Welch ungeheure Auswirkungen ein kleines Loch in der Wand haben kann, führt die Theatergruppe der DJK Happertshausen in der diesjährigen Theatersaison vor. Mit der Wahl des Dreiakters „Das Loch in der Wand“ (von Bernd Gombold) bewies Regisseur Robert Krug erneut ein glückliches Händchen.
Und auch die einzelnen Rollen hätte er nicht besser unter den Spielern verteilen können. Sprühend vor Spielfreude lösten die Akteure mit viel Wortwitz und Situationskomik wahre Begeisterungsstürme im voll besetzten DJK-Heim aus.
Da ist zunächst Bürgermeister Josef Nägele, ein schwer geplagter Mann: Seine Frau Elisabeth macht ihm wegen seiner Sauferei die Hölle heiß, Tochter Brigitte unterstützt die Mutter tatkräftig dabei. Zu allem Unglück ist auch noch sein Posten als Bürgermeister in Gefahr, da dem Ort wegen geringer Einwohnerzahl die Eingemeindung droht.
Wie gerufen taucht da der Industrielle Willibald von Reichenbach zu Wildenstein auf, der ein Grundstück erwerben und darauf einen Großbetrieb ansiedeln möchte. Die begehrte Wiese gehört ausgerechnet dem ledigen Bauern Fidel, der sich beharrlich weigert, auch nur einen Quadratmeter seines Landes zu verkaufen, solange er nicht verheiratet ist. Dem Bürgermeister aber ist jedes Mittel recht, um seinen Posten zu retten.
Zusammen mit seinem Kumpan Eugen aus dem Gemeinderat engagiert er Fräulein Desiree. Die Dame aus dem horizontalen Gewerbe soll Fidels hartes Junggesellenherz zum Schmelzen bringen und so die Bereitschaft zum Verkauf der Wiese steigern.
Alles könnte gut gehen, wenn da nicht der schrullige Opa Sebastian Nägele wäre. In die Wand, die die Wohnstube von seiner Kammer trennt, hat der findige Alte ein Loch gebohrt. Auf diese Weise belauscht und beobachtet er alles Geschehen und spinnt seine Intrigen. Mit teuflischem Vergnügen durchkreuzt er die Pläne des Bürgermeisters, und auch alle anderen sind vor seinen Machenschaften nicht sicher.
Neben der Magd Katharina hat besonders Geigenlehrer Baldouin unter den Streichen des Alten zu leiden. Der einen vertauscht er ihr Hühneraugenwasser gegen Spiritus und kippt ihr einen gefüllten Wassereimer über den Kopf, dem anderen flößt er – an einen Stuhl gefesselt – Schnaps ein.
Für Wolfgang Hepp ist der schlitzohrige Opa eine absolute Paraderolle, in der er mit Leib und Seele aufgeht. Bereits seine originelle Mimik und Gestik reizen zum Lachen, bei seinem urkomischen Spiel bleibt kaum ein Auge trocken.
Ob er als verzweifelter Bürgermeister um sein Amt kämpft, als vermeintlich betrogener Ehemann tobend auf Rache sinnt oder letztendlich doch kleinlaut befolgt, was Opa ihm diktiert: Stefan Krug spielt seine Rolle überzeugend und facettenreich.
Auch Manfred Krug läuft in seiner Rolle als verklemmter und ängstlicher Geigenlehrer zur Höchstform auf. Zum Brüllen komisch, wie er vor Opas bösartigen Streichen zittert. Bemüht sich der Musikus zunächst um die Gunst seiner Schülerin Brigitte, erliegt er letztendlich – mit gehöriger Nachhilfe des Opas versteht sich – dem betörenden Charme einer anderen Dame.
Auch dem Glück seines Freundes Fidel hilft Opa auf die Sprünge. Wunderbar arglos, treu und brav den Anweisungen seines Freundes gehorchend, spielt Michael Schunk den Junggesellen. Köstlich die Szene, in der er mit umwerfender Komik versucht, den Annäherungsversuchen von Desiree zu entkommen. Zum Schluss allerdings kommt auch er noch unter die passende Haube – wie könnte es anders sein: natürlich auch raffiniert eingefädelt vom rührigen Opa.
Marco Schmitt, der als Gemeinderat Eugen zum ersten Mal auf der Bühne steht, bestand seine Feuerprobe mit Bravour. Und auch Dirk Johann überzeugte als dynamischer Geschäftsmann. Nicht minder als die Herrenriege gingen die Damen in ihren Rollen auf: Petra Krug als zunächst heftig keifende Furie und später – natürlich vom Opa – in die Knie gezwungene nachgiebige Ehefrau, Andrea Schneider, die als bodenständige Magd, mit losem Mundwerk und dem Herzen auf den rechten Fleck, ihr 25-jähriges Bühnenjubiläum feierte.
In ihrem Element waren auch Nadine Krug als zickige Tochter und verliebte Musikliebhaberin Brigitte und Anne Hepp als anpassungs- und zugleich wandlungsfähige Dame. Für die Maske zeichnete Manuela Handke verantwortlich.
Nach stürmischen Turbulenzen, wilden Kampfszenen und reichlich Schnaps sind schließlich alle dem einfallsreichen Opa ins Netz gegangen. Mit viel List und Tücke, dabei stets den Schalk im Nacken, sorgt er für allgemeine Zufriedenheit und verpasst nebenher auch noch einem jeden Topf den passenden Deckel. Dass er dabei das größte Geschäft macht, versteht sich von selbst.
Mit reichlich Szenenapplaus und tosendem Beifall am Ende bedankte sich das begeisterte Publikum bei der DJK-Theatergruppe für die kurzweilige Unterhaltung.
Weitere Vorstellungen sind am 10. und 11. Januar, jeweils um 19.30 Uhr, und am 12. Januar um 13.30 Uhr. Restkarten unter Tel. (0 95 23) 76 58.