Stabwechsel beim VdK im Landkreis Haßberge: nach zwölf Jahren übergab Elfriede Kerker das Amt der Kreisvorsitzenden an Maria Watzka. Beim Kreisverbandstag wurde auf Antrag Kerkers Watzka einstimmig zur neuen Kreisvorsitzenden gewählt, Elfriede Kerker steht ihr zusammen mit dem als Stellvertreter langjährig erfahrenen Winfried Golonka zur Seite. Alle Positionen im Kreisvorstand wurden von den Delegierten aus 30 Ortsverbänden einmütig besetzt.
6068 Mitglieder zählt der VdK-Kreisverband Haßberge, über 2000 Menschen sind dem Sozialverband in den vier Jahren seit dem letzten Kreisverbandstag beigetreten. Da auch viele verstarben, Wegzüge und einige Austritte zu verzeichnen waren, stieg der Mitgliederstand um „netto“ 732 Personen. Damit sind über sieben Prozent der Landkreisbürger im VdK organisiert.
Enorm gestiegen sei der Beratungsbedarf, so Geschäftsführerin Monika DiLeuce in ihrem Geschäftsbericht. 12 027 Beratungen in vier Jahren wies sie aus. Den Schwerpunkt bilden dabei nach wie vor Fragen der Rente, immer öfter geht es aber auch um die Kranken- und Pflegekassen. 3956 Anträge stellte der VdK Haßberge für seine Mitglieder in diesen vier Jahren, legte 1615 Widersprüche ein und erreichte damit Nachzahlungen von über 400 000 Euro. In 388 Fällen wurde auch Klage eingereicht. Gut bewährt habe sich die Zusammenarbeit mit den Versichertenberatern, die wöchentlich in die Geschäftsstelle kommen und bei der Rentenantragsstellung behilflich sind.
Zurückgegangen sei die Sammlung „Helft Wunden Heilen“, unter anderem auch durch den Wegfall einiger engagierter Sammler. Eine Arbeitsgruppe arbeitet daran, diese Ergebnisse wieder zu verbessern und die Bedeutung des gesammelten Geldes für die Arbeit des VdK zu unterstreichen.
Regelmäßig organisiert der Kreisverband Arbeitstagungen für die Ortsvereins-Vorsitzenden, die Kassiere und Betreuer, um die Arbeit vor Ort zu unterstützen. Neu ist das Projekt Pflegebegleiter, das im Landkreis Haßberge besonders gut angenommen wird. Schon zehn Ehrenamtliche ließen sich ausbilden, um pflegenden Familien Entlastung anbieten zu können. „Unser Ziel ist es, Pflegebegleiter flächendeckend im Landkreis anbieten zu können, denn Mitmenschlichkeit ist unbezahlbar“, so DiLeuce.
Enormen Zulauf hat das Gesundheitsforum, das fast monatlich stattfindet und das mit großem Engagement von Elfriede Kerker gestaltet und organisiert wird. Ärzte und andere medizinische Fachleute informieren hier über die unterschiedlichsten Krankheitsbilder.
Monika DiLeuce nutzte die Gelegenheit, sich bei der Kreisvorstandschaft und allen Ehrenamtlichen im VdK zu bedanken, denn die flächendeckende Hilfe und Unterstützung von Menschen sei von den Hauptamtlichen alleine nicht zu leisten.
Bürgermeister Günther Werner würdigte den VdK als Sozialverband, der den Sozialstaat mit präge. Hier fänden Menschen qualifizierte Fürsprecher, die ihre begründeten Interessen nicht so eloquent vertreten können wie manche anderen. Gerade kranke, behinderte und alte Menschen mit geringem Einkommen seien auf diese Unterstützung gegenüber Sozialversicherungsträgern angewiesen.
Das betonte auch stellvertretender VdK-Landesgeschäftsführer Herbert Lochbrunner. Er wertete die Mitgliederentwicklung des VdK, die nicht nur im Landkreis Haßberge steil nach oben zeige, als Beleg für die hohe Qualität der Arbeit an der Basis. Er freute sich besonders, dass das neue Ehrenamt „Pflegebegleiter“ in Unterfranken und vor allem im Landkreis Haßberge so gut angenommen wird. Schließlich sei die Arbeit der Ehrenamtlichen in den Ortsverbänden das, wonach sich die Kranken und Pflegebedürftigen am meisten sehen: Zeit, Aufmerksamkeit, Ansprache und Zuwendung.
