Die Stadtratssitzung in Zeil am vergangenen Dienstag hatte ein Schwerpunktthema: Barrierefreiheit im Altstadtgebiet. Ralph Stadter, Geschäftsführer des Stadtplanungsbüros RSP, präsentierte seine Vorstellungen und überzeugte – die Stadtverwaltung stellt nun einen Zuwendungsantrag bei der Regierung von Unterfranken.
Maßnahmen mit einem Gesamtkostenvolumen von circa 800.000 Euro sollen in den Jahren 2025 und 2026 durchgeführt werden. Erwartet wird im Rahmen der Städtebauförderung eine Kostenübernahme von 60 Prozent.
Stadler klärte zunächst, was unter "Barrierefreiheit" zu verstehen ist. Zwei grundlegende Barrieren seien zu beachten: eingeschränktes bis fehlendes Sehvermögen und eingeschränkte Mobilität. Stichwörter Rollator, Rollstuhl und Kinderwagen.
Beide Personengruppen hätten es schwer, sich eigenständig im Zeiler Stadtverkehr zurecht zu finden: Da seien die rauen Kopfsteinpflaster als Straßenbelag zu benennen, schwer überwindbare Bordsteinkanten und Stufen vor wichtigen Gebäuden. An Möglichkeiten zur sicheren Straßenüberquerung mangele es, auch das Angebot, eine öffentliche Toilette aufzusuchen, sei nicht auf dem gewünschten Stand. Und ein Blindenleitsystem? "Ist nicht so wirklich da!"
Spannungsfeld zwischen Aussehen und Begehbarkeit
Aktuell verfüge die Stadt Zeil über ein Stadtbild, dem Ensembleschutz zugesprochen wurde, und nun gelte es, in dem Spannungsfeld zwischen Aussehen und Begehbarkeit einen Bogen zu spannen, der beide Interessen miteinander vereint.
Die gute Nachricht vorneweg: Möglichkeiten gibt es. Anhand mehrerer Beispiele konnten sich die Anwesenden ein Bild davon machen, welche Art von Veränderungen angedacht wurden.
Da ist das bruchrauhe Kopfsteinpflaster zu benennen. Es könne zur Einrichtung von Gehwegen mit ebenen Steinen kombiniert werden, hierdurch entstünden auch Flächen, die von Sehbehinderten getastet werden können. Denn für sie seien die Kontraste zwischen glatt und rau gut erfassbar. Werden dann noch gezielt Pflastersteine mit ganz anderen Farben eingesetzt, könnten sich Menschen, welche lediglich Hell von Dunkel unterscheiden können, an diesen Trittsteinen orientieren. Gesicherte barrierefreie Überquerungsstellen seien durch Ampelbetrieb oder Zebrastreifen realisierbar, ungesicherte Alternativen ergäben sich durch Bordsteinabsenkung.
Er nannte Beispiele: Die Zinkengasse könnte ein komplett barrierefreies Pflaster erhalten. An der Hauptstraße ginge die barrierefreie Zone direkt an den Gebäuden vorbei. Auf der Langen Gasse wäre die Platzierung in Straßenmitte eine Alternative. Ein positiver Nebeneffekt könne sein, dass sich der Auto-Verkehr verlangsamt und reduziert. Was das Rathaus betrifft: Podest verlegen, Handlauf dran und schon kann das Innere des Gebäudes erreicht werden.
Prioritätenliste soll Reihenfolge festlegen
Es verblieb die Frage: "Und dann?" Per Prioritätenliste soll festgelegt werden, in welcher Reihenfolge die Erneuerungsmaßnahmen erfolgen. Zunächst der Bereich Marktplatz, Kaulberg, Lange Gasse, Obere und Untere Heppengasse und Judengasse.
Was in der vorgestellten Liste für die kommenden zwei Jahre nicht auftauchte, war das barrierefreie Toilettenhäuschen. Dies stieß in der Runde auf Unverständnis, immerhin sei die aktuelle Einrichtung bereits 45 Jahre alt. Das Klohäuschen, erwiderte Bürgermeister Thomas Stadelmann (SPD), müsse separat betrachtet werden: "Wie soll es künftig genutzt werden?"
Vom Grundsatz her fand das vorgeschlagene Konzept breite Zustimmung. Was die weitere Feinplanung betrifft, erinnerte Stadelmann daran, dass Neuwahlen des Stadtrates in nicht allzu ferner Zeit anstehen. Hierauf sollte Rücksicht genommen werden.
Teefabrik der Firma Florafarm: Bauvorhaben erhält zwei Bauabschnitte
Wie die Firma Florafarm mitteilte, möchte sie neuerdings ihr Bauvorhaben in Zeil nicht wie bisher geplant mit einem einzigen Bauabschnitt verwirklichen, sondern in zweien. Zunächst würde ein erster Bauabschnitt verwirklicht und später dann ein sogenannter Bauabschnitt 2. Dies erleichtere es, erklärte Stadelmann, dem naturschutzrechtlichen Ausgleich gerecht zu werden. Einem entsprechend geänderten Entwurf des Bebauungsplanes wurde zugestimmt.
Wie der Stand in Sachen Stolpersteine sei, erkundigte sich Stadtrat Harald Kuhn. Er habe das Thema vor circa einem Jahr angestoßen und bisher noch nichts vernommen. Es gäbe zur Judenvertreibung in Zeil keinen direkten Bezug, erwiderte Stadelmann, weshalb auch kein harter Grund vorliege, dieses Thema weiter zu verfolgen. Kuhn kündigte an, diesbezüglich weitere Erkundigungen einholen zu wollen.
ILE Lebensregion +: es darf gefeiert werden
Gegen Ende der öffentlichen Sitzung bat Stadelmann, einen Termin vorzumerken: Am 24. Mai plane ILE, der überregionale Zusammenschluss von elf Gemeinden aus der näheren Region, ein großes Familienfest auf dem Gelände des Schlosses Oberschwappach. Es wäre schön, wenn sich möglichst viele Mitglieder aus dem Stadtrat dort einfinden würden, so der Bürgermeister.
