Als Aphorismus bezeichnen Sprachwissenschaftler einen einzelnen Gedanken, der aus nur einem Satz oder wenigen Sätzen selbstständig bestehen kann. Herbert Edgar Tusch aus Ebern macht sich Gedanken zu verschiedensten Themen und hat einige davon in seinem neuen Buch mit dem Titel „Bergnebel“ aufgeschrieben.
Der pensionierte Gymnasiallehrer für Latein, Griechisch, Deutsch und Geschichte veröffentlichte bereits mehrere Gedichtbände. Sein neuestes Werk ist sein erster Versuch, sich seinen Mitmenschen im Prosa-Stil mitzuteilen. Diese Erzählform hat der 75-Jährige gewählt, um beim Leser einfacher eine Reaktion hervorzurufen. „Der ,Berg' im Titel soll darauf hinweisen, dass meine niedergeschriebenen Gedanken von einer höheren Warte aus kommen, mit einem Blick von oben“, erklärt der Autor. Gleichzeitig stehe der „Nebel“ aber dafür, dass Tusch keinesfalls den Allwissenden spielen will und mit seinen in dem Buch festgehaltenen Schlussfolgerungen auch schon mal falsch liegen kann – oder zumindest nicht die einzig mögliche Sichtweise wiedergibt.
Zu seinen auf 23 Seiten niedergeschriebenen Aphorismen zu aktuellen, historischen und allgemeinen Themen zählen kurze Sätze wie „Verrat ist mitunter die Folge von argloser Orientierungslosigkeit“ oder „Das Glück besteht entweder darin, etwas Ersehntes erlangt zu haben oder etwas Unerwünschtes losgeworden zu sein“. Jeweils angefügt ist ein Vermerk, wann und wo dem Autor der auf Papier verewigte Gedanke durch den Kopf geschossen ist. Ausführlicher philosophiert Tusch in „Bergnebel“ über die Person Jesus von Nazareth und stellt am Ende seiner Gedanken dazu die provokante Frage, ob Jesus nun ein Gaukler war, ein Philosoph oder „vielleicht eben doch der einzige Sohn des einzigen Gottes“.
Schließlich nimmt sich der Autor auch die oft gestellte Frage nach dem Sinn des Lebens zur Brust: „Sinn hat alles, was notwendig ist. Umgekehrt ist alles sinnvoll, was ich für notwendig halte. So ergibt sich der Sinn aus der Frage nach den Umständen und Erfordernissen, die das Leben mit sich bringt. Daraus folgert, dass erst das Leben Sinn schafft und dass vor dem Leben kein Sinn war. Die so oft aufgeworfene Frage nach dem ,Sinn des Lebens' muss deshalb müßig sein.“
Bestimmt wird nicht jeder Leser mit allen Gedanken Herbert Edgar Tuschs etwas anfangen können. Doch die Fülle an verschiedensten Themen, mit denen sich der Autor in „Bergnebel“ auseinandersetzt, hält doch für jeden ein paar Anreize bereit, um über die Welt und sich selbst ein wenig nachzudenken.
„Bergnebel – Aphorismen“ von Herbert Edgar Tusch ist zum Preis von fünf Euro erhältlich in der Buchhandlung „Leseinsel“, Kapellenstraße 30 in Ebern.