
Dass sich Rentweinsdorf in den vergangenen Jahrzehnten zu einer interessanten Wohngemeinde entwickelt hat, kann man am großen Baugebiet in der "Kappelleite" sehen, das jetzt noch erweitert werden soll. Aber auch die Störche finden inzwischen Gefallen am Bauen im Baunachtal und richten fleißig ihre Horste zum Brüten. In diesem Jahr konnte sogar ein richtiger Kampf um einen Horst beobachtet werden – und scheinbar ist er am Ende doch friedlich ausgegangen.
Seit mehr als drei Jahrzehnten waren in Rentweinsdorf keine Störche mehr sesshaft. "Es waren zwar manchmal ein paar zu sehen. Sie sind aber meist nicht geblieben und gebaut hat nie einer", bestätigt auch der Besitzer der Treinfelder Mühle, Horst Pickel. So war man überrascht, als vor vier Jahren ein Storchenpaar den alten Kamin der Mühle als geeigneten Ort für einen Horst für sich entdeckte.
Das hatte nur einen Haken. Inzwischen hatte der Mühlenbesitzer auf dem Dach eine Photovoltaikanlage eingerichtet und durch das ständige Koten wurde diese in Mitleidenschaft gezogen und in ihrer Funktion eingeschränkt. So wurde es zu einem gemeinsamen Anliegen des Besitzers, der Naturschutzbehörde und des Bund Naturschutz, eine andere Lösung zu suchen. Ergebnis war die Aufstellung eines über 14 Meter hohen Mastes mit der Vorrichtung für einen Horst in unmittelbarer Nähe.

Im März 2021 war die Freude groß, als ein Storch gesichtet wurde und die Brutmöglichkeit inspizierte. Nach drei Wochen kamen weitere vier Störche und der Storch musste seine Behausung verteidigen, bis seine Störchin zu ihm fand.
Auch in diesem Frühjahr kam wieder ein Storchenpaar, welches die neue Horstanlage in Besitz nahm. Es war sehr zeitig dran und begann, das Nest herzurichten. Plötzlich kamen aber weitere Störche und auch Horst Pickel war überrascht, was nun los war. "Mit lautem Geklapper lieferten sich die Störche heftige Kämpfe in der Luft und auf dem Horst. Es lief ein regelrechter Kampf zwischen den Störchen ab, woran sich bis zu sechs Störche beteiligten." Mit einem Video hat er diesen interessanten Machtkampf um das "Wohnrecht" festgehalten.
Dann kehrte doch wieder Ruhe ein und das erste Storchenpaar hatte sich anscheinend behaupten und den Horst für sich sichern können. Das andere Paar inspizierte darauf den alten Backsteinkamin, wo sich einige Jahre vorher der Horst befand. Aber auf diesem Kamin hatte Horst Pickel mit seinem Team eine Blechpyramide installiert, um einen erneuten Nestbau zu verhindern. Die letzten Jahre hat das auch geklappt.

Horst Pickel von der Treinfelder Mühle war zuversichtlich, dass dort nicht wieder ein Nest entstehen wird. Er hatte die Rechnung aber ohne dieses Storchenpaar gemacht. Beide Störche zeigten sich als wahre Baumeister. Sie sahen sich ja einer Blechpyramide gegenüber und fingen erst mit großen Ästen zur Mühlenseite zu das Bauen an, bevor sie dann die Äste miteinander verhakten und die Basis für den Aufbau ihres Horstes rund um die Pyramide aufschichteten.
"Es ist kaum zu glauben, was die innerhalb einer Woche an Ästen herbeischafften, um ihren Horst zu bauen", sagte Horst Pickel. Trotz der neuerlichen Probleme für seine Photovoltaikanlage war er so von dieser Arbeit berührt, dass er den Fleiß belohnen wollte: "Sie dürfen jetzt auf jeden Fall brüten. Was wir dann das nächste Jahr machen, müssen wir einmal überlegen."
Mühlenbesitzer Pickel hat also dem Storchenpaar für diese Brutsaison "Bleiberecht" eingeräumt und ist dabei auch im Austausch mit Mitgliedern des Bund Naturschutz, die zugesichert haben, dass sie ihm dabei helfen wollen, das Dach sauberzuhalten. Er würde sich auch über weitere freiwillige Helfer aus der Gemeinde freuen.

Unterdessen gehen die Vermutungen über den Kampf um den Horst munter weiter. Manche sind sich sicher, dass das eigentliche Storchenpaar der letzten Jahre zu spät nach Rentweinsdorf zurückkam und ihr Horst schon besetzt war. Störche sind ja grundsätzlich "nesttreu". Auf der anderen Seite weiß man, dass auch Jungstörche, wenn sie nach zwei bis drei Jahren fortpflanzungsfähig sind, meist in die Gegend zurückkommen, wo sie einst selbst aus dem Ei geschlüpft sind. Es könnte sich also hier um einen Kampf um das "Wohnrecht" innerhalb der Familie zwischen Jung und Alt gehandelt haben.
Auch in Gleusdorf bauten zwei Störche und waren kurz davor, Eier zu legen. Frühs wurden sie noch beobachtet – "und am Nachmittag mussten wir schweren Herzens feststellen, dass das Nest heimlich, still und leise entfernt wurde und keine Alternative für diese wundervollen Vögel geboten wurde. Es ist wirklich eine Schande für die Menschheit", ärgerte sich eine Bürgerin.
An der Treinfelder Mühle haben die Beteiligten jedenfalls vorbildlich gehandelt und davon überzeugen sich täglich Besucher und Fotografen. Es ist schon einigermaßen ungewöhnlich, dass zwei Storchenpaare so nahe beieinander ihren Horst haben und für ihre Brut sorgen.