Die Facebook-Gruppe „Helft den Haßfurter Hebammen“ hat ihren Namen geändert. Wie? Sie halten das nicht für eine große Meldung? Tatsächlich hat die Umbenennung der Gruppe eine gewisse Symbolwirkung. Aber vielleicht erst einmal zur Erklärung für diejenigen Leser, die mit dem ganzen neumodischen Internetkram nichts anfangen können: Auf Facebook können sich Menschen, die ein gemeinsames Interesse haben, in Gruppen zusammenfinden, diskutieren sowie Infos, Gerüchte und Bilder austauschen. Solche Gruppen gibt es zu so ziemlich jedem Thema, von Hobbys über politische Anliegen bis zu irgendwelchen Spaß- und Quatschgeschichten. Da gibt es Gruppen von FC-Bayern-Fans, Gruppen von FC-Bayern-Hassern, von Fans des Synchronschwimmens, von Helene-Fischer-Fans, von Münzsammlern, von Anhängern und Gegnern so ziemlich jeder politischen Partei, jedes politischen Anliegens, jeder Bürgerinitiative und jeder Verschwörungstheorie – wahrscheinlich gibt es sogar eine Facebook-Gruppe der Facebook-Hasser.
Eine Facebook-Gruppe, die für ein gemeinsames Ziel kämpft, gründeten Haßfurter Hebammen vor einigen Jahren, als der Erhalt der Geburtshilfestation am Haßfurter Krankenhaus auf der Kippe stand. Der Name der Gruppe lautete „Helft den Haßfurter Hebammen“. In der Gruppenbeschreibung wurde dann auch ausgeführt, um was es geht: „Soll es in Zukunft keine gebürtigen Haßbergler mehr geben?“, wird da gefragt, oder auch: „Wieviel ist es dem Landkreis wert, seinen Frauen eine liebevolle, individuelle und einfühlsame Geburtshilfe zu bieten?“ Der Text steht auch heute noch auf der Internetseite, doch mindestens eine Passage verrät, dass er schon etwas älter ist: „Wendet Euch bis zum 5. Juni 2016 an Eure Lokalpolitiker, an die Presse und an den Landrat.“
Zumindest ihren Namen hat die Gruppe aber in den letzten Tagen geändert, sie heißt jetzt „Geburtshilfe in den Haßbergen“.
Denn seit der Gruppengründung ist einiges passiert: Es gibt neue Fördermöglichkeiten für Geburtshilfestationen an kleinen Krankenhäuser, um die vor allem MdL Steffen Vogel in München gekämpft hat. Daraufhin hatte der Verwaltungsrat der Haßberg-Kliniken auch den Beschluss zur Schließung der Station wieder aufgehoben. Und so seien die Hebammen wohl zur Erkenntnis gekommen: „Uns muss nicht mehr geholfen werden“ – so sagt es zumindest Klinikchef Stephan Kolck. Doch warum kommt diese Erkenntnis nach all den Ereignissen der letzten Jahre gerade jetzt?
Steffen Vogel meint, er wisse zwar auch nicht, was genau sich die Hebammen dabei gedacht haben, vermute aber, dass der Grund in den Geburtenzahlen des Jahres 2018 liegt. Die wurden im Januar bekannt und offenbar ist damit die Quote erreicht, die die Förderung auf längere Zeit sichert – zumindest, wenn die (noch nicht offiziellen) Zahlen stimmen, die von den Standesämtern kommen. Das hilft auch bei der Suche nach einem Nachfolger für Dr. Raphael Kupietz, den Chefarzt der Geburtshilfe, der zum Jahresende in den Ruhestand geht. Denn wer würde schon eine Stelle übernehmen wollen, von der er fürchten muss, dass sie bald gestrichen wird?
Sie sehen also, liebe Leserinnen und Leser, dass es durchaus eine Bedeutung haben kann, wenn eine Facebook-Gruppe ihren Namen ändert.