Die historische Königsberger Bürgerwehr ist die Seele des Königsberger Traditionsbewusstseins. Über Vereinsgrenzen hinweg ist sie der kleinste gemeinsame Nenner der Königsberger Bürgerschaft indem sie das städtische Selbstverständnis der ehemaligen Exklave des Herzogtums Sachsen-Coburg und Gotha in sich trägt. Bürger, die im Kommando an dieser Tradition teilhaben, nehmen nicht nur ein Privileg wahr, sondern sie verpflichten sich dem Erhalt des Brauchs im Besonderen.
Der festliche Auszug der Bürgerwehr am Dienstag nach Pfingsten stellt in jedem Jahr einen feierlichen Höhepunkt für die Bürger Königsbergs und Gäste aus nah und fern dar. Um sich auf diesen unter den kritischen Augen vieler Beobachter stattfindenden Ausmarsch vorzubereiten, wird alljährlich am Feiertag „Christi Himmelfahrt“ ein Probeauszug durchgeführt.
Dem sich an den Probeauszug auf dem Markt anschließenden Dämmerschoppen war eine Dreiviertelstunde Exerzieren auf dem „Bleichdamm“ vor den Toren der Königsberger Altstadt vorangegangen.
Geübt wurden dabei nicht nur der Vorbeimarsch am Hauptmann im Stechschritt, sondern auch Drehungen, Wendungen, Gewehrgriffe und alles, was zum guten Gelingen des Aufmarschs am Pfingstdienstag gehört. Über 80 Männer nahmen in diesem Jahr am Probeauszug teil.
Hauptmann Manfred Barfuß schaute dabei sehr kritisch hin. Nicht zufrieden zeigte er sich bei der Handhabung eines Spazierstockes. „Das ist anders als mit dem Gewehr. Das Gewehr wird bei den Gewehrgriffen gedreht. Der Spazierstock nicht. Wenn er gedreht wird, könnte man dem Hintermann ins Auge stechen“, war eine seiner Anweisungen.
Die Wendungen waren für ihn perfekt, die Gewehrgriffe gut. Beim Kommando „Gewehr auf!“ gab es verschiedene Vorstellungen, die noch geübt werden müssten.
Zufrieden zeigte er sich beim Parademarsch: „Der Parademarsch ist heuer sehr gut gelaufen.“ Ein besonderes Lob hatte er für die vierte Kompanie übrig, in der viele Neulinge mitmarschierten. Am besten gefiel ihm aber der Parademarsch der ersten Kompanie. Wobei er hinzufügte: „Nahe daran war auch die zweite Kompanie.“
Insgesamt wünschte er sich aber bei einigen Marschierern etwas mehr Konzentration, um einen Linienversatz in der Kompanie zu verhindern. Insgesamt legte er den unsicheren Ausmarschierern den Übungsabend vor Pfingsten ans Herz.
Auf dem abschließenden Weg durch die Königsberger Altstadt passierte man im Stechschritt Bürgermeister Claus Bittenbrünn, um sodann unter den schmissigen Klängen der Musikkapelle Buch auf dem Marktplatz einzutreffen. Nachdem Hauptmann Manfred Barfuß der Abordnung der Coburger Schülerverbindung Casimiriana für ihre traditionelle Teilnahme am Himmelfahrteinzug dankte, entließ er seine Wehrmannschaft zum gemütlichen Ausklang auf dem Marktplatz, auf dem aufgrund des schönen Wetters schon bald kein Platz mehr frei war.