiedmann berichtete in launigen Worten aus einem Chronik-Eintrag von 1912, wonach der damalige Pfarrer über die Wirtshauskultur lästerte. Sogar die Frauen hätten sich an den Geistlichen gewandt mit der Bitte, die Männer dahinzubringen, nicht so oft ins Wirtshaus zu gehen. Der Erfolg sei bis heute bescheiden geblieben, ließ Thiedmann wissen, und fasste philosophisch zusammen: Gasthäuser seien Orte, wo Menschen Freud und Leid miteinander teilen.
Für den Dritten Bürgermeister der Marktgemeinde Burgpreppach, Reinhold Klein, zeichnen der fränkische Stil des Hauses und die familiäre Herzlichkeit den Gasthof aus. Die vielen musikalischen und kulinarischen Veranstaltungen seien für die Marktgemeinde ein Gewinn. Er hatte einige Kartenspiele für die Wirtsstube im Gepäck, „damit die Burgpreppacher Trümpfe immer stechen können“.
Viele Auszeichnungen
„In manche Dörfer geht man gern – so ein Dorf ist Iwinn mit seinem Wirtshaus“ – dieses Kompliment kam vom Landtagsabgeordneten Steffen Vogel, der auch Glückwünsche von Landrat Wilhelm Schneider überbrachte. Die vielen Auszeichnungen, die das Wirtshaus in den vergangenen Jahren erhalten habe, zeugten von der Menschlichkeit und der sozialen Kompetenz der Wirtsfamilie. Unter anderem sei das Gasthaus als eines der hundert besten Heimatwirtschaften in Bayern ausgezeichnet worden und der „Tunnlsaal“ habe das Prädikat „Anerkanntes Kulturgut Unterfrankens“ der Bezirksregierung erhalten. Dafür dankte Vogel der Familie Rädlein, die „ein Musterbeispiel dafür ist, wie kreativ eine Familie sein kann“.
Lob für die Familie und das Team kam auch von Georg Hiernickel, Gebietsvertreter der Kulmbacher Brauerei, „weil Sie etwas leisten, was Respekt und Achtung bedarf“. Es sollte jedem bewusst werden, „was wir in dem Haus erhalten: eine familiäre Atmosphäre“.
Namens der Vereinsgemeinschaft der Ibinder Schrollnhüpfer und der Feuerwehr dankte Michael Hofmann der Wirtsfamilie und hoffte, dass das Gasthaus noch lange am Leben erhalten werde. An Uwe Rädlein überreichte er ein historisches Emaille-Schild mit einem Bierglas-Motiv aus den 1950er Jahren. Den Glückwünschen schloss sich der Skiclub „Chain Gang“ an, dessen Sprecher Jürgen „Josch“ Oeser auf die Geschichte des Clubs einging und vor allem Wirtin Andrea Rädlein hervor. Diese bekam stehenden Applaus von den Gästen.
Ein Altbekannter im Tunnlsaal, der „Frankensima“ Philipp Simon Goletz aus dem Frankenwald, ging poetisch auf das Gasthaus und die Familie ein. Er filetierte die vielen Veranstaltungen übers Jahr auf seine Art und bekam immer wieder Szenenapplaus für die Pointen. Einige Tunnlsaal-Musikanten, wie Waldi Butterhof, Patrick Valtermeyer oder Vanessa Rädlein, gratulierten musikalisch.
Religiöses Novum
Was dann am Sonntag im „Tunnlsaal“ stattfand, dürfte wohl der erste ökumenische Gottesdienst in einem Wirtshaus in der Region gewesen sein. In lockerer Atmosphäre und doch mit sehr religiösem Anstrich führten Pfarrer Michael Thiedmann aus Burgpreppach und sein katholischer Kollege, Pastoralreferent Günter Schmitt aus Theres, durch den Gottesdienst. Und die Besucher waren begeistert. „Sowas müsst halt öfters sei“, kommentierte eine Besucherin am Ende.
Die Geistlichen gingen auf die Aufgabe und Verantwortung eines Wirtes ein, der durchaus – wie ein Seelsorger – sich der Nöte der Gäste annehme und jemanden zuhöre, „der als Letzter in der Kneipe sitzt, und dem Wirt sein Herz ausschüttet“, wie Thiedmann meinte.
Dass das Gasthaus Faber-Rädlein das einzige im Dorf ist, mache die Beziehung zu den Dorfbewohnern noch intensiver. So lobte ein Gottesdienstbesucher, der vor 40 Jahren nach Ibind zog, die familiäre und gastfreundliche Atmosphäre. „Ich habe mich von Anfang an hier wohlgefühlt“, sagte er.
Auch bei der Liedauswahl gings bodenständig zu. Neben Liedern aus den Gesangbüchern wurden die drei Strophen von „O du, mein Frankenland“ gesungen – so heimatbezogen, wie es ein Wirtshaus sein soll, meinte Schmitt. Für die musikalische Umrahmung sorgten „Die Schlossberger“ aus Hohnhausen.