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RAUHENEBRACH
Untersteinbach zeigt sich gegenüber Flüchtlingen weltoffen
Informationsabend zum Thema Asyl: Bürgermeister Matthias Bäuerlein war positiv überrascht von der hohen Anzahl der Interessierten am Thema Asylbewerber.
Foto: Helmut Kistner | Informationsabend zum Thema Asyl: Bürgermeister Matthias Bäuerlein war positiv überrascht von der hohen Anzahl der Interessierten am Thema Asylbewerber.
ara
 |  aktualisiert: 10.05.2015 18:47 Uhr

Größer konnte der Gegensatz nicht sein: Hier die noch in der Nacht vor der Informationsveranstaltung zur Betreuung und Integration der künftig in der Gemeinde untergebrachten Flüchtlinge an die Tür des Schützenhauses angehefteten Zettel mit der Aufschrift „Wir brauchen kein Asylantenheim“, dort die sich abzeichnende große Hilfsbereitschaft in der Gemeinde.

So war Bürgermeister Matthias Bäuerlein positiv überrascht, als das Schützenhaus in Untersteinbach fast bis zum letzten Platz gefüllt war. Der Informationsabend sollte Fragen der sozialen Betreuung und Integration der Flüchtlinge klären. Der Bürgermeister machte deutlich, dass Deutschland – unabhängig von den rechtlichen Rahmenbedingungen – eine soziale Verantwortung für Flüchtlinge besitze, da es christlich geprägt und wohlhabend sei. Es sei wichtig, entsprechende Strukturen aufzubauen, gerade vor dem Hintergrund, dass nach einer Familie aus dem Kosovo zwei Familien mit jeweils zwei Kindern aus der Ukraine in Untersteinbach Zuflucht suchen.

Dagmar Schnös, Gemeindereferentin und Familienseelsorgerin aus Knetzgau, stellte grundsätzliche Fragen an Dieter Sauer, Leiter des Amtes für Soziales und Senioren am Landratsamt Haßberge. Der Landkreis sei mit 600 Unterkunftsplätzen sehr gut aufgestellt, sagte Sauer. Hierzu mietet der Landkreis Wohnungen oder Häuser, vor allem von privater Seite, an. Generell sei die Situation nicht mehr ganz so kritisch, da in Unterfranken gerade einige größere Gemeinschaftsunterkünfte eröffnet werden.

Laut Sauer komme ein großer Anteil der Flüchtlinge aktuell aus dem Kosovo. In diesen Fällen würden die Asylanträge in der Regel jedoch abgelehnt. Die zweite große Gruppe komme aus dem Nahen Osten, aus Syrien oder dem Nordirak. Diese Menschen flüchteten zunächst nach Ägypten und Libyen. Da sie dort nicht geduldet würden, führe sie der Weg weiter nach Europa. Zudem kämen viele Flüchtlinge aus West- und Ostafrika. Vor allem aus Nigeria und Mali würden viele junge Leute auf Grund der Ebolakrise fliehen.

Genau diese Flüchtlinge müssten oft weit länger als den Durchschnitt von sechs bis sieben Monaten warten, bis der Asylantrag bearbeitet wird. Zuerst seien die Anträge der Migranten aus dem Kosovo, welche meist abgeschoben werden, an der Reihe, dann die der Flüchtlinge aus Syrien, die fast immer eine Aufenthaltserlaubnis erhalten.

Viele Besucher des Abends fragten, wie Geld Asylbewerber bekommen. Reich werden sie sicherlich nicht, beruhigte Sauer. So erhält ein Erwachsener 260 Euro für Ernährung und Kleidung sowie weitere 143 Euro für Zusatzausgaben wie Fahrtkosten oder Ähnliches. Pro Kind bis zu einem Alter von sechs Jahren gibt es 84 Euro für Zusatzausgaben. Insgesamt werde Sozialhilfeniveau angestrebt.

Unterstützung in der Organisation des täglichen Lebens erfahren die Asylbewerber besonders durch die Caritas. Hildegard Wolf arbeitet dort als Asyl- und Sozialbearbeiterin im Landkreis Haßberge. Wie sie in Untersteinbach berichtete, helfen sie und ihre drei Kollegen, wenn es darum geht, eine Apotheke, Einkaufsmöglichkeit oder Busverbindung ausfindig zu machen. Ebenso helfe man bei der Beschaffung von Informationen, bei rechtlichen Fragen, der Abgabe von Erklärungen oder beim Ausfüllen von Bescheiden.

Doch ohne die Hilfe von Ehrenamtlichen bei der Betreuung würde die Integration der Flüchtlinge niemals so gut klappen, betonte Sauer. Ein hervorragendes Beispiel dafür ist Lena Schuster, die freiwillig in der Gemeinschaftsunterkunft in Dippach bei Eltmann Asylbewerbern Deutschunterricht gibt. Sie erzählte in Untersteinbach von deren Freude und Begeisterung, etwas lernen zu können. Sie selbst sei erst kürzlich in der Ukraine gewesen und konnte sich so ein gutes Bild davon machen, was die Flüchtlinge dort erleiden mussten. Sie freue sich auf die zwei Familien aus der Ukraine, denen sie mit Hilfe ihrer Russischkenntnisse Deutsch beibringen möchte.

Nachdem alle grundlegenden Fragen angesprochen worden waren, ging am Ende noch eine Liste im Schützenhaus herum, in die sich die Anwesenden für Hilfsdienste eintragen konnten.

 
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