
Im Jahr 1919 hat sich der TSV Burgpreppach gegründet. Bereits im darauffolgenden Jahr wurde eine Theatergruppe ins Leben gerufen – für einen Sportverein doch eher ungewöhnlich. Aufgetreten sind die TSVler im „Böswillibald“, erzählt Gerhard Flachsenberger, dessen Großvater damals auf der Bühne stand.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde kein Theater gespielt, weiß Flachsenberger. Erst 1958 ging es weiter, da stand er dann selbst das erste Mal auf der Bühne. Was sein erster Satz war, weiß er nicht mehr, aber er hat einen Postboten gespielt. „Damals hatten wir noch eine Drehkulisse und man ist mit den Stücken auf Tour gegangen, erzählt er. Die Laienschauspieler gastierten in Seßlach, Maroldsweisach und in etlichen anderen Ortschaften im Grenzgebiet. Die Leitung hatte damals immer der jeweilige Lehrer der Volksschule. Die Rollenbesetzung gestaltete sich schwierig, erinnert sich Flachsenberger, konnte man doch kaum Frauen für das Theaterspielen gewinnen. Ab 1972 führte er selbst Regie. Aber nach 20 Jahren löste sich die Gruppe schließlich auf.
Wiederbelebung im Jahr 1992
Hans Reinwand, einstmals Souffleur, stellte 1992 einen Antrag an die Vereinsführung, die Theatergruppe aufleben zu lassen. Es fanden sich im Verein mit Christine Kaffer, Nicole Frey, Michael und Berit Busch, Eddi und Klaus Schweinfest, Ute Schramm und Uli Kaffer gleich etliche, die mitmachen wollten und es waren diesmal auch einige Frauen dabei. Flachsenberger sollte wieder die Regie übernehmen und im März 1993 brachten die Gruppe ihr erstes Stück auf die Bühne. Das hatte auf Anhieb großen Erfolg. Inzwischen sind einige Schauspielbegeisterte dazugekommen, manche haben der Bühne aber auch den Rücken gekehrt. Wobei diese nicht etwa den Spaß am Theaterspielen verloren haben – meist waren es Umzug, Arbeit oder Familiengründung, die dazu geführt haben, das ein Mitglied der Truppe ausschied. Nicht selten stoßen solche Aussteiger Jahre später wieder zum Ensemble – so wie Nicole Frey: Sie war zwar von 1992 an dabei, musste aber aus familiären Gründen in den vergangenen Jahren pausieren. Heuer ist sie wieder mit von der Partie, steht dabei allerdings nicht auf der Bühne. Sie teilt sich zusammen mit Bettina Rappelt den Job der Souffleuse und Regisseurin. Rappelt sitzt seit 2008 im „Kasten“. Sie hat den Job von Günther Stottele übernommen, der damals den Sprung auf die Bühne gewagt hatte. Stottele kümmert sich aber darüber hinaus auch heute noch um die Werbung und um den Kartenvorverkauf. Sieben mal spielt die Gruppe pro Saison. Viermal allein für den VdK.
Auf der Bühne, als Akteur, das sei nicht ihre Sache, verrät Rappelt. Im Außenbereich, da ist sie dabei und auch in ihren Souffleurkasten sitzt sie gerne, wenngleich diese Aufgabe auch ihre Tücken hat. „Wenn die Darsteller ganze Textseiten auslassen, wichtige Requisiten vergessen oder sich direkt neben dir eine fette Spinne abseilt - da kommt man schon an seine Grenzen“, erzählt sie lachend.
