Eigentlich sei die Presse nicht eingeladen worden, so Untermerzbachs Bürgermeister Helmut Dietz. Es handle sich hier um eine nichtöffentliche Versammlung. Eingeladen waren am vergangenen Mittwoch aber die Bürger von Buch und Gereuth und 40 von den rund 200 Einwohnern waren der Einladung gefolgt. Es ging darum, die Bürger über einen geplanten Solarpark zu informieren und auszuloten, wie die Bucher und Gereuther zu dem Ansinnen stehen.
Ebenfalls vor Ort war Sepp Bichler, Gründer und Geschäftsführer der „Energiebauern GmbH“. Er möchte das Projekt in der Gemeinde Untermerzbach umsetzen und auf einer Fläche von 20 Hektar Solarmodule installieren. Enthusiastisch berichtete er von der Entwicklung seiner Firma und vor allem von seiner Zielsetzung. „Mein Ziel war es immer, mehr Energie zu erzeugen, als ich verbrauche“, betonte Bichler. Als aktiver Atomkraftgegner sei ihm schon früh klar gewesen, dass man entsprechende Alternativen finden muss.
Mit seiner Begeisterung für saubere Energie konnte Bichler schon seine Söhne Martin und Florian für ein starkes Engagement im Familienunternehmen begeistern. Auch der Gemeinderat von Untermerzbach, dem er das Projekt, welches dann sein 60. dieser Art wäre, bereits vorgestellt hatte, war von dem Unternehmen überzeugt.
Es gebe viele „Heuschrecken“ in diesem Sektor, sagte Bürgermeister Dietz. Die familiengeführte Firma „Energiebauern“ gehöre aber wohl nicht dazu. Auf ihn wirke die Firma vertrauenswürdig. Der Solarpark soll zwischen Buch und Kurzewind entlang des Panoramaweges entstehen. Das war auch der Knackpunkt der wenigen Kritiker in der Versammlung. Die angedachte Begrünung mit strukturgebenden Pflanzen – also Bäumen und Büschen – verbaue die schöne Sicht, die man vom Weg aus habe. In diesem Zusammenhang beruhigte Bichler. Man könne hier durchaus die Bepflanzung den Bedürfnissen anpassen. Für Anregungen aus der Bevölkerung sei er dankbar. Sie diene zur Optimierung der Anlage. Grundsätzlich müssten die Menschen sich aber darauf einstellen, dass sich das Landschaftsbild im Zuge der nun gesetzlich verankerten ökologischen Verbesserungen ändert. Von der Bevölkerung sei dies ja auch gewünscht, so Bichler bezugnehmend auf das jüngste Bürgerbegehren.
Ökologisch wertvoller
Der Solarpark werde eine ökologisch wesentlich wertvollere Fläche, als dies bei intensiver landwirtschaftlicher Nutzung der Fall sei. Die Kräuter- und Blühwiese zwischen den Modulen werde von Schafen beweidet und die Rand- und Sichtbegrünung diene vielen Vogelarten als Lebensraum. Vier der 20 Hektar würden als Ausgleichsfläche genutzt. Diese Einlassung Bichlers fand nicht nur die Zustimmung der Besucher, sondern auch die eines Landwirtes, der konventionellen Ackerbau betreibt. „Wenn die Fläche mit Mais bestückt ist, wird die Sicht auch eingeschränkt“, betonte er. Die bewirtschaftete Fläche werde dann zudem gedüngt und der ökologische Nutzen sei gering im Vergleich mit einem derartigen Solarpark.
Ob die Gemeinde geprüft habe, ob auch andere Flächen infrage kämen, wurde aus der Versammlung gefragt. Bürgermeister Dietz erklärte, dass es dazu keinen Anlass gebe. Der Solarpark soll auf privatem Grund entstehen und es gehe für den Gemeinderat nur darum, ob man das Ansinnen befürworte oder nicht. Die Gemeinde selbst nenne sowieso keine so großen Flächen, auf denen ein Solarpark Sinn mache, ihr Eigen. Einen Vorteil von dieser Anlage könne die Gemeinde durch Gewerbesteuereinnahmen generieren, so Bichler. Für jede Anlage werde eine Gesellschaft gegründet. Die Gewinne, die zu erwarten sind, würden also vor Ort versteuert. Auch Beteiligungen an dem Projekt durch die Gemeinde oder durch eine entsprechende Genossenschaft seien möglich.
Nachgefragt wurde auch, ob große Beeinträchtigungen durch Spiegelungen zu erwarten seien, bis der Sichtschutz gewachsen ist. Hierauf erklärte Bichler, dass die Module inzwischen entspiegelt seien. Er habe aber kein Problem damit, hierzu ein Gutachten erstellen zu lassen. Überhaupt arbeite seine Firma bei jedem Projekt mit den jeweiligen Natur- oder gegebenenfalls Wasserschutzbehörden eng zusammen. Da habe man noch nie Probleme gehabt. Außerdem habe er die Erfahrung gemacht, dass der Zuspruch der Bevölkerung mit der Inbetriebnahme der Anlage wachse.
Nach 20 Jahren abgeschrieben
Zur Lebensdauer erklärte Bichler, dass die Anlage nach 20 Jahren abgeschrieben sei. Meist laufe sie noch etliche Jahre länger. Nach 30 Jahren müsse sie entweder abgebaut oder neu beantragt werden. Offensichtlich konnte Bichler die Besucher der Versammlung durch seine Argumentation überzeugen.
Nur zwei der Anwesenden sprachen sich bei einer Abstimmung gegen die Freiflächenphotovoltaikanlage aus. Dies allerdings mit Nachdruck, denn sie verkündeten, dass man in der Gemeinde Unterschriften gegen den Solarpark sammeln wolle.