zurück
WEIßENBRUNN
Typisch walisisch auf Schloss Weißenbrunn
Maximilian Ehrhardt verzauberte sein Publikum im Musiksalon des Schlosses Weißenbrunn mit seinen Harfenklängen.
Foto: Rudolf Hein | Maximilian Ehrhardt verzauberte sein Publikum im Musiksalon des Schlosses Weißenbrunn mit seinen Harfenklängen.
Bearbeitet von Peter Schmieder
 |  aktualisiert: 29.03.2021 10:46 Uhr

Am Samstag und Sonntag gab es im Musiksalon des Schlosses Weißenbrunn musikalische und kulinarische Leckerbissen der walisischen Art: Triple Harp und Cawl, eine durchaus anregende Kombination.

Er ist um die 30, geboren in Tettnang am Bodensee, schon als Kind durch seine musikalische Begabung aufgefallen und hat zwei Masterstudiengänge absolviert, beide mit exzellenten Abschlüssen: in Amsterdam die klassische Konzertharfe, in Mailand teilweise gleichzeitig noch ein Zusatzstudium der historischen Harfen. Sein Terminkalender ist randvoll, er pendelt gegenwärtig zwischen Dresden, Düsseldorf, Pilsen und Schloss Weißenbrunn: Maximilian Ehrhardt.

Weit entwickelte Kompositionen

Sein Instrument heißt offiziell „Arpa Doppia A Tre Registri“ (Doppelharfe mit drei Registern), ist allerdings besser bekannt als „Welsh Triple Harp“. Harfen gibt es in den verschiedensten Formen schon seit mehr als 3000 Jahren. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts hatte sich die musikalische Kompositionskunst soweit entwickelt, dass die Harfenbauer Wege suchen mussten, dem Instrument, das prinzipiell nur auf eine Tonart gestimmt war, weitere Tonarten und Modulationen zu entlocken.

Moderne europäische Harfen bedienen sich grundsätzlich dreier Methoden. Die keltische oder auch irische Harfe hat einfache Haken am Hals, die durch Umlegen die Stimmung der jeweiligen Saite um einen Halbton verschieben können. Die klassische Konzertharfe besitzt dafür einen aufwändigen Mechanismus, der mit bis zu sieben Pedalen die Tonhöhe der Saiten beeinflusst. Die walisische Dreifachharfe löst das Problem völlig ohne Zusatzmechanik, indem sie schon von Haus aus mit bis zu 99 Schafsdarmsaiten bestückt ist, die in drei parallelen Reihen verlaufen. Auf das Klavier übertragen kann man sagen, dass die weißen Tasten den beiden äußeren Reihen entsprechen, die mittlere die schwarzen Tasten abbildet.

Wenig Originalrepertoire

Diese Art Zupfinstrument kam aus Spanien und Italien nach Wales und ist auch heute noch als traditionelles Instrument in Verwendung. Besonders im 18. Jahrhundert zog es walisische Harfenisten des Geldes wegen nach England, oft nach London an die Oper, wo ihr Spiel zum Beispiel auch Georg Friedrich Händel faszinierte und inspirierte. Es gibt wenig Originalrepertoire, das speziell für die Harfe geschrieben ist, einfach deswegen, weil Harfenisten so ziemlich alles nachgespielt haben, was sich auf ihren Instrumenten realisieren ließ. So war auch das Programm des Abends eine bunte Mischung. Walisische Volksmusik des blinden Harfenvirtuosen John Parry (1710-1782), ein Violinenduett von Vivaldi, Kammermusik von Arcangelo Corelli, Händels Wassermusik und die Ouvertüre zur Oper „Rodelinda“ des gleichen Komponisten, bis hin zu einem Jagdstück, bei dem man förmlich Jagdhörner, Vogelgezwitscher und das Rauschen eines Flusses heraushören konnte – die virtuose Spielkunst Ehrhardts brachte das alles in überaus ansprechender Weise zu Gehör.

Die Zuhörer, die sich trotz „walisischen“ Schmuddelwetters auf den Weg zum Schloss gemacht hatten, wurden nach dem Musikgenuss noch kulinarisch verwöhnt, durch einen landestypischen Cawl, einen Eintopf mit viel Rindfleisch, Lauch, Pastinaken und anderen Wintergemüsen. Dazu gab es stilecht Käse, Bier und frisch gebackenes Brot.

Maximilian Ehrhardt ist eingeladen, in London, in Händels Arbeitszimmer, ein Konzert zu geben. Viele weitere Engagements sind schon auf seiner Agenda, unter anderem ein Konzert im September in der umgebauten Scheune des Schlosses Weißenbrunn. Man darf gespannt sein.

Die walisische Triple Harp ist auf eine besondere Art gebaut, die es auch zulässt, Halbtöne zu spielen.
Foto: Rudolf Hein | Die walisische Triple Harp ist auf eine besondere Art gebaut, die es auch zulässt, Halbtöne zu spielen.
Passend zum Instrument gab es auch eine walisische Spezialität zu essen: Cawl, einen Eintopf mit Rindfleisch und Gemüse.
Foto: Rudolf Hein | Passend zum Instrument gab es auch eine walisische Spezialität zu essen: Cawl, einen Eintopf mit Rindfleisch und Gemüse.
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Weißenbrunn
Arcangelo Corelli
Georg Friedrich
Georg Friedrich Händel
Harfenisten
Harfenkonzerte
Oper
Wales
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top