
Im Januar zwei Neuankünfte. Xaver und Vroni sind eingezogen – aber nicht in die Pension, sondern in einen Neubau. Und sie sind auch keine Gäste, sondern neue Familienmitglieder. Die beiden Zwergesel sind die Erfüllung eines Wunsches, den Pensionsbesitzer Armin Oppelt schon lange hegte – und sie sollen auch das Angebot für die Gäste der Oppelts erweitern um Eselswanderungen.
Elisabeth und Armin Oppelt betreiben die Pension seit 1993 in dem Gebäude am Ortsrand von Theinheim mit dem herrlichen Blick über das Tal der Rauhen Ebrach auf der einen Seite und auf der anderen Seite in Richtung Wald, wo weniger hundert Meter entfernt der Skulpturenpfad Theinheim beginnt. Viele Stammgäste haben die Oppelts in Zeiten ohne Pandemie erworben. Sie kommen, um die wesentlichen Stärken des Steigerwaldes zu genießen: Bewegung an der frischen Luft per Pedes oder auf dem Fahrrad, Ruhe und Erholung und kulinarische Vielfalt.
Der Hund ist immer mit dabei
Für die Bewegung an der frischen Luft stehen künftig auch Xaver und Vroni bereit. Elisabeth und Armin Oppelt gewöhnen die jungen Tiere derzeit an ausgedehnte Spaziergänge rund um Theinheim zusammen mit Haushund Nala. "Die drei haben sich auf Anhieb gut verstanden", freut sich Armin Oppelt.
Von Kindesbeinen an fand er Esel sehr sympathisch. Bei einem Besuch von Freunden in Thüringen entdeckten sie im Ort einen Halter von Zwerg-Eseln – und da war es um Armin Oppelt geschehen. Der Halter in Thüringen machte ihm einen Kontakt in die Oberpfalz und von dort stammen Xaver und Vroni, die jetzt neun Monate alt sind. Armin Oppelt nutzte den Winter für den Bau eines schmucken Stalles, nachdem alle Baugenehmigungen eingeholt waren. Zwar liegt die Pension am Ortsrand, doch auch Zwergesel gelten als Großvieh und dessen Haltung muss genehmigt sein.

Ein bisschen Streichelzoo mit ebenfalls kleinen Tieren können sich die Oppelts hier vorstellen. Vielleicht erstmal noch ein paar Hasen. Neben der Tierliebe der Familie Oppelt hat das auch wirtschaftliche Gründe: Die Gäste der Oppelts kommen in der Regel zwar immer wieder, aber meist nur für wenige Nächte. Mit den Tieren und dem Ausbau eines Familienzimmers mit einem separaten Schlafzimmer soll die Pension künftig mehr Familien ansprechen, die dann auch länger bleiben.
Viele Modernisierungen in der Corona-Zeit
Derzeit können Armin und Elisabeth Oppelt von Gästen nur träumen. "Unsere Stammgäste, beispielsweise aus Köln, stehen aber in den Startlöchern. Sie haben fest gebucht, wenn wir aufmachen dürfen, reisen sie umgehend an", berichtet Elisabeth Oppelt. Die Kölner werden staunen, denn Familie Oppelt hat den Lockdown genutzt. "Die Modernisierung der Duschen war schon länger auf der Liste gestanden. Jetzt war die Möglichkeit, das Ganze ohne Beeinträchtigung der Gäste durchzuziehen", so Armin Oppelt. Wenn aber gleichzeitig keine Einnahmen erzielt werden, musste man trotzdem genau überlegen. "Nach einem Gespräch mit der Bank und den Handwerkern war dann klar: Wir machen das jetzt. Sechs Duschen umzubauen ist ja dann doch eine ziemliche Investition", sagt Pensionschefin Elisabeth.
Mit den Unwägbarkeiten in der Gastronomie ist sie groß geworden, ihre Brüder betreiben in Theinheim die Brauerei Bayer und das Gasthaus "Grüner Baum". Auch betrieblich haben die Geschwister eine gewisse Symbiose, denn die Pensionsgäste schätzen es, direkt fußläufig eine gute Gaststätte zu haben und bei Familienfeiern in der Gaststätte nutzen auswärtige Gäste gerne die Übernachtungsmöglichkeiten.

Elisabeth und Armin Oppelt sind zuversichtlich, dass spätestens im Frühsommer sowohl sie als Pension als auch die Gastronomie wieder Gäste empfangen können. "Noch haben unsere Gäste bei ihren Ausflügen oder Radtouren ein breites Angebot an Einkehrmöglichkeiten" nennt Elisabeth Oppelt eine der Präferenzen ihrer Gäste. Im Sommer beginnt dann auch die Tilgung des Renovierungs-Darlehens, "dann wäre es auch wichtig, wieder Einnahmen zu erzielen", wünscht sich Armin Oppelt.
Staatliche Hilfen haben Defizite ausgeglichen
Nach dem gut gelaufenen Sommer 2020 haben November- und Dezemberhilfe die Defizite des Winters etwas ausgeglichen, aber "wir wollen ja nicht Staatshilfen bekommen, sondern wieder Gäste empfangen und unser Geld selbst verdienen", sagt Armin Oppelt. Der gelernte Metzger ist gesundheitlich angegriffen, arbeitet nur noch zwei Tage die Woche in einer örtlichen Metzgerei, weil er nicht mehr so lange stehen kann, wie es sein Beruf verlangt. Bei der Arbeit rund um die Pension kann er sich das mit dem Stehen einteilen. Denn Untätigkeit ist nicht das Ding von Armin und Elisabeth Oppelt. Das zeigt auch ihr Umgang mit den Lockdowns.
Die Dekoration musste weg
Die Oppelts haben wie viele andere im Jahr 2020 in Hygienemaßnahmen investiert. Nach dem letzten Lockdown kamen die Stammgäste und auch viele neue Gäste. "Viele haben ja den Urlaub in Deutschland neu entdeckt". Statt Frühstücksbuffet wurde Frühstück am Platz oder auch auf dem Zimmer angeboten – dazu wurden Anschaffungen getätigt, um das umsetzen zu können. Ein bisschen traurig war Elisabeth Oppelt, dass sie der Hygiene alle Dekoration in den Zimmern opfern musste, "unsere Gäste haben sich trotzdem wohl gefühlt", sagt sie mit Blick auf die Terrasse und den anschließenden Garten vor dem Frühstücksraum.
Jetzt sind alle Renovierungsmaßnahmen abgeschlossen, die Oppelts erholen sich bei ihren Eselsspaziergängen und freuen sich auf die Wiedereröffnung. "An Ostern hätten wir eigentlich voll, aber ich glaube nicht, dass das was wird", sagt sie mit Blick auf die aktuellen Ansteckungszahlen und die neuen Mutationen.
Ihre Hoffnung richtet sich auf Mai. Sobald die Öffnung erlaubt ist, bezieht sie die letzten Betten, hängt die frisch gewaschenen Gardinen an die Fenster und nicht nur die Stammgäste aus Köln, die schon seit 28 Jahren kommen, setzen sich ins Auto und reisen an. Xaver und Vroni freuen sich schon.