Einen Moment herrscht Stille beim Telefonat, dann antwortet Steffen Vogel auf die ihn überraschende Frage: "Ich kann es nicht bestreiten, sonst wäre ich ein Lügenbeutel." Diese Redaktion hat vorab erfahren, dass Vogel, der das Direktmandat des Stimmkreises Haßberge/Rhön-Grabfeld in München besetzt, jetzt noch zusätzlich CSU-Chef im Kreistag Haßberge wird.
Wilhelm Schneider darf in sechs Jahren nicht mehr
Es stimmt also. Damit schließt sich die Frage an: Warum auch noch dieses Amt? Oder, logisch gedacht: Will Vogel den Fraktionsvorsitz übernehmen, um dann in sechs Jahren als Landrat kandidieren zu können? Immerhin steht fest: Der gerade wiedergewählte Parteifreund Wilhelm Schneider darf dann aus Altersgründen nicht mehr antreten.
Der redegewandte und schlagfertige 45-Jährige braucht vielleicht ein paar Augenblicke zu lange für die Antwort: "Ich weiß gar nicht, ob ich das überhaupt wollte", sagt er am Dienstag erst einmal. Um dann hinzuzufügen: "Aber ich schließe es auch nicht aus." Im nächsten Atemzug relativiert Vogel seine Aussagen wieder. Sein Fraktionsvorsitz sei noch kein Fingerzeig in Richtung Landratskandidatur 2026. Zumal das mit dem Führen der Fraktion auf sein Betreiben hin zunächst einmal auf drei Jahre beschränkt sei. "Erst dann stellt sich die Frage wirklich, wen wir ins Rennen schicken."
Landräte haben "mehr Gestaltungsmöglichkeiten" als Landtagsabgeordnete
Aber es scheint außer Frage zu stehen, dass Vogel mit dem Posten des Landrats zumindest liebäugelt. Oft heißt es ja, dass die Kreischefs die wahren "Könige" im Freistaat sind. Der vermutliche Kandidat in spe selbst spricht von der "größeren Gestaltungsmacht", die ein Landrat gegenüber einem Landtagsabgeordneten hat. Und dass Vogel keinen Willen zum Gestalten hat, wird ihm auch der ärgste politische Widersacher nicht vorwerfen.
Auch nicht, dass Vogel, der 18 Jahre im Kreistag sitzt, quasi nach München abgehoben wäre, seit er seit 2013 auch im Maximilianeum sitzt. Vogel ist bei nahezu allen Kreistagssitzungen präsent und tief in die politischen Themen des Landkreises involviert. Aus Parteikreisen heißt es, er habe den Fraktionsvorsitz unbedingt gewollt. "Wenn das der Eindruck von einigen ist, dann ist es eben so", will das der CSU-Politiker nicht weiter kommentieren. Wenn seine CSU darauf aber eingegangen ist, bedeutet das zumindest, dass sie gegenwärtig keinen anderen Kandidaten sieht, den sie jetzt schon zum künftigen Landratskandidaten aufbauen will. Umgekehrt: kein "Lokaler" bekommt die Chance gegen den ohnehin schon mächtigen Landtagsabgeordneten. Steffen Vogel selbst spricht von einem riesigen Umbruch in seiner Kreistagsfraktion, viele erfahrene Kreisräte seien ab Mai nicht mehr dabei, stattdessen ein gutes Dutzend Neue, zählt man die Junge Liste dazu. Der designierte Fraktionschef sagt damit durch die Blume, worauf es jetzt ankommt: es braucht schon eines Routiniers wie er einer ist, um die CSU im Kreistag neu aufzustellen.
Sogar das gibt es: Vom Minister zum Landrat
Und er hat große Freude daran, jene Parteifreunde aufzuzählen, die genau das vorgelebt haben, was er nun aller Relativierungen zum Trotz wohl vorhat: den Karrieresprung nach München zu nutzen, um sich schlussendlich in der Heimat ganz nach oben zu schwingen. Der gebürtige Kronacher Christian Meißner war Landtagsabgeordneter, bevor er 2011 Landrat von Lichtenfels wurde. In Rosenheim wurde gerade der Landtagsabgeordnete Otto Lederer zum Landrat gewählt, und so weiter, und so fort. Es gibt sogar Landräte, die zuvor Staatssekretäre oder Minister waren. Wie Hans Georg Reichhart, ehedem bayerischer Bau- und Verkehrsminister, und seit kurzem Landrat von Günzburg. Vogel würde also eine nicht untypische Karriere verfolgen, die "in anderer Richtung" - vom Landrat zum Landtagsabgeordneten - seiner Beobachtung nach kaum einmal stattfindet.
Das nur als Scherz: Warum nicht beides?
Zum Schluss des Gesprächs erlaubt sich Vogel noch einen kleinen Scherz. "Ich könnte ja auch beides zusammen machen." Dienstag, Mittwoch, Donnerstag in der Landeshauptstadt, den Rest der Woche als Landrat im Haßbergkreis. Aber wohlgemerkt: Das war nur ein Spaß, wenngleich Beobachter wissen, welchen Wahnwitz der 46-Jährige entwickeln kann: Vor seiner Wahl in den Landtag vor sieben Jahren hatte er in seinem Stimmkreis jedes einzelne Dorf besucht und damit einen vorher für nicht möglich gehaltenen Marathon hingelegt.
Übrigens, darauf hat Steffen Vogel noch im Nachhinein hingewiesen, um Missverständnissen vorzubeugen: es wäre gar nicht zulässig im Freistaat und darüber hinaus, das Amt des Landrats und eines Landtagsabgeordneten in einer Person zu vereinen.
Er übernimmt damit sehr viel Mehrarbeit auf sich.
Da der westliche Landkreis Haßberge nur 4,5 km vor den Toren Schweinfurts liegt, bietet es sich geradezu an, den Lk. Haßberge nach SW zu integrieren, was viele Vorteile hätte und unser Oberzentrum der Region Main-Rhön stärken würde. Landrat Schneider ist mit seinem Beitrag, die Sparkasse schon vorab beizusteuern hier vorbildlich vorangegangen! Das sollte nun nicht durch kleinmütigen Lokalpatriotismus über den Haufen geworfen werden.
https://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/1972-warum-schweinfurt-bei-der-gebietsreform-fast-leer-ausging;art742,10441784
...also könnte der Schweinfurter Oberbürgermeister oder sonst jemand aus dem Lkr. SW darüber bestimmen wie andere selbstständige Landkreise aufgeteilt werden!
Was sie beschreiben steht auch so nicht in dem Link! Das sind möglicherweise Gedankenspiele einzelner die aber letztlich nicht ausschlaggebend sind für eine möglicherweise in mittelfristiger Zukunft bayernweite Gebietsreform.
Ich persönlich halte ihren Kommentar daher für irreführend bzw. eine Verdrehung der Tatsachen v.a. ihre Aussage, dass es den Lkr. Haßberge (mit ß!) 2026 nicht mehr geben wird.