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WONFURT
Titanische Virtuosität bei Bach, Brahms und Beethoven
Kraftvoll und ausdrucksstark, emotional berührend und technisch perfekt: Sophia Jaffé und Björn Lehmann eröffneten das 10. Internationale Kammermusikfestival Schloss Wonfurt mit einem Sonatenabend und erhielten für ihr Spiel begeisternden Applaus.
Foto: Ulrike Langer | Kraftvoll und ausdrucksstark, emotional berührend und technisch perfekt: Sophia Jaffé und Björn Lehmann eröffneten das 10.
Von unserer Mitarbeiterin Ulrike Langer
 |  aktualisiert: 15.12.2020 15:26 Uhr

Als Sophia Jaffé die Geige senkte und Björn Lehmann die Hände von den Tasten nahm, herrschte erst einmal Stille im Saal. Doch dann ließen die Zuhörer mit energischen Bravo-Rufen und frenetischem Beifall ihrer Begeisterung freien Lauf. Einer Begeisterung für das Spiel der beiden Künstler, die zur Eröffnung des 10. Internationalen Kammermusikfestivals Schloss Wonfurt Sonaten der drei großen Meister Bach, Brahms und Beethoven gespielt und das äußerst hohe Niveau des Festivals erneut unter Beweis gestellt hatten.

In den vergangenen neun Jahren waren die internationalen Künstler musikalisch durch die Welt gereist. „In diesem Jahr schließt sich der Kreis, indem wir zur Deutschen Klassik, zu Bach, Beethoven und Brahms, zurückkehren“, beschrieb der künstlerische Leiter Eliah Sakakushev das Motto des diesjährigen Festivals „Die Heimkehr“. „Aber auch dem Komponisten Richard Strauß zollen wir anlässlich seines 150. Geburtstag mit einer eigenen Strauß-Gala Tribut“, sagte er. 13 Künstler in Residence, darunter der Cellist Eliah Sakakushev und seine Frau, die Intendantin und Geigerin Caroline von Bismarck, haben sich dafür auf Schloss Wonfurt getroffen, um das anspruchsvolle Programm einzustudieren und ihren Gästen unvergessliche musikalische Erlebnisse zu bieten.

Schöner als mit Sonaten der drei großen Meister hätte das Festival dann nicht eröffnet werden können. Zum einen, weil die gezielt ausgewählten Werke kleine Konzerte des Barock, der Klassik und der Romantik sind und die Entwicklung in der Musikgeschichte versinnbildlichen. Zum anderen, weil die Professorin für Violine an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt, Sophia Jaffé, und der Pianist Björn Lehmann, über eine makellose Technik, ein tiefgründiges musikalisches Verständnis, eine einzigartige Klangqualität und virtuoses Spielniveau verfügen.

Zu Beginn des Abends im Ionischen Saal des Schlosses erklang die Sonate Nr. 2 in A-Dur von Johann Sebastian Bach aus dessen bedeutendstem Kammermusikzyklus. Es waren die ersten Violinsonaten der Musikgeschichte, in denen sich das Tasteninstrument aus der Rolle der akkordischen Begleitung im Basso continuo löste und der Violine als gleichberechtigter Partner gegenübertrat. Diese Partnerschaft kommt Sophia Jaffé und Björn Lehmann entgegen, musizieren doch beide auf demselben hohen Rang und ergänzen sich in ihrem hervorragenden, hoch konzentrierten und wunderbar aufeinander abgestimmten Spiel voller Klarheit, Tiefe und Ausdruck.

Dieses kam dann in der Sonate Nr. 2 in A-Dur von Johannes Brahms noch stärker zum Ausdruck. Höchst erfreut registrierten die Zuhörer, wie kraftvoll, emotional berührend und technisch perfekt die Geigerin dieses Werk anging und wie versiert Björn Lehmann ihr zur Seite stand. Wobei das Klavier auch hier nicht Begleiter ist; hat doch Brahms, der bei der Uraufführung selbst am Klavier saß, beiden Instrumenten breiten Raum gegeben.

Der Höhepunkt des Abends jedoch war die Sonate op. 47 Nr. 9 in A-Dur, die so genannte „Kreutzer-Sonate“ von Ludwig van Beethoven. Dieses Werk, in einem „sehr konzertartigem Stil, fast wie in einem Konzert“ und eigentlich für Klavier und Violine, geschrieben, ist charakterisiert durch Klangfülle, Virtuosität, überraschende Modulationen, weite melodische Bögen und abwechslungsreiche Sätze – vom furiosen ersten Satz mit seinem hemmungslos rasenden Ende über den meditierenden zweiten bis zum jubelnden Finale. Es verlangt seinen Interpreten alle gestalterische Kraft und titanische Virtuosität ab, über die Sophia Jaffé und Björn Lehmann ohne Zweifel verfügen.

Mit größter kammermusikalischer Feinheit und Sensibilität, Leichtigkeit und Anmut, Dramatik und triumphaler Freude gestalteten sie die drei Sätze, so dass den Zuhörern angesichts des atemberaubenden Violinspiels und des ebenso mitreißendem Klavierspiels schier der Atem stockte. Um die Emotionen, die sich in begeisternden Applaus ergossen, zu „beruhigen“, verabschiedeten sich die Künstler mit dem langsamen Satz der Sonate op. 30 Nr. 1 in A-Dur als Zugabe.

 
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