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HAßFURT
Streiflicht: Ohne Stallgeruch für frischen Wind sorgen?
Kommentar: Landkreisjubiläum - Feier auf neutralem Boden       -  _
Wolfgang Sandler
 |  aktualisiert: 29.03.2021 10:45 Uhr

Man hätte es vielleicht einfacher haben können. Gesetzt den Fall, ein Deal zwischen Bürgermeister und Opposition wäre zustande gekommen. Günther Werner regiert seit fünf Jahren in der Kreisstadt. Der ehemalige SPD-Stadtrat gewann den Amtssitz im Haßfurter Rathaus als Kandidat der Wählergemeinschaft, da seine eigene – inzwischen ehemalige – Partei lieber Stephan Schneider als Kandidaten haben wollte. Dieser landete auf Platz drei, in der Stichwahl setzte sich Günther Werner gegen den damaligen CSU-Kandidaten Georg Hiernickel durch.

Damit war der Bürgermeistersessel für die CSU futsch, den zuvor Rudolf Handwerker, Michael Siebenhaar und Rudi Eck besetzt hatten. Nun hätte man sich vielleicht mit viel Optimismus und gutem Willen vorstellen können, dass die CSU sich auf ein Gentleman Agreement einlassen würde. Dergestalt, dass die CSU keinen Gegenkandidaten aufstellt, Bürgermeister Werner dafür nicht auf der Stadtratsliste seiner Partei kandidiert. Das hätte – nach den Stimmenzahlen der letzten Wahl berechnet – die WG unter Umständen zwei Sitze im Ratsgremium kosten können, die ebenso möglicherweise bei der CSU gelandet wären und für die absolute Mehrheit der Schwarzen gesorgt hätten. Und in weiteren sechs Jahren kandidiert Günther Werner – der so sein Werk hätte vollenden können – ohnehin nicht mehr aus Altersgründen, dann würden die Karten sowieso neu gemischt.

Aber mal ehrlich: Gab es für so einen Denkansatz wirklich jemals eine realistische Chance? Eher nein. Die CSU kann nicht ohne weiteres damit leben, dass in der Kreis-Hauptstadt jemand anderes regiert. Das ist im genetischen Selbstverständnis dieser Partei nicht vorgesehen. Also musste ein neuer Kandidat her. Einer, der dem amtierenden Bürgermeister den Sessel würde streitig machen können. Seit Monaten wird in Haßfurt gerätselt, wer der Hoffnungsträger sein könnte. Von den Ratsmitgliedern profilierte sich in jüngster Zeit nur Michael Spies aus Augsfeld besonders.

Dass so manche öffentliche Sitzung von einem Zuschauer verfolgt wurde, der einen besonderen Grund für seine Teilnahme hatte, fiel niemandem auf. Nur einmal besuchte ein Oberstleutnant in Bundeswehrkluft die Stadtratssitzung, ohne dass BW-Themen auf der Tagesordnung gestanden hätten. Es handelte sich um Volker Ortloff aus Sailershausen, der nach eigenen Aussagen schon seit rund eineinhalb Jahren seinen Coup vorbereitet hat.

Jetzt ist es soweit. Die CSU hat sich für Volker Ortloff und gegen Michael Spies entschieden.(Für BW-Insider: Spötter frotzelten, dass ein Spies gegen einen Oberstleutnant keine Chance hat.) Dass Ortloff dem Stadtrat bislang nicht angehörte, kann ihm vom Wähler sowohl positiv als auch negativ ausgelegt werden. Aber zum einen hat er als Stabsoffizier viele Untergebene mit unterschiedlichsten Dienstgraden in Strukturen führen müssen, die einer Stadtverwaltung nicht unähnlich sind. Und in die Aufgaben eines Bürgermeisters muss sich jeder Herausforderer neu einarbeiten. Zum anderen wird sich mancher Wähler vorstellen, dass ein von außen kommender Stabsoffizier „ohne Stallgeruch “ durchaus frischen Wind ins Haßfurter Rathaus bringen könnte.

Günther Werner kann jedenfalls schon einmal in den Wettkampfmodus schalten, er bekommt einen Gegner, der durchaus ernstzunehmen ist. Und die Wähler können sich auf einen spannenden Wahlkampf freuen.

 
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