Lochbrunner betonte auch die Bedeutung der sozialpolitischen Lobbyarbeit des VdK. So sei die neue Mütterrente ein wichtiger Erfolg, schließlich sei in Bayern jede vierte Frau ab 65 Jahren armutsgefährdet, unter den alleinlebenden Frauen ist es sogar jede Dritte. 28 Euro mehr je Kind seien da für viele eine große, aber auch verdiente Verbesserung. Allerdings gebe es noch Nachbesserungsbedarf, nämlich einen Freibetrag für die Mütter, die auf Grundsicherung angewiesen sind, damit die neue Rente auch den Frauen und nicht den Sozialämtern zu Gute kommt. Auch müsse die Mütterrente aus Steuermitteln finanziert werden, weil Kindererziehung eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sei.
Erfolgreich Druck gemacht habe der VdK auch in Sachen Erwerbsminderungsrenten. Doch die Erhöhung der Zurechnungszeiten von 60 auf 62 bringe zwar im Schnitt 40 Euro mehr, dennoch sei die durchschnittliche Erwerbsminderungsrente keine Existenzsicherung, sondern liege nur wenige Euro über dem Sozialhilfesatz. Verhindert werden müsse auch die weitere Absenkung der Altersrenten. Wer im letzten Jahr seine Rente beantragte, bekam in Bayern im Schnitt als Mann 950, als Frau 529 Euro. Angesichts der allgemeinen Preisentwicklung „kann da ein Gebiss schon einmal zu einem unerschwinglichen Luxusgut werden“, so Lochbrunner. Eine Absenkung des Rentenniveaus auf 43 Prozent des früheren Einkommens sei daher nicht hinnehmbar.
Endlich umgesetzt werden müsse auch die Reform der Pflegeversicherung, „weg von der Minuten-Zählerei hin zu einer Bewertung der Alltagskompetenz und zu einem ganzheitlichen Pflegebegriff“. Alleine im Landkreis Haßberge seien 2600 Menschen auf Leistungen der Pflegeversicherung angewiesen, bis 2030 werde diese Zahl Prognosen zufolge auf über 4000 steigen. 1600 von ihnen werden zusätzlich eine Demenzerkrankung haben. Darauf müssten Pflegekassen und die Infrastruktur an Hilfen vorbereitet sein. Leider sei die Gesetzesvorlage alles andere als ein großer Wurf. Rohrbrunner befürchtet, dass das Gesetz auch bis zur nächsten Landtagswahl nicht neugefasst wird. Deshalb habe der VdK eine Petition eingebracht und so erreicht, dass es im November oder Dezember eine öffentliche Anhörung im Bundestag geben werde. Auch die Verfassungsbeschwerde für das Recht auf eine menschenwürdige Pflege im Heim werde weitergetrieben. Sogar ein Pflegeheimbetreiber habe inzwischen ebenfalls eine solche Beschwerde eingereicht, weil die Zeitvorgaben der Pflegekassen den Heimen eine menschenwürdige Pflege nicht ermöglichen würden. Dazu die scheidende Kreisvorsitzende Elfriede Kerker: „Der Mensch ist keine Maschine, die man in drei Minuten abschmieren kann.“
Die Neuwahlen hatten folgendes Ergebnis: 1. Vorsitzende Maria Watzka (Zeil), Stellvertreter Winfried Golonka (Ebern) und Elfriede Kerker (Zeil); Schriftführer Roland Müller (Unterhohenried/Sylbach), Vertreterin der Frauen bleibt Lydia Glaser (Goßmannsdorf), Vertreterin der jüngeren Mitglieder wird Birgit Ebert (Königsberg); Beisitzer sind Brigitte Geheb (Ebelsbach), Roswitha Krauser (Sylbach), Erwin Schneider (Burgpreppach), Reinhold Werb (Eltmann), Johann Scheiger (Stettfeld), Klaus Kassulke (Haßfurt), Waltraud Wirth (Zeil) und Ottmar Schirm (Oberaurach); Kreiskassier bleibt Alfons Möhler vom Ortsverband Haßfurt.