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Haßfurt
Straßenverkehr im Haßbergkreis: Bloß kein Schilderwald!
Ob rund oder eckig, Verkehrsschilder stehen in vielen Varianten an den unterschiedlichsten Orten und Stellen. Eine Sorte wird besonders gern gern geklaut.
Vier Schilder weisen den Autofahrer auf den Kindergarten in Knetzgau hin.
Foto: Johanna Heim | Vier Schilder weisen den Autofahrer auf den Kindergarten in Knetzgau hin.
Johanna Heim
 |  aktualisiert: 29.03.2021 10:40 Uhr

Sie helfen tagtäglich bei der Orientierung, zeigen an, wie schnell gefahren werden darf oder warnen vor Gefahren wie Glatteis, Steinschlag oder Wildwechsel: die Verkehrsschilder. Circa 20 Millionen davon gibt es schätzungsweise in Deutschland, wie viele davon im Landkreis Haßberge stehen, vermag niemand zu sagen.  Aber wo kommen die Schilder in der Region überhaupt her und wer kümmert sich darum?

Fehlt in der Stadt oder auf dem Land ein Verkehrsschild, ordnet der jeweilige Baulastträger, also der Besitzer der Straße, die Bestellung des benötigten Zeichens an. Dafür wendet er sich an einen der 19 Schildhersteller in Deutschland. Diese unterstehen dem Industrieverband Straßenschilder e.V, welcher sich beispielsweise um Produktverbesserungen, Gütesicherungen und Schulungen rund um die Verkehrszeichen kümmert. Einer der Hersteller, der mit dem Verband zusammenarbeitet, ist die Firma Landwehr aus Gescher (Nordrhein-Westfalen) – die deutschlandweit liefert. Sobald die Schilderfabrik Landwehr die Bestellung erhält, geht es schnell: "Die Standardartikel liefern wir innerhalb von 24 Stunden", erklärt Jan-Dirk Landwehr, der Geschäftsführer der Schilderfabrik.  "Nur bei Sonderanfertigungen dauert es bis zu zehn Werktagen."  Diese Anfertigungen sind beispielsweise variable Schilder mit unterschiedlichen Bildinhalten, die zusätzlich neben den circa 1000 Zeichen der Straßenverkehrsordnung bestehen.

Über 1000 Verkehrszeichen gibt es in der Bundesrepublik. Bewegliche Hinweisschilder haben die Bauhöfe oft auf Lager. 
Foto: Weiskopf | Über 1000 Verkehrszeichen gibt es in der Bundesrepublik. Bewegliche Hinweisschilder haben die Bauhöfe oft auf Lager. 

3 Millimeter regeln den Verkehr

Egal ob es sich um die Verkehrsschilder für "Wendeverbot", "Einbahnstraße" oder "Absolutes Halteverbot" handelt, eines haben sie alle gemeinsam: Sie bestehen aus Aluminium und sind zwischen 2 und 3 Millimeter dick. Und damit die Zeichen bei jeder Witterung und Tageszeit gut zu erkennen sind, sind sie mit unterschiedlich reflektierenden Folien beschichtet. Unterschiede gibt außerdem bei der Größe der Bildtafeln. Landwehr erläutert: "Die Geschwindigkeit am Aufstellort regelt die Schildgröße. Insgesamt gibt es drei Größen." Denn je schneller die Verkehrsteilnehmer fahren dürfen, desto Größer ist das Schild. Der Grund: Die bessere Lesbarkeit. 

Bei Tempo 30 kommt das Schild mit dem kleinsten Durchmesser zum Einsatz.
Foto: Thomas Obermeier | Bei Tempo 30 kommt das Schild mit dem kleinsten Durchmesser zum Einsatz.

Sobald das Schild fertig produziert ist, wird es an den Baulastträger ausgeliefert. Je nach Straßenart gelten jedoch unterschiedliche Zuständigkeiten. Otto Stark, der Straßenmeister des Landratsamts Haßberge erklärt: "Für Ortsstraßen sind die Gemeinden zuständig, für Autobahnen die Autobahnmeistereien und für Kreisstraßen die Tiefbauabteilungen." Generell gilt laut Stark, dass alle beweglichen Schilder unter die Aufsicht des Straßenbauamtes fallen, die feststehenden Schilder aber der Aufsicht der Verkehrsbehörde unterliegen. "Feststehende Schilder sind beispielsweise 'Vorfahrt achten' oder 'Vorfahrtsstraße'", erläutert der Straßenmeister. "Bewegliche Schilder, die bei Sperrungen benötigt werden oder auf Gefahr im Verzug hinweisen, stellt der Bauhof auf." Wie viele Schilder genau es insgesamt im Landkreis Haßberge gibt, weiß Stark nicht, ist sich aber sicher: "Das sind auf jeden Fall etliche." 

Kampf gegen den Schilderwald

Damit die Straßen in den Haßbergen deswegen nicht zu unbeliebten Schilderwäldern mutieren, findet alle zwei Jahre, meist Ende Herbst, eine sogenannte Nachtverkehrsschau statt. Sobald es dunkel wird, überprüfen Polizei, Verkehrsbehörde und Straßenbaulastträger bei einer Fahrt durch den Landkreis, welche Schilder zwingend notwendig sind. Ziel der Überprüfung ist es, überflüssige Verkehrszeichen abzumontieren – ganz nach der Devise: Weniger ist mehr. Denn je mehr Schilder den Straßenverkehr regeln, desto unübersichtlicher wird es für die Verkehrsteilnehmer. "Maximal drei Zeichen dürfen an einem Schilderpfosten aufgestellt werden, bei zu vielen Schildern nimmt man sie nicht mehr richtig wahr. Eine Ausnahme gibt es im Normalfall bloß bei Kindergärten", erklärt Stark. "Dort dürfen vier Schilder stehen. Das gibt es bei uns aber nur in Westheim, Aidhausen und Knetzgau."

Befindet sich das Verkehrszeichen erstmal an der richtigen Stelle, steht einem langen Schilderleben eigentlich nichts mehr im Weg – vorausgesetzt es wird nicht beschädigt oder gar geklaut. "Das scheint momentan Mode zu sein," ärgert sich der Straßenmeister. Vor allem Landkreisschilder und Ortstafeln werden häufig entwendet. Bleibt das Schild jedoch unversehrt an Ort und Stelle, empfiehlt Landwehr, die Haltbarkeit der Schilder alle sieben Jahre zu prüfen. Wie gut das Schild im dunkeln reflektiert, hängt nicht nur von der Witterung ab, sondern auch davon, ob es nach Norden oder Süden ausgerichtet ist. "Durch die Sonneneinstrahlung reflektieren Schilder, die im Süden stehen, nicht so lange", ergänzt Stark. 

Autofahrer trägt Verantwortung

Straßen und Wege, die mit wenig Verkehrszeichen auskommen, bieten trotzdem keinen Freifahrtschein für die Verkehrsteilnehmer des Landkreises. Der Straßenmeister erklärt: "Wir sind schon darauf bedacht, dass wenig Schilder da sind. Denn die Verantwortung, sich im Straßenverkehr richtig zu verhalten, liegt immer noch beim Autofahrer." Ganz ohne Schilder geht es aber trotzdem nicht. "Die Schilder, die aktuell stehen, sind im großen und ganzen eigentlich alle notwendig", fügt Stark hinzu.

 
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