Das muss ihm runtergegangen sein wie Öl: „Jetzt kriegt Ihr aber a schöne Stadt“, sagt Maria Frank im Vorbeigehen zu Wolfgang Borst. Der Hofheimer Bürgermeister steht in einer Szenerie, die stellenweise eher an eine Mondlandschaft erinnert, als an eine „schöne Stadt“. Schotterberge, Pflastersteinhaufen, ein wildes Durcheinander von Maschinen – das bestimmt das Bild der Hauptstraße seit Monaten. Und Staub und Lärm. Aber es kommt sichtbar Ordnung in das Ganze. Hofheims neue Hauptstraße zeichnet sich ab. So deutlich, dass die in Hofheim geborene Maria Frank, die in Ibind zuhause ist, das fertige Stadtbild bereits vor Augen hat.
Dabei wird es noch dauern, bis aus der Hauptstraße die neue Hauptstraße geworden ist. November sagt Hofheims Bürgermeister Borst, spätestens bis zum Jahresende, sagt Bauleiter Uwe Marzog vom planenden Büro „Schlicht Lamprecht Schröder Architekten“ (Schweinfurt). Die wöchentliche Besprechung von Firmenvertretern, Planer und Bürgermeister ist gerade zu Ende. Unisono sagen Borst und Marzog: „Wir liegen im Zeitplan“. Immer eigentlich sogar leicht vor dem Zeitplan, so Borst.
Kanalarbeiten werden im Juli abgeschlossen
Noch bis in die erste Juliwoche hinein werden die Kanalarbeiten dauern. Aus diesem Grund wird es in der ersten Juliwoche noch einmal eine Geduldprüfung für Autofahrer geben: für kurze Zeit muss dann das Goßmannsdorfer Tor vollständig gesperrt werden. Das lässt sich nicht vermeiden, so Bürgermeister Borst, denn auch vor dem Tor müssen Kanal- und Wasseranschlüsse erneuert werden.
Richtig Gestalt annehmen wird die Hauptstraße dann bereits in vier Wochen, wenn die Nordseite fertiggestellt ist, vom Fränkischen Hof bis zur Eisdiele. Dies ist bereits bei „Bauabschnitt 1“, von der Landgerichtsstraße bis zum Fränkischen Hof geschehen. Die Fußgängerwege sind angelegt, was fehlt, ist die eigentliche Fahrbahn. Die wird, wie berichtet, ähnlich wie in Volkach ausgebaut. Mit einem festen Untergrund, auf dem dann glatte, geschnittene Pflastersteine eingebaut werden. Gut zu begehen und geräuscharm, wie es bei der Vorstellung der Planungen geheißen hatte. Mit dem früheren Hauptstraßen-Pflaster hat es nur den Namen Pflaster gemein.
Pflaster kommt wieder zum Einsatz
Soll nicht heißen, dass dies der Vergangenheit angehört. Das Wiener Granitpflaster ist auch in der neuen Hauptstraße wieder dabei: es hilft Materialkosten sparen, wird verwendet für die Regenrinnen und für die Parkflächen. Und es wird vermutlich vollständig gebraucht, macht Borst schon mal immer wieder nachfragenden Interessenten wenig Hoffnung.
Nach der Nordseite folgt der Gehwegbereich auf der Südseite. Bis zur Kirchweih sollten dann in diesem Bauabschnitt bis zur Eisdiele die beiden Fußgängerbereiche, die Seitenteile, fertiggestellt und auch die Straße selbst schon asphaltiert sein, „vielleicht gar schon gepflastert, so Borst.
Im September dann der dritte Bauabschnitt, von der Eisdiele bis zum Goßmannsdorfer Tor. Um dort einen zügigen Ausbau zu erreichen, wird überlegt, ob dann dieser Bereich nicht vollständig gesperrt wird. Mit Einschränkungen, dass etwa am Wochenende die Zufahrt ermöglicht wird.
Kritik hat es in den vergangenen Monaten immer wieder an der Verkehrsführung und den Einschränkungen gegeben. Dennoch, so Borst, die Baufirmen haben sich immer bemüht, dass der Lieferverkehr die Geschäfte erreichen konnte.
