Viele Freiwillige Feuerwehren in Bayern und im Landkreis feierten in den letzten Jahren ihr 150-jähriges Bestehen. Primus im Landkreis war die Freiwillige Feuerwehr Hofheim, die im Jahr 1862 mit 90 Mitgliedern gegründet wurde. Ein Jahr später folgte die Freiwillige Feuerwehr in Königsberg, 1867 schlug dann die Geburtsstunde der Haßfurter Feuerwehr mit 150 Mitgliedern und 1887 entstand die Feuerwehr in Ebern mit 160 Mitgliedern.
Die meisten Feuerwehren im Landkreis gründeten sich laut Reiner Schuster, Leiter des Feuerwehrmuseums in Mechenried, in den 1870er Jahren: Insgesamt 114 Wehren entstanden in dieser Zeit. Um die zahlreichen Feuerwehrgründungen im 19. Jahrhundert besser verstehen zu können, hilft ein Blick auf die damalige Zeitgeschichte, die durch viele Veränderungen geprägt war. Die Industrialisierung nahm ihren Anfang. Handwerk und Gewerbe wuchsen. Bahnstrecken ermöglichten ein einfacheres Reisen und einen schnelleren Waren- und Informationsaustausch.
Großer Brand von Hamburg markierte eine Wende
Bereits bevor die ersten Freiwilligen Feuerwehren gegründet wurden, gab es "Löschorganisationen". Städte und Gemeinden erließen Feuerlöschordnungen, um den Brandschutz zu regeln. Sie hielten fest, wer welche Lösch- und Rettungsgeräte im Brandfall zur Verfügung stellte und wer welche Aufgaben übernehmen muss. Rettungsgesellschaften, Löschgesellschaften und Turnergruppen nahmen sich in einigen Städten dieser Probleme an. Diese Einrichtungen verfügten oft schon über durchaus zeitgemäße Technik, hatten aber einen entscheidenden Nachteil: Gemeinsame Übungen fanden nicht statt.
Die Notwendigkeit einer Änderung, rückte unter anderem durch den großen Brand von Hamburg im Jahr 1842, der große Teile der Altstadt vernichtete, ins gesellschaftliche Bewusstsein. Doch letztlich trugen viele verschiedene Impulse zur Gründung von Feuerwehren in Bayern bei. Das französische Feuerwehrwesen, mit seinen militärischen Strukturen, wenigen, aber gut ausgebildeten Kräften und leistungsfähigen Lösch- und Rettungsgeräten, war ein Vorbild und gab auch hierzulande den entscheidenden Impuls für das organisierte Feuerwehrwesen. Denn durch Handel und die Wanderschaft von Handwerkern gelangte das Wissen nach Deutschland.
Erste Feuerwehr in Bayern entstand in Augsburg
Als Beispiel ist Carl Metz, Fabrikant und Händler von Feuerwehrausstattung in Heidelberg zu nennen, der die französischen Erfahrungen aufgriff. Er verkaufte seinen Kunden nicht nur Ausrüstung, sondern gab auch Tipps zum Aufbau von Löschmannschaften und schulte sie in der Bedienung der Geräte sowie der Einsatztaktik. Metz half so bei der Gründung von über 200 Feuerwehren mit. In der Karlsruher Zeitung wurde 1847 zum ersten Mal der Begriff "Feuerwehr" für die Löschmannschaften verwendet.
Doch auch Turnvereine hatten einen wesentlichen Anteil an der Gründung der Feuerwehren. Sie bildeten "Steiger- und Spritzenabteilungen", aus denen viele Feuerwehren hervorgingen. Die erste Feuerwehr, die in Bayern gegründet wurde, war übrigens die Feuerwehr Augsburg im Jahr 1849. Es folgten 1853 Nürnberg und 1854 Lindau, Rothenburg und Schweinfurt. Die oftmals gefährliche Tätigkeit der Feuerwehren brachte auch Verletzungen und Erkrankungen mit sich, was zur Gründung der Feuerwehr-Unterstützungskassen führte.
Im Jahr 1867 gründeten sich dann erste Kreisfeuerwehrverbände. Der Bayerische Landesfeuerwehrverband wurde am 3. April 1868 ins Leben gerufen. Laut Conrad Dietrich Magirus existierten bis 1865 54 Feuerwehren in Bayern. Im Jahr 1870 waren es bereits 570 und 1876 sogar schon 2920.