Die gesamte Gesellschaft muss lernen, mit Demenz umzugehen. Deshalb wird im Mehrgenerationenhaus (MGH) Haßfurt ganz massiv am Abbau von Tabus gearbeitet.
Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen finden hier eine Anlaufstelle für Entlastung und ein paar unbeschwerte Stunden. Gleichzeitig ist das MGH Plattform für die Begegnung auch mit Menschen, die bisher mit Demenz nicht konfrontiert waren. Zu diesen Bemühungen zählt das Netzwerkfrühstück, zu dem am Sonntag Betroffene, pflegende Familienangehörige und Kommunalpolitiker sowie Behördenvertreter eingeladen waren.
In lockerer Runde konnten der Leiter des Sozialamtes Dieter Sauer, Haßfurts zweiter Bürgermeister Karlheinz Eppelein und die Kreisräte Steffen Vogel und Sabine Weinbeer mit Nutzern des MGH ins Gespräch kommen. Die waren voll des Lobes für die Angebote. Beim Tanztreff, beim gemeinsamen Singen oder Basteln erleben sowohl die Angehörigen als auch die Erkrankten Stunden, in denen die Krankheit in den Hintergrund tritt.
„Beim Tanzen können Sie demente und gesunde Menschen nicht unterscheiden“, so Dieter Greger, Kreisgeschäftsführer des Bayerischen Roten Kreuzes. Er lieferte Zahlen, die deutlich machen, wie wichtig die Auseinandersetzung mit diesem Thema ist. Demnach wird im Jahre 2030 jeder dritte Deutsche älter als 65 Jahre sein. Nach dem 65. Lebensjahr steige die Wahrscheinlichkeit, zu erkranken, auch am demenziellen Syndrom. Etwa 1,3 Millionen Betroffene werden heute in Deutschland gezählt, diese Zahl werde sich bis 2050 verdoppeln.
Um die gesellschaftliche Teilhabe betroffener Menschen zu verbessern und Erkrankte und ihre Familien zielgerichteter zu unterstützen, hätten daher das Familien- und das Gesundheitsministerium die „Allianz für Menschen mit Demenz“ gegründet. Zu dieser Allianz zählt das Mehrgenerationenhaus mit seinem Projekt „Demenz mittendrin“. Es gelte, auch junge Menschen und Behörden für die Problematik Demenzkranker zu sensibilisieren. Dank Projektleiterin Dorith Böhm-Näder gebe es viele kreative Ansätze, die auch gut angenommen würden. Auch der Freundeskreis des MGH sei sehr engagiert.
Angeregte Gespräche entwickelten sich beim Netzwerkfrühstück, in denen der Alltag pflegender Familien deutlich wurde. Einen tiefen Einblick gewährte auch der Kurzfilm „Alzheimer – Spurensuche im Niemandsland“, der so prominente Erkrankte zeigte wie Herbert Wehner oder Ronald Reagan, oder etwa die Filmdiva Rita Hayworth, die schon im Alter von 43 Jahren an Demenz erkrankte.
In der Regel trifft der Nervenzelltod, der Alzheimer nach sich zieht, ältere Menschen. „Jeder bekommt Alzheimer, wenn er nur alt genug wird“, so die eindeutige Aussage eines Facharztes im Film.