Er richtet den Blick dabei auf ähnliche Bauvorhaben andernorts: „Normalerweise ist bei solch einer umfassenden Baumaßnahme eine Vollsperrung unumgänglich. Wir haben versucht, immer Zufahrtsmöglichkeiten aufrecht zu erhalten“. Dabei hätten sich auch die Baufirmen kulant gezeigt.
Und wenn?s mal wirklich kaum ein Durchkommen gab, dann zeigten auch Anlieger Einfallsreichtum: Per Ausschilderung führte über einen Hinterhof und durchs Geschäft der Weg von der Grünen Marktstraße in den hinteren Bereich der Hauptstraße, wie Sonja Schneider zeigte.
Mit Staub und Lärm waren Anwohner und Geschäftsleute seit Monaten konfrontiert. Und mit Umsatzeinbußen, wie der Redaktion gegenüber berichtet wird. Und auch die Befürchtung wurde geäußert, dass Hofheim in absehbarer Zeit zwar eine schöne Innenstadt habe, aber unter Umständen immer weniger Geschäfte.
Borst sieht die Problematik, dass der Einzelhandel derzeit eine sehr schwierige Phase durchlebe. „Aber wir haben doch zum Glück noch Einzelhändler mit einer sehr guten Qualität“. Dass durch die Umgestaltung der Hauptstraße jemand sein Geschäft aufgeben müsse, diese Befürchtung mag er nicht teilen. Im Gegenteil: Von der neuen Hauptstraße würden alle profitieren.
Gestalterische Aufwertung
Und er ist sich sicher, dass die Innenstadt zum einen durch die gestalterische Aufwertung, aber auch durch die Ausstattung mit Glasfaseranschlüssen, gerade auch Dienstleistungsbetriebe interessanter werde. Zumal die Entwicklung „in Richtung Dienstleistung“ gehen werde. „Eine schönere Innenstadt bedeute natürlich auch eine Aufwertung als Wohnort“. Das ist wichtig, „denn als Wohnstadt hat Hofheim in den vergangenen Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen“, so Borst. Dies zeige der Wohnungsmarkt.
Zur Attraktivität einer Stadt gehöre nun mal aber auch, dass die Kernstadt als Geschäftsbereich aufgewertet werden müsse. Und darum sei es wichtig gewesen, die Sanierung in Angriff zu nehmen. Es sei falsch zu glauben, so Borst, durch den Umbau der Innenstadt erzeuge man neue Leerstände. „Was wäre denn die Alternative gewesen?“, so Wolfgang Borst. „Hätten wir nichts gemacht, hätten wir einen unattraktiven Standort und dazu geschlossene Geschäfte. Die Alternative hieß: eine unattraktive Stadt“. So aber habe die Innenstadt die Chance sich weiter zu entwickeln.
Zeitplan und Kosten
Zeitplan: Bis in den Juli hinein werden noch die Arbeiten am Kanalnetz, an der neuen Trinkwasserleitung und den weiteren Leitungen wie etwa für Glasfaseranschlüsse oder Gas dauern. Ende Juli sollte die Gehbereich-Nordseite der Hauptstraße zwischen Fränkischen Hof und Eisdiele fertiggestellt sein, bis zur Kirchweih die Südseite. Wenn es gut vorangeht, unter Umständen dann auch schon die Straße selbst. Spätestens zum Jahresende sollen die Bauarbeiten in der Hauptstraße abgeschlossen sein. Weiter geht es 2019 mit der Landgerichtsstraße und 2020 mit der Grünen Marktstraße. Die Landgerichtsstraße zuerst, weil während dieser Bauphase die Grüne Marktstraße stärker befahren sein wird. Und da wolle man nicht, dass eine sanierte Straße gleich wieder stark belastet wird.
Kosten: Die Arbeiten liegen im Kostenrahmen. 1,1 Millionen sind für das Straßenbau-Projekt veranschlagt. Allerdings: Kopfzerbrechen bereitet der Wegfall der Straßenausbaubeiträge. Borst nennt einen Betrag von rund 300 000 Euro. Völlig ungewiss ist es, wie seitens des Freistaats hier ein Ausgleich stattfinden soll. Schon mehrmals habe es deshalb Gespräche in München gegeben, so Borst.