Weithin sichtbar kündet das Gerüst: Die Sanierung der Wallfahrtskirche Maria Limbach hat begonnen. Einen besonders spannenden Moment gab es am Donnerstag, als das Kirchturmkreuz und die dazugehörige Kugel von der Turmspitze abgenommen wurden. In der Kugel befinden sich bekanntlich oft interessante Dokumente und Zeitzeugnisse aus der Zeit der letzten Renovierung. Für den Turm von Maria Limbach war das 1955 der Fall.
Diese Sanierung hat damals Emil Firmbach abgerechnet, der es sich am Donnerstag nicht nehmen ließ, zusammen mit anderen auf den Turm hinauf zu fahren.
Renate Müller, ebenfalls ehemalige Kirchenpflegerin, traute sich ebenfalls, Pfarrer Ottmar Pottler betrachtete das Geschehen lieber vom Boden aus. Thomas Pflaum ist heute der Kirchenpfleger und als Schlossermeister zusammen mit seinem Vater Ludwig bei dieser Aktion unverzichtbar. Gemeinsam mit den Fachleuten von der Dachdeckerfirma hoben sie das 3,15 Meter hohe Kreuz aus Eisen und die Kugel von der Turmspitze ab. Ein Balken, dick wie ein Baumstamm, ragt aus der Turmspitze. Auf ihn wird die Kugel aufgesetzt, das Kreuz steckt dagegen in einer Bohrung.
„Die Kugel hat zwei Einschuss- und zwei Austrittslöcher“, erzählte Ludwig Pflaum dem Pfarrer. Aus Richtung des Friedhofes müssen die beiden Schüsse gekommen sein – ob in jüngerer Zeit oder noch im Krieg, das ist nicht dokumentiert.
Gut dokumentiert sind dank Pfarrer Pottler allerdings die bisherigen Renovierungen der beliebten Wallfahrtskirche, die Balthasar Neumann errichtete. Allerdings konnte er die Fertigstellung nicht mehr erleben. Schlussprojekt war der Turm, den 1754 sein Sohn fertigstellte. Im Jahr 1838 sorgte Pfarrer Johann Baptist Koop für die erste Innen- und Außensanierung. Pfarrer Karl Diroll sanierte 1878 nicht nur den Bestand, gemäß der Mode bekam die Kirche nicht nur farbige Fenster, das Innere erhielt zudem eine dunkle, blau-violette Fassung, die Decke wurde blau mit Sternchen bemalt. Von 1905 und 1927 sind weitere Renovierungen unbekannten Umfangs bekannt.
Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg ging Pfarrer Ludwig Billmeier 1945 die Kirchensanierung mit viel Ideenreichtum an. Geld war knapp, die Handwerker wurden in den Limbacher Familien verköstigt und weitgehend in Naturalien bezahlt. Ordentlich zu Essen zu bekommen war den Arbeitern damals wichtiger als Geld, erzählen Limbacher, die damals auch für die Handwerker kochten. Die Farben aus dem 19. Jahrhundert wurden dabei wieder entfernt. „Die Kirche scheint wie durch einen Jungbrunnen gezogen zu sein“, heißt es in den Aufzeichnungen. Zur Wiedereröffnung kam damals Bischof Ehrenfried aus Würzburg.
Retter der Wallfahrtskirche
In vier Abschnitten, „je nachdem wie Geld da war“, wurde 1975 eine umfassende Außen- und Innensanierung unter Pfarrer Kleinhenz begonnen. „Landrat Walter Keller war ein großer Gönner, er setzte sich dafür ein, dass die Straße verlegt wurde“, weiß Pfarrer Pottler. Die direkt an der Kirche vorbeiführende Staatsstraße brachte Erschütterungen mit sich, die das Bauwerk stark in Mitleidenschaft zogen. Pfarrer Josef Kleinhenz bezeichnete Landrat Keller daher als „Retter der Wallfahrtskirche“. Drei Millionen Euro wurden damals in zehn Jahren investiert, da auch die Fundamente saniert werden mussten. Bischof Paul-Werner Scheele kam zum Abschluss im September 1985.
Zehn Jahre soll es diesmal nicht dauern, haben sich Ottmar Pottler und Kirchenpfleger Thomas Pflaum vorgenommen, doch auch diesmal wird sich der Zeitplan an den Finanzen orientieren müssen. Um 2,2 Millionen Euro liegt die Kostenschätzung, die vor einigen Jahren gemacht wurde, als Renate Müller noch die Kasse führte. „Billiger ist es seitdem sicher nicht geworden“, erklärt sie im Gespräch mit dieser Redaktion. Dringend war die Dachsanierung, um weitere Feuchtigkeitsschäden im Inneren zu beheben. Jetzt ist der Turm dran.
„Seit zwei Wochen wird hier fast rund um die Uhr mit dem Hochdruckreiniger abgestrahlt“, sagt Thomas Pflaum, während wir im Sprühnebel stehen. „Wir hoffen, dass wir heuer außen möglichst weit kommen“, sagt er. Wenn dann auch die Fenster und die Fassade erneuert sind, „werden wir wohl ein Jahr Pause machen“, sagt Pfarrer Pottler. Dann soll die Innensanierung beginnen. Der Zeitplan hierfür ist wichtig, denn Maria Limbach ist eine beliebte Trau-Kirche und die Paare, die hier ihre Hochzeit planen, brauchen eine verlässliche Auskunft.
Als Kreuz und Kugel mit dem Bau-Aufzug vom 36 Meter hohen Turm herab transportiert sind, ist „Bescherung“. Neben der Box liegen Zeitdokumente, Geldscheine und Münzen sowie Kopien von historischen Urkunden. Die Arbeiter von 1955 hatten noch eine Bierflasche dazugegeben Die Dachdecker haben hier festgehalten, dass sie vom 3. November bis 10. Dezember Kreuz und Kugel abnahmen und den Kirchturm neu deckten. Daran beteiligt waren die Dachdecker Rudolf Nees aus Waldbüttelbrunn, Helmuth Willing aus Kist, der Helfer Erwin Feineis und der 15-jährige Lehrling Günther Schober aus Würzburg. Von dem damals 23-jährigen Erwin Feineis aus Waldbüttelbrunn ist bekannt, dass er während dieser Arbeit spektakulär über das gesamte Kirchendach abrutsche, aber nicht in die Tiefe stürzte und auch keine Verletzungen davon trug. In der Wallfahrtskirche gibt es dazu eine Votivtafel, die seine Frau anfertigen ließ, weiß Emil Firmbach. Vermutlich von Feineiß ist auch die Randbemerkung auf dem Blatt Pauspapier: „Ehre sei Gott in der Höhe – Friede den Menschen“. Steht dort in Handschrift quer zu der in Druckschrift verfassten „Urkunde“.
Festgottesdienst und Konzert
Am Wochenende wird in Maria Limbach das Patrozinium „Mariä Heimsuchung“ gefeiert. Der Festgottesdienst ist am Sonntag um 9 Uhr in der Wallfahrtskirche mit der Fußwallfahrt aus Lauter und Umgebung. Um 18 Uhr beginnt ein geistliches Chorkonzert mit dem Magdalenenchor, Solisten und Orchester, unter der Leitung von Johannes Eirich. Der Eintritt ist frei, Spenden für die Kirchensanierung sind erbeten.
ONLINE-TIPP
Mehr Bilder von der Renovierung der Wallfahrtskirche Maria Limbach unter www.mainpost.de