Das Stadtwerk Haßfurt will zwei neue Hochbehälter für die Wasserversorgung bauen. Über die Notwendigkeit bestand in der Bauausschusssitzung am Dienstag kein Zweifel unter den Ausschussmitgliedern, jedoch ist der geplante Standort und die Gestaltung der Anlage direkt angrenzend an das Wohngebiet in Sylbach im Gremium heftig umstritten.
Nach einer Ortseinsicht stellte Kai Niedergesäß vom Ingenieurbüro Alka die Planungen detailliert vor. Das privilegierte Bauvorhaben, das vorab bereits vom Landratsamt geprüft wurde, soll in Sylbach in der Verlängerung der Zirkelstraße entstehen, die derzeit in diesem Bereich noch eine Sackgasse ist. Gebaut werden sollen dort auf einem Grundstück des Stadtwerks zwei frei stehende, zylindrische Edelstahltanks mit einer Höhe von sechs Metern und einem Fassungsvermögen von jeweils 1.500 Kubikmeter.
Überbaut sollen die beiden Hochbehälter mit einer Stahlhalle mit Satteldach und Schallschutz werden, die 44 Meter lang und 23 Meter breit geplant ist. Ein Pumpenraum mit 14 x 5 Metern schließt sich der Halle an, die mit grauen Sandwich-Elementen verkleidet werden soll. Die Firsthöhe beträgt nach den aktuellen Planungen zehn Meter und ist damit niedriger als ein Mehrfamilienhaus in der Nähe, wie Niedergesäß ausführte. Ebenso ist eine Randeingrünung geplant, die das Bauwerk etwas verstecken soll, so der Diplom-Ingenieur.
Stadtrat Michael Schlegelmilch (CSU) zeigte sich völlig überrascht von dem Vorhaben des Stadtwerks. Nach seiner Aussage bemängelte er, im Vorfeld außer der jetzigen Beschlussvorlage keinerlei Informationen darüber erhalten zu haben und quasi vor vollendete Tatsachen der Bauplanung gestellt worden zu sein. Sein Fraktionskollege Jürgen Kehrlein (CSU) äußerte sinngemäß die gleiche Meinung.
Neubau sei in Aufsichtsratssitzung beschlossen worden
Dagegen meinte Peter Giessegi (Grüne) dass der Neubau der Hochbehälter bereits in der Vergangenheit behandelt wurde. Er könne sich nur nicht mehr daran erinnern, in welchem Gremium das geschah. Bürgermeister Günther Werner (WG) stellte klar, dass das Stadtwerk Haßfurt als Bauherr den ordnungsgemäßen Weg gegangen ist. In einer Aufsichtsratssitzung ist der Neubau der Hochbehälter in Sylbach beschlossen worden.
Kritik übte Schlegelmilch auch an dem geplanten Standort. Das Areal zwischen dem Sylbacher Wohngebiet und der Staatsstraße Richtung Hofheim ist im Flächennutzungsplan als Wohngebiet ausgewiesen. Zurzeit bestehen zwar keine Bestrebungen der Stadt Haßfurt dort Bauplätze auszuweisen, aber falls dies in der Zukunft der Fall sein werde, sieht Schlegelmilch die Hochbehälter am jetzigen Ende der Stichstraße als Fehl am Platze.
Wunsch nach Standortverlegung
Die Zirkelstraße könne dann nicht geradeaus verlängert werden, sondern nur links oder rechts an dem Wasserversorgungsgebäude vorbeiführen. Auch wenn es sich langwierig gestaltete, bis das Stadtwerk das jetzige Grundstück erwerben konnte, zeigte sich der CSU-Stadtrat überzeugt davon, dass es zumindest gelingen würde, mit einem anderen, privaten Grundstücksbesitzer die Flächen zu tauschen, damit der Standort verlegt werden könne.
Norbert Zösch, der Geschäftsführer der Stadtwerk Haßfurt GmbH, bekam ein Rederecht in der Bauausschusssitzung und führte aus, dass im Rahmen der Planungen alle möglichen Standorte geprüft wurden. Nur das aktuell vorgeschlagene Gelände bietet mit seiner natürlichen Erhebung die besten technischen Voraussetzungen. An anderer Stelle würde der Wasserdruck erheblich absinken, so Zösch.
Auch über die Notwendigkeit des Neubaus setzte der Stadtwerk-Geschäftsführer die Gremiumsmitglieder ins Bild. Demnach versorgen derzeit die beiden Hochbehälter an der Amonshöhe weite Teile der Innenstadt mit Trinkwasser. Die Anlagen sind jedoch sehr in die Jahre gekommen, stammen sie doch aus dem Jahr 1909, mit einer Erweiterung im Jahr 1930. Außerdem müssen derzeit die alten Hochbehälter mehrmals am Tag gefüllt werden, da diese nur ein Fassungsvermögen von rund 900 Kubikmeter haben, so Zösch.
Kein Neubau in der Amonshöhe
Ein Neubau auf dem Grundstück in der Amonshöhe scheidet aus, weil es sich auf einem Höhenrücken mit starkem Gefälle befinde. Gleichwohl muss von den neuen Hochbehältern nahe der Zirkelstraße eine Wasserleitung zur Amonshöhe verlegt werden, da von dort aus die weitere Verteilung in die Innenstadt stattfinde.
Mit 8 : 2 Stimmen beschloss der Bauausschuss, den Bauantrag des Stadtwerks von der aktuellen Tagesordnung zu nehmen. Dafür stellte Stadtrat Peter Giessegi einen entsprechenden Antrag. Das Stadtwerk soll nun nochmals Standortalternativen überprüfen und auch Vorschläge zu einer ansprechenden Gestaltung der Anlage machen, ehe das Thema erneut in der nächsten Sitzung behandelt wird.