Eine Million Euro mehr oder weniger, das so sei doch eigentlich egal, befand Gemeinderat Fred Schmalz (CWG), denn ganz Knetzgau stehe hinter dem Projekt. Mancher Ratskollege sucht zwar lieber noch nach Einsparkmöglichkeit. Doch das ändert nichts am Konsens, den Barbara Hein (CSU) so ausrückte: „Wir haben alle dafür gekämpft, dass unsere Schule erhalten bleibt und sind unseren Kindern das jetzt schuldig.“ Und mit „das“ meinte sie die Generalsanierung des Schulhauses, die der Gemeinderat am Montagabend einstimmig auf den Weg brachte.
Zum einen billigte das Gremium die Entwurfsplanung, zum anderen segnete es den Kostenrahmen ab: Knapp 13 Millionen Euro wird die Modernisierung der Knetzgauer Schule kosten. An Ostern 2015 sollen die Baumaßnahmen beginnen; die Planer versprechen eine Fertigstellung zum Schuljahresbeginn 2016/17. Damit der Zeitplan eingehalten werden kann, muss Knetzgau bis Ende November die Förderanträge bei der Regierung von Unterfranken einreichen. Es sei mit einem Fördersatz zwischen 40 und 70 Prozent zu rechnen, klärte Bürgermeister Stefan Paulus (CWG) seine Räte auf, was – da nicht jeder Posten förderfähig ist – einer staatlichen Beteiligung zwischen 4,6 und 8 Millionen Euro entspräche. Manchem Ratsmitglied war diese Aussage zu schwammig, doch Paulus erwiderte, es sei unmöglich, vorab Aussagen über die exakte Höhe des Fördersatzes zu machen. Die Regierung lege sie im Zuge ihres Prüfverfahrens fest. Ob eine Kommune für ein derartiges Projekt mehr oder weniger Zuschüsse bekommt, hängt unter anderem von ihrer Finanz- und Steuerkraft ab.
Stefan Seubert (CSU) und weitere Ratskollegen brachten dann doch ihre Bedenken zum Ausdruck, dass aus den 12,9 Millionen Euro Gesamtkosten (brutto) schnell 15 Millionen werden. Doch Carolin Auinger vom Planungsbüro Guntau:Kunz (Kitzingen), das die Projektsteuerung übernommen hat, versuchte, dererlei Sorgen zu zerstreuen: Man habe sehr sauber und realistisch kalkuliert, sagte Auiniger. Peter Kuhn vom verantwortlichen Planungsbüro Baur Consult (Haßfurt) ergänzte, die Berechnungen fußten auf aktuellen Preisen und seien frei von jeglicher Spekulation. Da die Bürger öffentliche Baumaßnahmen eher mit Kostenexplosionen verbinden, erinnerte Bürgermeister Paulus daran, dass sowohl Knetzgaus Kinderkrippe als auch die Wohngemeinschaft für Senioren St. Martha und die Radwege billiger gekommen seien als ursprünglich veranschlagt.
Noch einmal gaben die an der Sanierung maßgeblich beteiligten Unternehmen dem Gemeinderat und zahlreichen Zuhörern im Ratssaal einen Überblick über die kommenden Maßnahmen: Interessant ist, dass sich das Schulhaus von außen betrachtet so gut wie gar nicht ändert – im Inneren aber wird es weitgehend umgekrempelt. Das ist zum einen dem neuen pädogigischen Ansatz geschuldet: Statt in streng abgegrenzten Klassenräumen erleben die Knetzgauer Grund- und Hauptschüler ihren Unterricht zukünftig in offenen Lernlandschaften, die ein selbstorganisiertes und selbstgesteuertes Lernen ermöglichen sollen. Vorbild dafür ist das Albrecht-Ernst-Gymnasium in Oettingen; auch wenn die Stadt ebenfalls in Bayern liegt, scheint es ein hartes Stück Arbeit gewesen zu sein, die Regierung von Unterfranken von den Knetzgauer Lernlandschaften zu überzeugen.
Die anderen Gründe für die innere Metamorphose sind im Brandschutz begründet, der heute ganz andere Anforderungen stellt als noch vor 20 Jahren. So muss jetzt immer ein zweiter Fluchtweg vorhanden sein. auch soll die Schule barrierefrei werden und energetisch optimiert werden.
Wobei Peter Werner, einziger Vertreter der Grünen am Ratstisch, nicht alleine stand mit seiner Meinung, dass man ich Sachen Ökologie und Umweltschutz hätte mehr tun können. So wurde nicht einmal geprüft, ob das Schuldach eine Fotovoltaikanlage tragen kann – die doch optimal wäre für den Schulbetrieb, dessen Hauptenergiebedarf am helllichten Tag entsteht, wie Bernhard Jilke (FDP/FB) bemerkte. Bürgermeister Paulus wollte gar die Lüftungsanlage aus den Klassenräumen streichen, die für ein gesundes und wirtschaftliches Raumklima sorgen soll, um weitere 300 000 Euro zu sparen. Dabei erlebte er etwas für ein Gemeindeoberhaupt nicht Alltägliches: Alle Räte stimmten gegen die Streichung. Doch wird die Schule zum Beispiel nicht mit modernen LED-Leuchten ausgestattet, weil es für diese Technik bis auf Weiteres keine Förderung zu geben scheint. Und Schulleiterin Hannelore Glass, mit zahlreichen ihrer Lehrkräfte im Publikum weilend, beobachtete mit sichtlichem Missvergnügen, wie die Fensterkontakte aus ihrem Schulhaus verbannt wurden, die zum Beispiel die Heizung ausschalten, sobald sich ein Fenster öffnet.
Aber Sparwillen müssen ein Bürgermeister, ein Gemeinderat und die Verwaltung demonstrieren – und so verzichtet die Knetzgauer Schule auch nach dem Umbau erst einmal auf eine Bekiesung und Begrünung des Daches – ein Posten von 60 000 Euro. Auch die Anlage des Schulparks verschob der Rat am Montag auf unbestimmte Zeit, was zunächst eine Erleichterung von gut 100 000 Euro schafft. Diese vier Punkte – Belüftung, Fensterkontakte, Bekiesung und Schulpark, hatten die Planer als potenzielle Einsparmaßnahmen ausgeguckt, über jede einzelne befand das Ratsgremium.
Von den 12,93 Millionen Euro kalkulierten Gesamtkosten entfallen übrigens 8,8 Millionen auf die Bauwerkskosten (Baukonstruktion und technische Ausstattung), 1,25 Millionen Euro auf die Außenanlagen, 2,33 Millionen Euro sind Nebenkosten und Honorare und 550 000 Euro fließen in die Ausstattung der Schule.
Dringend sanierungsbedürftig sind auch die Schulsportanlagen auf dem Freigelände der Schule. Doch ihre Restauration wurde zurückgestellt. Für Allwetterplatz, 100-Meter-Bahn sowie Kugelstoß- und Weitsprunganlage muss die Gemeinde ein eigenes Förderverfahren einleiten – die Generalsanierung eines Schulgebäudes bezieht Außenanlagen nur insoweit ein, als sie zum Schulbetrieb unbedingt nötig sind, etwa die Zuwege oder die Pausenhöfe.
In Knetzgau werden aktuell elf Gundschul- und fünf Mittelschulklassen unterrichtet. Dass die Grundschule komplett in das Obergeschoss der Schule wandert, wertete mancher Gemeinderat als Reaktion auf den demografischen Wandel: Irgendwann könne das komplette Erdgeschoss dann als reines Bürgerzentrum genutzt werden, meinte ein Rat am Rande der Sitzung.