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Streiflichter
Streiflichter aus dem Alltagsleben: Der wöchentliche Kommentar der Heimatzeitung.
Foto: HT | Streiflichter aus dem Alltagsleben: Der wöchentliche Kommentar der Heimatzeitung.
Redaktion
 |  aktualisiert: 15.12.2020 15:30 Uhr

Na, sind Sie auch entsetzt vom neuesten Bushido-Lied? Dann versetzen Sie sich doch mal bitte in den Armen: So ein Gangsta-Rapper lebt doch vom Sex und Crime in seinen Texten. Und was macht unsere Umgangssprache? Die macht ihm das ganze Geschäft kaputt. Das schlimme F-Wort ist in so ständigem Gebrauch, dass selbst der Mother-F.... im Rap niemanden mehr in die Ohnmacht schickt. Und die Gesellschaft: Die einen finden Gangsta-Rap doof, die anderen cool, und das war's auch schon: Toleranz statt Skandal. Eltern wundern sich vielleicht, ob das noch Musik ist, was ihre Kinder da hören. Ansonsten interessiert sie Bushido nicht weiter: Gelassenheit statt Empörung. Wie also soll sich einer wie Bushido da noch als böser Bube vermarkten? Na klar, er muss noch eine Schippe drauflegen. Und das hat er jetzt getan. Natürlich ist es ein übler Song geworden. Und freilich sind Claudia Roth oder Klaus Wowereit nicht begeistert, wie über sie gesungen wird. In Wirklichkeit ist der Hit, der jetzt aus dem Verkehr gezogen wurde, aber vor allem eins: albern, ja gerade zu lächerlich, weil die geschäftliche Absicht dahinter einfach zu deutlich zu erkennen ist.

Leider viel zu deutlich zu erkennen ist einmal mehr auch die Haltung unserer Bundesregierung gegenüber den Amerikanern in Sachen Spionage: Bushido würde wohl singen, Merkel krieche Barack Obama in den, na Sie wissen schon. Unglaublich, dass wir da nicht mehr Mut haben. Gerade wir, die uns Gestapo und Stasi gelehrt haben, was es bedeutet, wenn ein Staat seine Bürger bis in die hinterste Bettecke auskundschaftet. Was die NSA macht: dient alles der Terrorismusbekämpfung. Und wird der Staat, der jeden und alles überwacht, nicht auch zum Terroristen? Richtig peinlich wird es für Angela Merkel aber jetzt, da sich zeigt, dass die US-Amerikaner mit dem Gebaren ihrer Geheimdienste keinesfalls so einverstanden sind, wie wir uns das hier so gedacht hatten. In seltener Einmütigkeit haben gerade Demokraten und Republikaner das Vorgehen ihrer NSA kritisiert. Na bitte sehr, die trauen sich also. Bleibt wenigstens zu hoffen, dass Angela Merkel beim nächsten USA-Besuch ihr berühmtes Herz vor der Bluse formt. Dann fahren nämlich zwangsläufig ihre Ellenbogen heraus und es kratzt ein wenig mehr in den amerikanischen Gedärmen.

Im Heimatkreis nimmt die Zahl der Einwohner zwar beständig ab, die der Kandidaten aber zu: Wollten 2008 noch vier Haßbergler Landrat werden, so sind es für die Wahl im kommenden Frühjahr schon fünf: und zwar drei Damen und zwei Herren, Birgit Bayer (Freie Wähler), Sabine Schmidt (Linkes Bündnis) und Rita Stäblein (Die Grünen) sowie Bernhard Ruß (SPD) und Wilhelm Schneider (CSU). Gut möglich, dass aus dem Quintett noch ein Sextett oder gar Septett wird. Klemens Albert von der ÖDP jagte Landrat Handwerker 2008 immerhin 14,5 Prozent der Stimmen ab. Das könnte ihn ermutigen, es noch einmal zu versuchen. Und auch die FDP wird es sich noch genau überlegen. Nur aus den Reihen des CSU-Appendix' „Junge Liste“ ist sicher kein eigener Kandidat zu erwarten: Wer will schon seinem eigenen Papa Konkurrenz machen? In jedem Falle aber wird es spannend werden, denn die Haßbergler haben wirklich die Wahl. Man darf erwarten, dass ein jeder Kandidat auch die hinter ihm und seiner Partei stehende Wählerschaft mobilisiert – was ja auch für die krassen Außenseiter das Motiv ist, den strapaziösen Wahlkampf auf sich zu nehmen. Schließlich wird ja nicht nur der Landrat, sondern auch der Kreistag neu gewählt. Bleibt schon jetzt zu hoffen, dass die Haßbergler in Scharen zu den Urnen strömen. Dann nämlich wird der Mann oder die Frau an die Spitze des Kreises gewählt, den oder die die Mehrheit auch wirklich haben will. Martin Sage

 
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