
Im Rahmen einer Feierstunde hat Katja Kaspar am vergangenen Freitag die Leitung beim „Weißen Ring Haßberge“ übernommen. Die 44-Jährige aus Ebern ist Kriseninterventionsberaterin und Fachwirtin für Konfliktmanagement. Im Rahmen der Veranstaltung mit zahlreichen Gästen in der Rathaushalle in Ebern wurde ihr Vorgänger und langjähriger Außenstellenleiter Helmut Will feierlich verabschiedet.
Wolfgang Schwarz, stellvertretender Landesvorsitzender vom Weissen Ring Bayern Nord, zeigte sich erleichtert, freute sich über die Nachfolgeregelung. Die Zeiten für den Verein seien nicht einfach, einem massiven Mitgliederschwund stünden große Herausforderungen entgegen. Katja Kaspar sei eine perfekte Adresse für diese Aufgabe.
Die neue Leiterin berichtete: „Mein Vater war stets ein hervorragender Ratgeber“, er habe ihr als Diplom-Rechtspfleger und Diakon das Rüstzeug mitgegeben, um Gut von Böse zu unterscheiden und die Grauzonen dazwischen nicht zu übersehen. Sie wurde, wie ihre Mutter, Krankenschwester. Kaspar hat eigenen Angaben zufolge „immer die Notaufnahmen mitbetreut, wo ich zahlreiche gewaltbelastete Situationen miterlebt habe“. Diese Erfahrungen hätten sie schließlich dazu bewegt, eine Deeskalationsweiterbildung zu absolvieren, „um besser mit solchen Situationen umgehen zu können“. Danach kümmerte sie sich „um Kollegen, die Übergriffe und andere belastete Situationen erlebt haben."

Heute liege ihr Schwerpunkt in der Aus und Weiterbildung von Pflegefachkräften bei den Bamberger Akademien für Gesundheitsberufe. Hierzu zähle die Kursleitung im Bereich Gewaltvermeidung, Konfliktbewältigung, Deeskalation und Krisenintervention. Die Expertin unterstützt angehende Pflegekräfte auf ihrem Weg zu kompetenten und empathischen Fachleuten.
Massiver Mitgliederschwund
„Ursprünglich plante ich, mich im Oktober 2018 bei Herrn Helmut Will, dem Außenstellenleiter, als Deeskalationsfachkraft vorzustellen, mit dem Ziel, ein Netzwerk für Gewaltprävention aufzubauen“. Jedoch änderte sich alles, nach einem halbstündigen Treffen mit ihm war sie Mitarbeiterin beim Weißen Ring. Es war ein Glücksfall für den Verein: 1966 gegründet, lag die Mitgliederzahl 1994 bei 65.000, heute bei 43.000 mit stark fallender Tendenz.
Auch die Rechtsberatung ist kostenlos
Der Stimmkreisabgeordnete Steffen Vogel, von Helmut Will um eine Festrede gebeten, dankte dem langjährigen Leiter des Weißen Rings, dem bisherigen „Gesicht der Organisation“, und hob die Bedeutung der Opferhilfe hervor: „Wer eine Wohnungseinbruch erlebt hat, hat dort nicht mehr das gleiche Gefühl wie vorher.“ Und wem beim Heimgang von einem Fest Schreckliches zugefügt wurde, könne sich dort nicht mehr unbefangen aufhalten. Auch die Frau, welche zuhause Gewalt ausgesetzt war, sei gezeichnet. Der Weiße Ring biete seelischen Beistand, finanzielle Hilfe oder kostenlose Rechtsberatung. „Bei so manchem Anwalt kostet so ein Erstgespräch schon mehrere Hundert Euro“.
Will war es genehm, dass er sich in Ruhe zurückziehen kann, das Amt sei bei Katja Kaspar in besten Händen. Doch er wird seiner ehemaligen Stellvertreterin auch zukünftig zur Seite stehen. Kaspar freut sich hierüber, setzt auf Zusammenarbeit: „Es ist wichtig zu betonen, dass ich allein nicht viel erreichen kann. Auch ihr Stellvertreter Harald Rögner sowie Pauline Leicht und Florian Voll seien „unverzichtbare Mitwirkende in unserer gemeinsamen Arbeit“.
Der Weiße Ring
Hinweis: In einer früheren Version dieses Beitrags war Katja Kaspars Name falsch geschrieben. Dies wurde inzwischen korrigiert. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.