Viele Vereine haben ein lange Tradition und sind daher aus dem Ortsleben kaum wegzudenken. Dennoch sind auch sie nicht vor Krisen geschützt, die im schlimmsten Fall das Ende eines Vereins bedeuten könnten. Beim TSV Knetzgau möchte Markus Dumrauf dieses Ende noch abwenden. Zwar steht der Verein sowohl finanziell als auch sportlich gut da, doch es mangelt an Mitgliedern, die bereit sind, mit anzupacken.
Außerordentliche Versammlung
Am 22. September lud der TSV in seinem Sportheim zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung. „Anlass ist, dass unser Verein seit einiger Zeit eine Entwicklung einschlägt, welche uns mit Blick auf die weitere Zukunft große Sorgen bereitet“, heißt es in der Einladung an die Mitglieder. Denn es sei nur noch ein kleiner Kreis von Leuten bereit, Verantwortung und Aufgaben zu übernehmen.
Obwohl sich die Einladung durchaus dramatisch liest, seien letztlich nur 36 von den rund 380 TSV-Mitgliedern gekommen, berichtet Markus Dumrauf im Gespräch mit dieser Redaktion. Als 2. Vorsitzender führt er momentan den Verein – notgedrungen, denn der 1. Vorsitzende ist vor einiger Zeit zurückgetreten. Damit seien jetzt noch neun Vorstandsmitglieder übrig, die sämtliche anfallenden Arbeiten im Alleingang erledigen müssen. „Es ist ja noch nicht zu Ende. Die Hoffnung bleibt“, sagt Dumrauf. Nötig sei nun allerdings, dass mehr Mitglieder sich bereit erklären, Aufgaben zu übernehmen. „Wir müssten die Arbeit auf mehrere Schultern verteilen“, sagt er. Seine Wunschvorstellung wäre ein Team von 30 Leuten, die sich die Aufgaben teilen.
Doch wer soll den Verein künftig führen? Würde er als bisheriger 2. Vorsitzender sich auch in die Chefposition wählen lassen? Markus Dumrauf schüttelt den Kopf. „Ich bin kein 1. Vorstand. Ich bin eher der Arbeiter im Hintergrund.“ Ein Vereinsvorsitzender müsse vor allem jemand sein, der auch gut repräsentieren kann, doch diese Fähigkeit traut er sich selbst nicht zu. „Den 2. Vorstand mache ich, wenn das Umfeld passt“, sagt er. Diesen Posten würde er auch weiter übernehmen, wenn er und die übrigen Aktiven mit der Arbeit nicht weiterhin alleine gelassen werden. Sollten sich aber in naher Zukunft nicht wenigstens ein paar Mitglieder finden, die mit anpacken, werde er zurücktreten.
Die Luft ist raus
„Bei den paar, die den Verein aufrecht erhalten, ist irgendwann die Luft raus“, sagt Dumrauf. „Wir diskutieren, was wir machen können, aber es kommt nichts dabei raus.“ Er selbst habe schon eine Menge Urlaub für die Vereinsarbeit geopfert. Von Montag bis Freitag ist der 51-Jährige als Schlosser berufstätig, am Wochenende betreibt er zusammen mit seiner Frau einen Thai-Imbiss. Zwar bleibe noch Zeit für die Vereinsarbeit, aber nicht so viel, wie er momentan zu leisten habe, um alles am Laufen zu halten. Ein Arzt habe ihm gesagt, er solle mehr Sport treiben. Doch obwohl Dumrauf Vorstandsmitglied in einem Sportverein ist, komme er nicht dazu. „Die, die immer geholfen haben, kommen in das Alter, in dem sie nicht mehr können“, erzählt er. Auch Friedl Zech, der Wirt des Sportheims, werde die Bewirtung aus Altersgründen bald nicht mehr übernehmen können – dabei komme ein Großteil der Einnahmen des Vereins aus der Gastronomie.
Könnte diese Situation das Ende des Vereins bedeuten? Markus Dumrauf möchte eine Auflösung nicht ausschließen, auch wenn er hofft, diesen Extremfall noch verhindern zu können. Wenn der Schritt nötig werden sollte, dann wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, denn im Moment ist der Verein schuldenfrei. Er möchte nicht in die Situation kommen, irgendwann einen verschuldeten Verein aufzulösen und dann als 2. Vorsitzender mit seinem Privatvermögen haften zu müssen.
Einige Posten zu besetzen
Damit es mit dem Verein weitergeht, müssten einige Posten auf jeden Fall neu besetzt werden. So braucht es einen neuen Vorsitzenden. Auch ein Platzwart wäre nötig, denn momentan werde das Fußballfeld zwar regelmäßig gemäht, aber nicht weitergehend gepflegt. „Auch der Außenbereich benötigt eine gewisse Pflege, um das äußere Erscheinungsbild zu gewährleisten“, sagte Dumrauf bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung. Auch für den Spielbetrieb und andere Aufgaben fehle es an Helfern.
Ein Problem sieht Markus Dumrauf auch darin, dass der TSV nicht alleine ist. 1929 wurde der Verein gegründet, 1953 kam der FC Knetzgau dazu und seit 2014 gibt es die Dreiberg-Kickers. „Drei Fußballvereine in einem Ort dieser Größe sind einfach zu viel“, betont Dumrauf, dass sich die Vereine gegenseitig die Mitwirkenden wegnehmen.
Momentan sei Dumrauf selbst derjenige, der meist in die Bresche springt, wenn Reparaturen und andere Arbeiten anfallen. „Ich bin mehr oder weniger Hausmeister“, sagt er. Bald steht im Verein eine Ausschusssitzung an. Dann soll es einen Termin für die Jahreshauptversammlung mit Neuwahlen geben, die voraussichtlich Mitte November stattfinden soll. Dann werde sich zeigen, ob beim TSV Knetzgau noch eine Wende möglich ist.