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HASSFURT
Trekking-Gruppe hilft Erdbebenopfern
Ein Trekking-Team aus den Haßbergen hält Kontakt in die Krisengebiete. Nun haben die Beteiligten eine Spendenaktion ins Leben gerufen. Sie haben eine klare Botschaft: Nepal braucht Touristen.
Das Haßfurter Trekking-Team im Himalaya: Wenn die schmalen hölzernen Hängebrücken zerstört sind, sind viele Bergdörfer von der Außenwelt abgeschnitten.
Foto: Lothar Hofmann | Das Haßfurter Trekking-Team im Himalaya: Wenn die schmalen hölzernen Hängebrücken zerstört sind, sind viele Bergdörfer von der Außenwelt abgeschnitten.
Justus Neidlein
Justus Neidlein
 |  aktualisiert: 08.05.2015 18:02 Uhr

Das katastrophale Erdbeben in Nepal. In den vergangenen zwei Wochen war es das bestimmende Thema in den Medien weltweit – und in den Gesprächen des Haßfurters Werner Jahn mit seinen Freunden vom Himalaya-Trekking-Team „Knapp daneben“. Dreimal war die achtköpfige Männergruppe in den vergangenen zehn Jahren in der Himalaya-Region. Und immer hat sie von ihren Reisen Erlebnisse, Erfahrungen und eindrucksvolle Bilder mitgebracht, mit denen sie in ausverkauften Sälen ein Stück Himalaya in die Haßberge brachte. Die Beteiligten verbinden viel mit der krisengebeutelten Region und ihren Menschen und konnten in den zehn Jahren mit ihren Vorträgen rund 10 000 Euro sammeln und nach Nepal schicken.

Einmal in der Woche trifft sich die Gruppe in der Haßfurter Innenstadt zum Mittagessen. Seit dem Erdbeben werden bei diesen Treffen vor allem Neuigkeiten aus Nepal ausgetauscht. Und Hilfsaktionen geplant. „Wir haben dort natürlich Kontakte in alle Richtungen“, sagt Werner Jahn mit ernster Stimme, „und waren erschüttert, als wir vom Erdbeben gehört haben.“ Jahn schaut in die Runde, seine Freunde nicken nachdenklich. Er habe natürlich sofort versucht, mit seinen Bekannten dort Kontakt aufzunehmen, schiebt er nach einer kurzen Pause hinterher. „Aber das Internet war komplett zusammengebrochen.“ Immerhin habe die Kommunikation per Telefon meistens funktioniert. Erst am Donnerstagmorgen habe er zum ersten Mal wieder eine Nachricht übers Internet erhalten. „Das Wichtigste ist aber: unsere Bekannten sind alle am Leben.“ Nur vereinzelt seien Häuser beschädigt worden.

Kultur des Landes ist tief erschüttert

Einer ihrer engsten Freunde, ihr örtlicher Wanderführer Shiva, wohnt in der Nähe des berühmten „Affentempels“ Swayambunath, einer der unzähligen Touristenmagneten, die nun in Trümmern liegen. Shiva gehe es zum Glück den Umständen entsprechend gut. Das Beben hat die Nepalesen aber tief in ihrem kulturellen und spirituellen Herz getroffen: Heilige Tempel, alte Türme, wichtige Klöster – vieles scheint unwiederbringlich verloren zu sein.

„Die Frage ist wirklich, ob diese Denkmäler jemals wieder aufgebaut werden können“, sagt Werner Jahn. Nepal ist ein bitterarmes Land. „Ich weiß nicht, wer da das Heft in die Hand nehmen soll. Die Regierung ist dazu auf jeden Fall nicht in der Lage.“ Deswegen sei es umso wichtiger, dass man die Bevölkerung in dieser schier ausweglosen Situation nach allen Möglichkeiten unterstützt. „Geldspenden sind momentan die einzig sinnvolle Möglichkeit, aus der Ferne zu helfen.“

Welterbe Bamberg hilft Welterbe Nepal

Aus diesem Grund hat das Trekking-Team nicht lange überlegt: Seit vergangener Woche gibt es eine Spendenaktion mit dem Namen „Haßberge hilft Nepal“. Daneben unterstützen die Trekker die Bamberger Aktion „Welterbe hilft Welterbe“ – das Welterbe Bamberg greift dem Welterbe Nepal unter die Arme. Die Spendeninitiative macht nun auch über Franken hinaus Schule, wie Werner Jahn weiß: „Die Stadt Köln, die ja auch eine Welterbestadt ist, will die Idee jetzt aufgreifen und damit auch Nepal unterstützen.“ Das Ziel sei es, dass sich alle Welterbestädte zusammentun und so Solidarität mit den Krisengebieten zeigen, sagt Jahn.

