Für drei Tage steht Haßfurt im Mittelpunkt. Zumindest für die Landwirtschaft, denn seit Dienstag finden auf den Feldern des Guts Mariaburghausen die Feldtage der deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) statt, eine Fachmesse für den Pflanzenbau. Diese findet alle zwei Jahre statt, immer an einem anderen Ort.
„Es ist ein wichtiges Ereignis für uns“, findet Bürgermeister Günther Werner. „Haßfurt rückt in den Fokus der Landwirtschaft von ganz Europa.“ Die große Ausstellungsfläche bezeichnet er als imposant und zeigt sich im Gespräch mit unserem Reporter beeindruckt, „was da in einem Dreivierteljahr auf die Beine gestellt wurde“. Dabei bezog er sich auf die lange Vorbereitungszeit der Messe, denn die Aussteller, vom Saatgutproduzenten bis hin zum Hersteller von Landmaschinen, mussten schon vor Monaten die Böden auf ihren Ausstellungsflächen bearbeiten und Pflanzen säen, um rechtzeitig zur Messe alles zum Blühen zu bringen.
Ein Schwerpunkt der Feldtage 2016 sind Getreidesorten, die auch größeren Wassermangel verkraften. So hat es eine gewisse Ironie, dass am Eröffnungstag der Feldtage die starken Regenfälle an den Vortagen dazu führten, dass die Gehwege aufgeweicht waren und viele geplante Maschinenvorführungen ausfallen mussten. Der Amtschef des bayerischen Landwirtschaftsministeriums, Hubert Bittlmayer, nahm das Wetter mit Humor. „Mariaburghausen wurde ausgewählt, um über Maria einen Draht nach oben zu kriegen. Aber das hat nicht geklappt“, sagte er bei seiner Rede zur Eröffnung. Dennoch sei es gut, dass die Menschen das Wetter nicht beeinflussen können. „Ich stelle mir die Kabinettssitzung vor. Punkt 1: Wetter. Dann würde nichts beschlossen, sondern das Thema vertagt werden.“
Der Amtschef freute sich, dass die Messe nach 14 Jahren wieder einmal im Freistaat Bayern stattfindet. Zudem betonte er die Rolle der Landwirtschaft für Bayern. „Es steckt ja schon im Namen: Die Landwirtschaft ist Teil unserer Wirtschaft. Und es ist ein wichtiger Teil.“ Weiter erklärte er, in Bayern hänge jeder siebte Job an der Landwirtschaft. Dazu gehören, neben den Bauern selbst, auch die nachgelagerte Verarbeitung der Produkte. „Ich kenne keinen Sektor, der durch Rückbau stärker geworden ist“, betonte er die Bedeutung von Unterstützung und Förderung der Landwirte.
Außerdem hob er hervor, welche Rolle die Landwirtschaft für das heutige Aussehen der bayerischen Landschaft gespielt hat. „Land- und Forstwirte haben dieses Land geschaffen“, sagte er und zitierte Papst Johannes XXIII.: „Wir sind nicht auf der Erde, um ein Museum zu hüten, sondern um einen Garten zu pflegen, der von blühendem Leben strotzt und für eine schöne Zukunft bestimmt ist.“ So rief er zu weiterer Forschung in der Landwirtschaft auf, immerhin gebe es Wissenschaftler, die sagen, bis Ende dieses Jahrhunderts müsse die Menschheit mehr Lebensmittel produzieren als in ihrer ganzen bisherigen Geschichte. Er bezeichnete Bildung, Wissenschaft und Forschung als „Triebfeder der Wirtschaft“ und zitierte den Erfinder Thomas Alva Edison mit dem Satz: „Wenn es einen Weg gibt, etwas besser zu machen, dann finde ihn.“ DLG-Präsident Carl-Albrecht Bartmer, der die Feldtage offiziell eröffnete, sprach unter anderem über schwierige Marktbedingungen, die eine „Rückbesinnung auf alte Tugenden“ nötig machten. Auch sprach er über die Bedeutung des Urheberrechts in der Entwicklung von Pflanzensorten und warb um Verständnis dafür, dass sich das für die betreffenden Unternehmen auszahlen müsse. „Ein Ackerbauer muss wissen, dass neue Pflanzen nicht zum Nulltarif zu haben sind.“ Besonders dankte er dem Pächter des Guts Mariaburghausen, Klaus Merkel, der einen Teil seines Landes für die Messe zur Verfügung gestellt hatte. In Anspielung auf das Wetter und Merkels Körpergröße bezeichnete der DLG-Präsident den Landwirt als „einen Mann, der auch bei Regen immer aus dem Wasser gucken kann“.
Zur Eröffnung selbst konnte der Bayerische Landwirtschaftsminister Helmut Brunner nicht erscheinen, er kündigte sich aber für den Begrüßungsabend an. Die Feldtage dauern noch bis Donnerstag. Bei den rund 350 Ausstellern können sich Landwirte unter anderem über neue Landmaschinen oder Pflanzensorten informieren, ebenso wie über Versicherungen gegen Unwetterschäden an den Pflanzen. Dazu gibt es Vorführungen, unter anderem zum Einsatz von Maschinen, ebenso wie zum Drohneneinsatz in der Landwirtschaft.