Sechs Syrer, ein Lieblingsessen: Shakria. Das ist Lammfleisch mit Joghurtsoße, Safran und Reis. Ihre Mutter kocht es natürlich am besten, denn klar ist: Daheim schmeckt es immer am leckersten. Das und anderes haben sechs syrische Flüchtlinge dem Sozialkundekurs von Alexandra Weber aus der Q12 des Regiomontanus-Gymnasium bei einem gemeinsamen Frühstück erzählt.
Unter ihnen befinden sich 23- bis 28-jährige Studenten (Zahnmedizin, Journalismus, Arabisch ...), Künstler, Arbeiter und vor allem sehr nette, offene Menschen. Im Gespräch mit den Studenten wird schnell das schwere Schicksal dieser Menschen deutlich, die vor fehlender Meinungsfreiheit und dem Bürgerkrieg in Syrien flohen, bei dem sich ISIS, der Machthaber Baschar al-Assad und Rebellen bekämpfen. Aufmerksam und gespannt verfolgen die Schüler die Ausführungen der Flüchtlinge über ihr Leben, die Lage in ihrem Heimatland Syrien, die Flucht und über ihre aktuelle Situation.
,,Die Zukunfts- und Überlebenschancen waren gleich null", so berichten es die Flüchtlinge, „denn nur wer tötet, wird nicht als mutmaßlich verbrecherischer Oppositioneller in ein Gefängnis geworfen und getötet“. Nach Abschluss des Studiums sollten alle zum Militärdienst eingezogen werden. Die Möglichkeiten, die ihnen blieben, waren nur Kampf oder Flucht. Alle sechs entschieden sich für Letzteres und mussten für mehr Freiheit ihre Familie, Besitz und vor allem ihre Heimat zurücklassen. Etwas, was für alle Anwesenden unvorstellbar bleibt, leben wir doch in einem friedlichen und beschaulichen Umfeld. Umso mehr schockieren die Schüler die Berichte über die Flucht jedes Einzelnen.
Im Schnitt dauerte diese Flucht eine bis drei Wochen und führte durch die Türkei, über das Mittelmeer, durch Griechenland, Mazedonien, Bulgarien, Serbien, Kroatien, Ungarn, Österreich und Deutschland, bis sie schließlich in Haßfurt ankamen. Auf ihrem Weg nach Europa bzw. nach Deutschland mussten sie sich zahlreichen Gefahren wie zum Beispiel Kälte, sinkenden Booten durch Überbesetzung, langen Fußmärschen, einem kurzen Gefängnisaufenthalt in Bulgarien und einer möglichen Abweisung durch die ungarische Polizei aussetzen.
Schließlich schafften es alle sechs, Moayad, Touwfek, Hossam, Wissam, Mostafa und Abdullah. Sie haben zunächst in der Turnhalle Ost am Dürerweg in Haßfurt zusammen mit vielen anderen Syrern gewohnt, nun im Landkreis einen Platz gefunden und fangen an, mit Fleiß und Neugier Deutsch zu lernen. In der anderen Turnhalle leben Afghanen und Iraker mit Kindern. Dort schläft man auf Feldbetten, mit dicken Daunendecken, dicht aneinandergereiht, teilweise ist für mehr Privatsphäre bei Familien durch provisorische Trennwände aus Stoff gesorgt. Viel besitzen sie nicht. Das Allerwichtigste ist ein Handy, um Deutsch zu lernen, Kontakt mit der Familie zu halten oder sich tagsüber zu beschäftigen, wenn es wie so häufig nichts zu tun gibt.
Natürlich wünschen sich alle, so bald wie möglich Deutsch zu sprechen, arbeiten und weiterstudieren zu können und sich eine sichere Zukunft aufzubauen. Die Syrer hoffen auf mehr Kontakt und Konversation mit den Einheimischen, um sich gut und schnell zu integrieren und das Land kennenzulernen.
Gleichzeitig zeigt sich im Gespräch eine große Dankbarkeit gegenüber all denjenigen, die sich haupt- und ehrenamtlich für die Flüchtlinge eingesetzt und geholfen haben und helfen, wie die SPUK-AG.
Die SPUK-AG, eine sozial, politisch, umweltfreundlich und künstlerisch-kulturell engagierte Jugendorganisation in und um das Regiomontanus-Gymnasium hilft bereits seit März den hier angekommenen Flüchtlingen, zum Beispiel durch Deutschunterricht, seit kurzem auch in den Turnhallen, von wo die Asylbewerber von Haßfurt aus auf den Landkreis verteilt werden sollen.
Wie ihr Schicksal weitergeht, werden die Schüler weiter verfolgen. Zu hoffen bleibt aber, dass sich die Syrer hier nicht allzu schwertun, sie weiterhin so viel Unterstützung seitens der einheimischen Bevölkerung erfahren und ein neues Stück „Heimat“ finden, zumindest so lange sie nicht in ihr Heimatland zurückkehren können.