„Irgendwann muss man einfach sagen, es ist Schluss.“ Dieser Moment war für Susanne Kastner am Donnerstag gekommen. Da nahm die SPD-Politikerin und ehemalige Bundestagsabgeordnete nach einem „wahnsinnig arbeitsintensiven politischen Leben“ Abschied auch aus dem Kreistag Haßberge. Aus gesundheitlichen Gründen, um mehr Zeit für die Familie zu haben, und weil ihr mit 71 Jahren einfach ein Stück weit die Kraft für die Kreistagsarbeit fehle, die viel mehr sei, als nur an den Sitzungen teilzunehmen.
Empörung noch überall zu spüren
Es war ein Abschied in Harmonie, aber nicht ohne einen letzten Appell der einstigen Bundestagsvizepräsidentin an Landrat Wilhelm Schneider (CSU) und das Kreistagskollegium. Kastner selbst sprach von einer „Bitte“ – und sie betraf die Haßberg-Kliniken. Der Verwaltungsrat der Krankenhäuser solle doch in Zukunft „nicht alles hinter verschlossenen Türen entscheiden“, forderte Kastner mehr Transparenz bei richtungsweisenden Entscheidungen für die Kliniken. Die Haßberg-Kliniken sind ein Kommunalunternehmen, trotzdem tagt das oberste Gremium nicht-öffentlich. Das hatte insbesondere bei den im Frühjahr 2016 beschlossenen harten Rationalisierungsmaßnahmen, dem Aus für das Krankenhaus Hofheim und dem inzwischen revidierten Ende für die Geburtenabteilung in Haßfurt, für erheblichen Ärger in der Bevölkerung und beim Klinikpersonal gesorgt. Die Empörung sei heute noch überall zu spüren, stellte Kastner fest. Sie sei überzeugt, dass Landrat Schneider inzwischen stark und erfahren genug ist, um die Kritik und den Widerstand auszuhalten, den eine öffentliche politische Auseinandersetzung über die Krankenhausgeschicke mit sich bringen würde.
Interessen des Landkreises „uneingeschränkt vertreten“
Schneider selbst hatte Kastner, die wie er aus Maroldsweisach stammt, zuvor in den höchsten Tönen gelobt und offen zugegeben, dass er die Kreisrätin nur schweren Herzens aus ihrem Amt entlasse. Neben ihrer bundespolitischen Laufbahn hatte die Religionspädagogin dem Kreistag Haßberge insgesamt 25 Jahre angehört. Die Interessen des Landkreises habe sie immer uneingeschränkt vertreten – „und darauf haben sich die Bürgerinnen und Bürger verlassen“, was allein aus ihren hervorragenden Wahlergebnissen bei den Kommunalwahlen hervorgehe. Trotz ihrer Prominenz und Beliebtheit habe sich Kastner nie in den Vordergrund gedrängt, sondern die Aufgaben im Kreistag und seinen Gremien gewissenhaft und mit Bedacht wahrgenommen und alle Herausforderungen mutig angenommen. „Du hast deinen Heimatlandkreis immer voranbringen wollen, sei es als Kreisrätin oder als Bundestagsabgeordnete – dabei warst du für deine Gefechtsbereitschaft und deine klaren Worte berühmt“, sagte Landrat Schneider unter dem großen Applaus des Kreistags.
Nachrückerin Judith Geiling vereidigt
Im Anschluss an Kastners Verabschiedung vereidigte Landrat Schneider die Eichelsdorfer Rechtsanwältin Judith Geiling, die der SPD angehört. Erster Nachrücker Helmut Trautner (Zeil) hatte aus Altersgründen auf sein Kreistagsmandat verzichtet. Fotos: Martin Sage