Wenn in den USA das neue Elektroauto von Tesla gebaut wird, dann hat daran auch eine Firma aus Unterfranken ihren Anteil. Die Hölzer Maschinenbau GmbH aus Junkersdorf fertigt Sondermaschinen, die weltweit zum Einsatz kommen.
Das kleine Junkersdorf hat etwa 200 Einwohner und ist umgeben von Feldern und Wiesen. Den Ortskern zieren zahlreiche Fachwerkhäuser. Man muss schon ein bisschen suchen, um hier die Hölzer Maschinenbau GmbH zu finden. Es geht vorbei an einem kleinen, rot-grauen Häuschen, dem Sitz der Freiwilligen Feuerwehr.
Weiter, vorbei an einem kleinen Teich mit gelben Seerosen und über eine kleine Brücke. Am Ende einer schmalen Straße findet sich zur linken Hand ein unscheinbarer weißer Bau, der die Hölzer Maschinenbau GmbH beheimatet. Unschwer zu erkennen an den unterschiedlichen Metallstücken, die den Besucher schon vor dem Eingang begrüßen.
Firmenchef Gerd Hölzer, ein Mann um die 50, mit Oberlippenbart, wartet schon – und erklärt der Reporterin im Lauf des Interviews, dass, wann, wie und warum sich seine Firma auf die Herstellung von Sondermaschinen spezialisiert hat.
Erst kürzlich hat die Firma für den US-amerikanischen Elektroautobauer Tesla einen Montageautomaten geliefert. Der Automat setzt Kunststoffbauteile für die Batteriekühlung des Elektroautos zusammen. „Erst vorhin haben wir mit ihm telefoniert“, schmunzelt Hölzer.
Direktzugriff per Modem
Über ein Modem kann man sich in die Maschine einwählen, die nun in Mexiko steht, und so zum Beispiel Fehlermeldungen beheben. Etwa wenn die in der Maschine verbaute Kamera ein Bauteil nicht erkennt und das Kamerabild neu konfiguriert werden muss.
„Das ist so, als stünde die Maschine da.“ Hölzer macht eine Handbewegung und deutet in die ihm gegenüberliegende Ecke.
Die vier Meter lange, 2,20 Meter hohe und 1,06 Meter breite Maschine „ging gerade so in den Flieger“, erinnert sich Hölzer.
Mexiko? Sitzt Tesla nicht in den USA? Hölzer berichtet, dass „zwischen“ seiner Firma und dem Elektroautohersteller noch eine andere Firma stehe: Die Fränkische Rohrwerke GmbH & Co. KG aus Königsberg. In deren Werk in Mexiko steht die Hölzer-Maschine. Und dort setzt sie Kunststoffbauteile zusammen, die dann in den Elektroautos von Tesla zum Einsatz kommen.
Bei den Fränkischen Rohrwerken hat für Gerd Hölzer alles angefangen. 25 Jahre lang hat er dort in der Konstruktion gearbeitet. Ehe er sich „Stück für Stück“ in die Selbstständigkeit begab. Heute zählen die Fränkische Rohrwerke zu seinen Kunden.
Zunächst habe er nebenbei Treppen und Geländer gefertigt, dann nur noch halbtags gearbeitet und für eine andere Firma aus der Gegend, ESN Deutsche Tischtennis Technologie GmbH (Hofheim), Zeichnungen für Werkzeuge gemacht. „Die haben dann irgendwann gefragt: Könntest du nicht die Werkzeuge auch noch fertigen?“, erzählt Hölzer.
Seit acht Jahren ist er mit seiner Hölzer Maschinenbau GmbH komplett selbstständig. Neben dem Maschinenbau ist der Metallbau – also beispielsweise die Fertigung von Treppen, Geländern und Balkonen – das zweite Standbein der Firma.
Insgesamt beschäftigt Hölzer sechs Mitarbeiter und erwirtschaftet nach Auskunft des Firmenchefs einen Umsatz von rund 600 000 Euro. Was den Gewinn betrifft, hält er sich bedeckt, und verrät nur, dass dieser im Endeffekt noch zu niedrig sei und gesteigert werden müsse.
Angesprochen auf sein Arbeitspensum schmunzelt Hölzer: „Es heißt nicht umsonst: selbst und ständig.“ So hat etwa der Bau der Tesla-Maschine zwölf Wochen gedauert.
Zu Beginn stehe dabei stets eine Besprechung mit dem Auftraggeber. Dann entwirft Hölzer ein Grobkonzept und erstellt dem Kunden ein Angebot. Kommt es zur Bestellung, folgt die Konstruktion der Maschine. Konstruiert wird mithilfe eines CAD-Systems. Mittlerweile laufe eigentlich alles über Computer, erklärt Hölzer. Am Ende des Prozesses steht schließlich die Fertigung. Auch die Maschinen werden inzwischen per Computer gesteuert.
„Sportliche“ Ansprüche
Die Maschine, die jetzt in Mexiko Kunststoffteile für die Tesla-Autos zusammensetzt, hat in der Konstruktion vier Wochen beansprucht, acht in der Fertigung. „Eine sportliche Zeit fürs Bauen“, sagt Hölzer. So könne es immer wieder vorkommen, dass Bauteile nicht rechtzeitig geliefert werden. Just-in-time-Produktion funktioniere eben in der Praxis häufig nicht. „Mittlerweile ist alles weltweit verknüpft.“
Einmal habe die Firma Ventile für einen Automaten gebraucht. Da diese aber auf der Krim produziert wurden, gab es im Zuge der Krimkrise keine Ventile mehr, wie sich Hölzer erinnert.
Auch 2009 seien die Auswirkungen der weltweiten Finanzkrise spürbar gewesen. „In der Industrie ging nichts“, erzählt Hölzer. Hier kam der Firma dann das zweite Standbein, der Metallbau, zu Gute. Im Nachgang der Krise hätten die Leute ihr Geld vorzugsweise in Immobilien investiert: „Wir haben Balkone gebaut wie die Weltmeister.“
Für die Zukunft plant Gerd Hölzer, seine Firma „noch ein bisschen breiter aufzustellen.“ So sollen neben der kunststoffverarbeitenden Industrie, die die Hölzer Maschinenbau GmbH überwiegend beliefert, auch noch andere Industriezweige für den Maschinenbau hinzugewonnen werden.
Demnächst will der Firmenchef zudem eine neue Halle bauen. Die Auftragslage sei gut, bestätigt Hölzer. So soll die 400 Quadratmeter große Halle, in der sich zurzeit sowohl die Dreh- und Fräsmaschinen für den Maschinenbau als auch die Schweißgeräte und Bohrer für den Metallbau befinden, zukünftig nur noch für den Maschinenbau genutzt werden. Der Metallbau kommt dann in den geplanten Anbau.
Auch in eine neue Fünfachsenfräsmaschine will Hölzer investieren: „Die Technologie entwickelt sich weiter, da muss man dabei sein.“