Denn mit den Denkmälern, Tempeln und spirituellen Zentren bricht ein tragender Grundpfeiler der nepalesischen Gesellschaft weg: Der Tourismus. Werner Jahn und seine Kollegen sind sich einig: Dieses Standbein muss intakt bleiben. „Die Menschen müssen auf jeden Fall weiterhin nach Nepal reisen“, sagt Jahns Wanderkollege Thorsten Suckfüll. „Für viele dort ist der Tourismus die einzige Einnahmequelle.“ Man müsse also auch als Gast in Nepal versuchen, das Leben einfach am Laufen zu halten.

Vor allem außerhalb der großen Zentren wie Kathmandu sehe die Lage höchstwahrscheinlich schlecht aus. „Wir fragen uns die ganze Zeit, ob es die schmalen Holzbrücken über die tiefen Schluchten überhaupt noch gibt“, sagt Jahn mit gedankenvoller Miene. Michael Fischer fügt hinzu: „Es ist ja sowieso schon schwierig, in den Bergen vorwärts zu kommen.“ Unzählige Bergdörfer sind seit dem Erdbeben von der Außenwelt abgeschnitten. Über 6000 Todesopfer musste das kleine Land beklagen, dazu kommen unzählige Verletzte und Obdachlose. Wie schlimm die Auswirkungen in manchen Bergregionen tatsächlich sind, ist auch zwei Wochen nach dem Unglück kaum abzusehen. „Wenn es in den Medien immer heißt, der Strom sei weg und es gebe kein fließend Wasser, verstehe ich das nicht so recht“, sagt Michael Fischer. „Strom ist dort Luxus und eine Wasserversorgung gibt es in den Bergdörfern sowieso nicht.“ Hilfsgüter da rein zu bringen, sei so schnell fast unmöglich, fügt Werner Jahn hinzu.

Wiederaufbau wird Jahre dauern

Und zu allem Übel habe nun auch noch der Monsun früher eingesetzt als sonst. Wieder kommen in diesem Zusammenhang die Hängebrücken ins Gespräch. Denn mit dem Monsun würden sich die Schluchten in reißende Flüsse verwandeln, sagt Michael Fischer. Wenn dann die Hängebrücken fehlen, kommen die Helfer kaum voran.

Die Wiederaufbauarbeiten werden womöglich noch Jahre dauern, da sind sich die Trekker einig. Sie werden den Kontakt zu ihren Freunden nach Nepal auf jeden Fall weiterhin halten, sie aus der Ferne unterstützen und sich auf den Sommer freuen: Denn dann haben auch wieder Interessierte aus den Haßbergen die Möglichkeit, sich direkt zu informieren. Shiva kommt zu Besuch. Er hat bestimmt einiges zu erzählen.

Spenden an „Haßberge hilft Nepal“

Seit zehn Jahren veranstaltet das Himalaya-Trekking-Team regelmäßig Vorträge, Konzerte und Informationsabende und konnte dadurch bisher rund 10 000 Euro sammeln. Das Geld ist komplett nach Nepal geflossen. Nach der Katastrophe hat sich die Gruppe aus den Haßbergen nun mit der Deutsch-Nepalesischen Gesellschaft zusammengetan und eine eigene Spendenaktion ins Leben gerufen: „Haßberge hilft Nepal“. Damit sollen laut Aussage des Trekking-Teams nachhaltige Projekte zum Zwecke des Wiederaufbaus unterstützt und der nepalesischen Bevölkerung Solidarität entgegengebracht werden. Hier können auch Sie spenden und die Menschen in den Krisengebieten unterstützen:

Deutsch-Nepalesische Gesellschaft e.V. IBAN: DE14 3705 0198 1980 0084 92 BIC: COLSDE33XXX (Sparkasse Köln/Bonn) Kennwort: HASSBERGE HILFT NEPAL JNE

Nun völlig zerstört: Der höchste Tempel im Kathmandu-Tal. Von links: Fritz Hahner, Thorsten Suckfüll, Lothar Hofmann, Bruno Dykta, Werner Jahn, sitzend Michael Fischer und Horst Aumüller.
Foto: Werner Jahn | Nun völlig zerstört: Der höchste Tempel im Kathmandu-Tal. Von links: Fritz Hahner, Thorsten Suckfüll, Lothar Hofmann, Bruno Dykta, Werner Jahn, sitzend Michael Fischer und Horst Aumüller.
 
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