"Mein Parka ist mein Schutz in der Welt, eine zweite Haut. Deshalb ziehe ich ihn nie aus." Mit diesem Statement löst Kommissar Faber im aktuellen Tatort aus Dortmund das Rätsel, warum er auch bei Hitze und in wohl temperierten Wohnungen dieses Kleidungsstück nie ablegt. Faber ist in seiner filmischen Biographie vom Leben gebeutelt: Frau und Tochter bei einem Verkehrsunfall verloren, als Kind mit zwölf seine Mutter verloren und vom Vater in ein Internat "gesteckt", fokussiert er sich auf seinen Beruf als Kommissar. In der Arbeit ist er ein ungerades Verb, eine Figur, die aneckt und ein Kotzbrocken ist. Eine späte Annäherung an seine Kollegin Bönisch endet tragisch.
Mich als jahrzehntelangen Tatort-Betrachter fragt Faber in Gedanken mit seinem Statement zum Parka: "Wie hältst du es denn mit deinem Schutz in der Welt? Was wärmt und hält dich auf Betriebstemperatur?" Und ja, ich gebe zu, dass ich auch schon von einem Neopren-Anzug der Gefühle geredet habe, den ich mir in manchen Situationen unsichtbar, aber spürbar anziehe: wenn der Ton in manchen Sitzungen sehr scharf wird, Ereignisse und Meldungen Unsicherheit und Angst auslösen und dennoch der ruhige und strukturierte Blick auf das Geschehen gefragt ist. Da ist es manchmal gut, ein Stück innere Distanz zu haben, nicht alles an sich heran zu lassen.
Aber ebenso spüre ich, dass es Orte und Situationen gibt, an denen ich diesen Neopren-Anzug der Gefühle nicht brauche, mich öffnen kann: ein vertrauensvolles Gespräch, wo ich ohne Vorbehalte sprechen und erzählen kann. Eine Begegnung, wo ein Blick, eine Umarmung mehr sagt als viele Worte. Meine Familie. Ein Team, in dem ich konstruktiv und zielführend für eine Sache arbeiten kann. Eine Radtour, bei der die Gedanken frei kommen und gehen können. Ein Innehalten in einem leeren Kirchenraum und der Glaube, hier nicht allein zu sein, sondern die Gegenwart Gottes zu ahnen und zu spüren. Und nicht zuletzt eine Tonne Zuversicht, dass auf dieser unserer Welt nicht nur Despoten und Chaoten das Sagen haben, sondern viele Menschen mit Weitwinkel und einem ehrlichen Wort und überzeugtem Tun ihren Beitrag leisten für ein gerechtes und zukunftsfähiges Zusammenleben aller auf diesem Erdball. Max Frisch sagte einmal: "Man sollte dem anderen die Wahrheit wie einen Mantel hinhalten, in den er hineinschlüpfen kann, und sie ihm nicht wie einen nassen Lappen um die Ohren hauen."
Was und wer gibt uns in dieser unserer Zeit Schutz und Wärme? Ich wünsche Ihnen und mir Menschen, die für Sie da sind, auch in herausfordernden Situationen, wenn wir an die Grenzen in unserem Leben kommen. Ich wünsche Ihnen und mir den Glauben an einen Gott, der mit uns geht und uns in schweren Zeiten umgibt wie ein Mantel. Und ich lade Sie ein, diese Gedanken zu vertiefen in der letzten Sinnzeit am 9. Februar um 18 Uhr in der Knetzgauer Pfarrkirche. Kommen Sie und feiern Sie mit, mit Ihrem Lieblingsmenschen oder solo. Wir feiern und bestärken uns zu einem Leben in Freundschaft, Liebe und Vertrauen.
Autor: Johannes Simon, Pastoralreferent und Familienseelsorger im Dekanat Haßberge