Die Corona-Krise ist – zumindest was die Finanzen der Stadt angeht – spurlos an Hofheim vorübergegangen. Im Haushalt 2021 ist keine neue Kreditaufnahme geplant. Der Schuldenstand sinkt ebenso wie die Kreisumlage. Die Schlüsselzuweisungen steigen leicht an. Dies wurde bei der Stadtratssitzung am Mittwoch im Schüttbau bekannt.
Den Haushalt stellte zum letzten Mal Kämmerer Georg Metzger auf, der freiwillig aus seinem Amt ausscheidet. Sein Nachfolger als Stadtkämmerer ist Felix Eisenmenger. Das Gesamtvolumen des Hofheimer Haushalts für 2021 beträgt 17 069 394 Euro. Es handelt sich um einen Rekordhaushalt in der Stadtgeschichte. Der Verwaltungshaushalt schließt in Einnahmen und Ausgaben mit 12 207 194 Euro, der Vermögenshaushalt mit 4 862 200 Euro.
564 262 Euro werden vom Verwaltungs- dem Vermögenshaushalt zugeführt. Die Pro-Kopf-Verschuldung beträgt 1126 Euro zum Jahresbeginn. Der Gesamtschuldenstand liegt bei 5 700 250 Euro. Im Haushaltsjahr 2021 ist keine Darlehensaufnahme vorgesehen. Dies hängt auch damit zusammen, dass coronabedingt nicht alle Maßnahmen umgesetzt werden konnten. Aus der Rücklage werden 1 390 038 Euro entnommen. Zum Jahresende beträgt der Schuldenstand 5 214 052 Euro, das sind 1030 Euro pro Einwohner.
Die größte Investition ist mit rund 800 000 Euro die Erneuerung von Kanal und Straßen in Eichelsdorf. 752 500 Euro schlagen für das neue Drehleiterfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Hofheim zu Buche. Für den Umbau des Klosterkellers in Eichelsdorf zum Dorfgemeinschaftshaus sind 550 000 Euro veranschlagt, für das Dorfgemeinschaftshaus in Goßmannsdorf 460 000. Für die Querungshilfe in der Ringstraße auf Höhe des Friedhofs, die schon fertig gestellt ist, und den Eingangsbereich des Friedhofs samt Rampe sind 460 000 Euro im Haushalt eingestellt.
Alle Fraktionen stimmten dem Haushaltsentwurf zu. Alexander Bergmann von der CSU-Fraktion dankte Bürgermeister Wolfgang Borst für seine hervorragende Arbeit. Sein Vater Hubert Bergmann (SPD) wünschte, dass der Verkauf von Grundstücken im Gewerbegebiet forciert wird und dafür eventuell die Preise gesenkt werden. Borst konterte, dass die Quadratmeterpreise nicht hoch seien.
Über ein Luxusproblem referierte Allianzmanager Philipp Lurz. Er könne derzeit kaum die Nachfrage nach alten, leerstehenden Gebäuden in Ortskernen befriedigen. Ihn erreichten Anfragen aus Düsseldorf, Bremen oder Hamburg von Bauinteressenten, die durch die Berichterstattung im Fernsehen oder Printmedien auf die Auszeichnungen der Hofheimer Allianz aufmerksam wurden.
Sogar Bauwillige aus Griechenland interessierten sich für Baugrund, ergänzte Borst. Das Problem sei, dass viele Eigentümer nicht verkaufen wollen, weil sie ihr altes Gebäude bei steigenden Immobilienpreisen als Spekulationsobjekt sehen würden, sagte Borst. Andere Gebäude seien aufgrund der Lage nicht vermittelbar, weil sie beispielsweise auf dem Grundstück eines anderen stünden, sagte Lurz. Er wünscht sich die Mithilfe von Ortskundigen, die Einblick in Eigentumsverhältnisse haben und ihm bei der Vermittlung von Leerständen behilflich sein könnten.
Einfach neue Baugebiete auszuweisen sei nicht geplant. Dies widerspreche dem Grundsatz "Innen- vor Außenentwicklung", um der Verödung der Ortskerne entgegenzuwirken. Ein Vorteil der starken Nachfrage bestehe darin, dass sich Verkäufer den Käufer ihrer Immobilie aussuchen könnten, sagte Kerstin Brückner, die auf Allianzebene Zugezogene betreut und bei der Integration hilft.
Borst informierte, dass in der nächsten Woche eine solarbetriebene Notrufsäule am Goßmannsdorfer See aufgestellt wird, der sich seit kurzem "Längenbach-Talsperre" nennen darf. Im Notfall, beispielsweise bei Badeunfällen, könne per Knopfdruck der Rettungsdienst alarmiert werden.