Lampenfieber und ein Black-out
Ein weiteres Ensemblemitglied, das schon 1992 dabei war, ist Christine Kaffer. Sie hat kein einziges Stück verpasst und erinnert sich sofort an ihren ersten Satz, beim ersten Bühnenauftritt 1993: „Jetzt zieh mal dein' Bauch ei – ich bring die Knöpf net zu.“ An seinen ersten Satz erinnert sich Thomas Schmitt nicht mehr – aber daran, dass er wahnsinniges Lampenfieber hatte und bei seinem ersten Bühnenauftritt 1996 einen totalen Black-out hatte. „Ich bin dann einfach wortlos wieder raus und noch mal auf die Bühne gekommen, dann ging's auf einmal.“ Seither ist auch er immer dabei. Genauso wie Ute Schramm. Sie übernimmt zudem schon immer die Maske. Und das kann fordern. Vor allem wenn sich die Darsteller während des Stückes umziehen müssen. „Diesmal hab ich es da leicht – kein Klamottenwechsel“, freut sie sich auf die anstehende Theatersaison.
Doppelt gefordert sind auch Kaffer und Petra Schütz, die seit 2016 auf der Bühne steht. Die Beiden organisieren nämlich zudem die Küche, bereiten die Snacks und die Dienstpläne vor. Schütz war sogar im „Böswillibald“ schon dabei. „Damals hat mein Opa mitgespielt. Ich muss so 15 Jahre alt gewesen sein“, erinnert sie sich. Ebenfalls doppelt belastet ist Mandy Wichler. Sie gehört seit 2007 zum Ensemble und trainiert die Garden des TSV. Wenn die Theaterspielzeit vorbei ist, folgt schon gleich der Fasching. „Sollte es darauf ankommen und ich könnte nicht mehr beides machen, würde ich mich für die Arbeit mit den Garden entscheiden“, gibt sie freimütig zu. Allerdings mache ihr das Theaterspielen so viel Spaß, dass sie hofft, immer beides unter einen Hut zu bringen.
Die Prunksitzung ist meist auch der nächste Bühnenauftritt von Bruno Schorn, der 1999 zur Theatergruppe stieß. Man müsse schon sehr viel Spaß an der Theaterspielerei haben, um dabei zu bleiben. Schließlich fangen in Burgpreppach zwölf Wochen vor der Premiere die Proben an. In der letzten Woche vor den Aufführungen werde sogar täglich geprobt. „Da musst du schon richtig Spaß daran haben – sonst bleibt man nicht dabei.“
Seit 18 Jahren steht Gundi Schweinfest für den TSV auf der Bühne. Zweimal ist sie wegen Krankheit ausgefallen und einmal während der Vorstellung vom Laufsteg gefallen. „Das Publikum war begeistert – dachte das gehört so“, erzählt sie lachend.
Das Ehepaar Hannes und Lisa Herold ist auch schon etliche Jahre dabei. Allerdings kann wegen der Kinder immer nur einer spielen. In diesem Jahr ist es Lisa, die auf der Bühne stehen wird. Für Jörg Rottenberg ist es heuer die dritte Saison. Seinen ersten Bühnensatz weiß er nicht mehr. „So drei bis vier Wochen nach der Aufführung ist der Text wieder weg“, sagt Rottenberg. Leon Busch steht heuer erstmals für die Theatergruppe „Wer ko der ko“ auf der Bühne. Damit entschärft er etwas das Problem, dass sich immer weniger Männer finden, die Theater spielen wollen. In diesem Jahr wird so auch die Rolle des Pfarrers von Marion Fleischmann-Hilton gespielt. Sie ist seit zwei Jahren dabei und froh, wenn sie wenig Text hat. Sie macht das schon gerne, aber die Begeisterung ihres Vaters bringt sie nicht mit. Der ist zwar inzwischen gesundheitlich nicht mehr auf der Höhe, aber er liest immer noch die Stücke, gibt der Gruppe eine Empfehlung und ist so in gewisser Weise vom Sessel aus noch mit dabei. Auch das aktuelle Stück „Chaos im Laden“, eine Verwechslungskomödie in drei Akten von Tobias Landmann, hat er ausgewählt.
Wer sich den Spaß näher betrachten möchte, der hat hierzu am 10., sowie am 16. und 17. November jeweils ab 19 Uhr Gelegenheit. Da stehen die Akteure, der Theatergruppe des TSV wieder auf der Bühne, in der TSV Halle.
Kartenvorbestellungen sind möglich unter Tel. (0 95 34) 825 oder per E-Mail an guenther@stottele.de.


