„Es ist eine gute Tradition und es macht Spaß“, sagt Klaus Eußner, Vorsitzender des Musikvereins Gädheim. Gemeint ist der Brauch, dass die „Original Gädheimer Musikanten“ alljährlich an Silvester durch die Straßen ziehen und den Bürgern mit einem Ständchen einen „guten Beschluss“ wünschen. Im Jahr 2013 jährte sich das erste Silvesterspielen zum 40. Mal und im neuen Jahr feiert der Musikverein sein 40-jähriges Bestehen.
Die Tradition der musikalischen Wünsche an Silvester begann schon vor dem zweiten Weltkrieg. Damals gingen Blasmusiker von Haus zu Haus, auch wenn der Musikverein damals noch gar nicht bestand. 1953 wurde der Brauch wieder aufgenommen und nach einer kurzen Unterbrechung vom 1974 gegründeten Musikverein wieder belebt.
Auch 2013 spielten die Musiker unter der Leitung ihres Dirigenten Leo Keicher der Bevölkerung ein Ständchen am letzten Tag des Jahres. Während die Kapelle Märsche, Polkas und Walzer darbrachte, gingen Henk Molenaar und Helmut Namyslo von Tür zu Tür, um den Bewohnern einen guten Rutsch zu wünschen und um eine kleine Spende für den Verein zu bitten.
Fünf Stunden lang war die Gruppe bei Temperaturen um den Gefrierpunkt unterwegs, wobei sie etwa vor jedem fünften Haus anhielt und Kostproben ihres Könnens gab. „Viele Leute warten schon auf uns“, erzählte Klaus Eußner, der Trompete spielt. Die Kälte hat übrigens zu keinen Ausfällen bei den Instrumenten geführt. „Da hatten wir schon schlechteres Wetter“, erinnert er sich. Denn nicht nur niedrige Temperaturen kann den Blasinstrumenten und den Musikern zu schaffen machen; auch Wind, Regen, Sturm oder Schneetreiben sind ungemütliche Wegbegleiter. „Wir halten das alles aus“, so Klaus Eußner. „Schließlich möchten wir der Bevölkerung eine Freude machen und außerdem werden wir an rund zehn Stationen auch bestens mit Likör, Schnaps, Tee, Bier, Glühwein, Plätzchen und einem warmen Essen bewirtet.“
Zu den Gastgebern zählen unter anderem Rita und Peter May. „Dass die Musiker jedes Jahr zu uns kommen und uns ein Ständchen spielen, bedeutet uns sehr viel“, sagte Peter May. „Wir sind sehr stolz darauf und bleiben für den Besuch der Kapelle immer zu Hause.“ 17 verschiedene Sorten Plätzchen und zwei Falschen Eierlikör hatte das Ehepaar eigens für die Musiker hergestellt, um sie anständig zu verköstigen. Dazu wurden auch Kräuterlikör und Williams-Christ-Birnenschnaps gereicht.
Auch von Bürgermeister Egon Eck und seiner Ehefrau Marliese wurden die Original Gädheimer Musikanten herzlich willkommen geheißen. „Ich warte jedes Jahr auf den Besuch und freue mich mit meiner Frau, dass sie zu uns kommen“, sagt Eck. „Ich bin der Meinung, dass das Silvesterspielen ein guter Service für die Bürger ist, der aus Gründen der Tradition auf jeden Fall weitergeführt werden sollte.“ Auch wenn der Rathauschef heuer bei der Kommunalwahl nicht mehr kandidiert, wird sich für ihn und seine Frau an Silvester nichts ändern. „Denn die Musiker werden sicher auch heuer wieder vor unserem Haus aufspielen und wir werden ihnen gerne Gebäck, Plätzchen und Getränke anbieten“, sagte er.
Der Weg, den die Musiker um 12 Uhr mittags in der Bachgasse begonnen hatten und der sie auf einem rund sechs Kilometer langen Rundgang durch das gesamte am Hang gelegene Dorf führte, endete wie gewohnt gegen 17 Uhr. Müde, aber glücklich über den Zuspruch der Bevölkerung kehrten die Musiker in ihrem Probenraum bei Peter Alban ein und saßen noch einige Zeit gemütlich zusammen.