Zwei Explosionen zerstören einen der vier Reaktorblöcke des Atomkraftwerks Tschernobyl. Radioaktives Material wird in die Atmosphäre geschleudert und verseucht weite Teile der Ukraine, Russlands und von Belarus. Die "Wolke" zieht bis nach Mitteleuropa und zum Nordkap. Es ist der bis dahin größte Unfall in der Geschichte der Kernenergie – mit Folgen für die Menschen in den betroffenen Regionen bis heute.
Die Erinnerung an diesen Super-GAU "ist an diesem Tag ganz nah", sagte Ursula Sowa am Vorabend des Jahrestages. Die Landtagsabgeordnete und Stadträtin der Grünen hatte zu einer Gedenk-Aktion an der Tschernobyl-Schildkröte am Regnitzufer nahe der Friedensbrücke eingeladen. Das Denkmal in einer hilflosen Pose als Symbol der wehrlosen Natur gegenüber der radioaktiven Verseuchung weiter Teile Europas, das der südkoreanische Bildhauer Jin Mo Kang geschaffen hat, mahne gegen atomare Schrecken auch heute: "Von uns Grünen kommt ein klares Nein zur Verlängerung der Laufzeit von Kraftwerken trotz Energiekrise", betonte Sowa.
Atomkatastrophe hat fürchterliche Aktualität erhalten
Durch das bedrohliche Kriegsgeschehen in der Ukraine habe die Atomkatastrophe 36 Jahre zuvor fürchterliche Aktualität erhalten, erklärte Nanne Wienands von der Kreisgruppe Hof des Bund Naturschutz in Bayern, mit ihrem Mann Udo Benker-Wienands Stifterin der Tschernobyl-Schildkröte. "Es gibt keine friedliche Nutzung der Atomenergie, das will uns die Schildkröte sagen", so Wienands.
Die Gefährdungslage sei durch deren Vorhaltung in vielen Ländern akut, ergänzte Ursula Sowa. Und: "Die Geister, die mit der Atomkraft gerufen wurden, sind da", schlug die Grünen-Politikerin den Bogen zum Gedenkbeitrag von Schülerinnen der Freien Waldorf-Schule Haßfurt. Mit ihrer Lehrerin Gertrud Eiselen brachten die in Bamberg wohnhaften Jugendlichen Goethes "Zauberlehrling" zu Gehör. Ein verfluchter Besen erweist sich darin als "Ausgeburt der Hölle" und kann erst durch einen weisen Meister wieder gezähmt werden.
Bambergs Zweiter Bürgermeister und Klimareferent, Jonas Glüsenkamp (Grüne), wollte ursprünglich ein Grußwort sprechen, konnte den Tschernobyl-Gedenktermin jedoch nicht wahrnehmen. Er bedanke sich auf diesem Wege bei allen Beteiligten für das Engagement rund um die Aktion, teilt Glüsenkamp unserer Zeitung mit: "Ich werte es als wichtiges Zeichen, dass auch in Bamberg die Tschernobyl-Gedenkveranstaltung stattgefunden hat".