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HASSFURT
Sportpark-Projekt vor dem endgültigen Aus
Positionen vorgestellt: Haßfurts Bürgermeister Rudi Eck stellte auf einer Pressekonferenz die Stellungnahmen zum Projekt Sportpark Eichelsee des TV Haßfurt vor.
Foto: Michael Mösslein | Positionen vorgestellt: Haßfurts Bürgermeister Rudi Eck stellte auf einer Pressekonferenz die Stellungnahmen zum Projekt Sportpark Eichelsee des TV Haßfurt vor.
Von unserem Redaktionsmitglied Michael Mösslein
 |  aktualisiert: 22.06.2022 09:25 Uhr

„Maßlos enttäuscht“ ist Bürgermeister Rudi Eck vom Ergebnis-Bericht der Arbeitsgruppe (AG) Sport des Haßfurter Stadtrats zum Sportparkprojekt des TV Haßfurt am Eichelsee. „Was hier an Vorschlägen unterbreitet wird, ist nicht realistisch und stellt alles Bisherige auf den Kopf“, meint er. Der geplante Sportpark stehe damit vor dem Aus. Dies würde den TV Haßfurt als größten Verein im Landkreis in eine tiefe Krise stürzen – da der Vorstand für ein Scheitern des Projekts seinen Rücktritt angekündigt hat.

Wie sich die Dinge jetzt darstellen, hat die vor wenigen Wochen gegründete AG Sport das gesetzte Ziel, nach zehn (Einzel-)Gesprächen mit allen Beteiligten einen tragfähigen Konsens zu erarbeiten, nicht erreicht. Zuvor hatte der Stadtrat überraschend den vom TV vorgelegten Sportpark-Plänen die Finanzierung verweigert. TV und Stadtrat sind nach Ansicht von Eck heute „weiter auseinander als je zuvor“.

Dabei hatte sich der TV in den vergangenen Wochen durchaus bewegt und einen Alternativplan vorgelegt, der gegenüber den ursprünglich errechneten Projektkosten von gut sechs Millionen Euro (Stand: Dezember 2011) bis zu 300 000 Euro günstiger kommen würde, vor allem weil das bisherige Fußballfeld auf dem Sportgelände an der Flugplatzstraße erhalten bliebe und der anvisierte Standort für die Dreifachturnhalle (siehe Grafik) höher liegt, was den Hochwasserschutz vereinfacht. Diese Variante wird als „Platz 3“ diskutiert und ist laut Horst Lohs, des Projektleiters des TV, bereits der vierte Standort, den der Verein vorschlägt.

Doch diese Kostensenkung geht der AG Sport, in der alle Stadtratsfraktionen vertreten sind, nicht weit genug – nicht einmal annähernd. Ihre Vorstellungen eines neuen Sportparks am Eichelsee würden nur (gedeckelte) 3,5 Millionen Euro kosten. Hauptersparnis: Statt einer Dreifach-, so meinen die AG-Mitglieder, würde eine Eineinhalbfachturnhalle völlig genügen; diese sollte nördlich beziehungsweise westlich des jetzigen großen Sportplatzes entstehen, inklusive einer Anzahl Gruppen- und Gymnastikräume sowie einer separaten Gaststätte. Allein ein Projekt in dieser verminderten Form sei finanzierbar, meint AG-Sprecher Karl-Heinz Eppelein, der bei den ursprünglichen Plänen den Ruin des Vereins – verbunden mit zusätzlichen Belastungen für die Stadt – fürchtet.

Doch diese Schmalspurlösung, die der TV rundum ablehnt, habe rein gar nichts mit dem Sportkonzept des TV zu tun, das von einem verbreiterten Angebot, beispielsweise mit Basket- und Handball, ausgeht, stellt Lohs fest: „Wir fühlten uns von der AG richtig vorgeführt.“ Er wirft deren Mitgliedern sportliche Inkompetenz auf ganzer Linie vor, die Stadträte wüssten nicht um die Bedürfnisse des TV. „Die Gruppe besteht aus potenziellen Neinsagern“, meint Lohs, für den der Streit um die Sportpark-Finanzierung längst zum Politikum geworden ist: Stadtrat gegen Bürgermeister Eck, der sich offen für das TV-Projekt stark macht. Vier Jahre lang habe der Stadtrat die Pläne des TV begleitet, um dann kurz vor der entscheidenden Sitzung die Zusage zu verweigern. Für Lohs völlig unverständlich.

Rückendeckung findet der TV im Bayerischen Landessportverband (BLSV). Kreisvorsitzender Günther Jackl erläutert, dass die kleine Lösung (mit Eineinhalbfachturnhalle) den Anforderungen des TV auf Dauer kaum genügen würde, allein deshalb, weil Neubauten fast automatisch die Mitgliederzahlen bei Sportvereinen erhöhen, womit der Raumbedarf nochmals steige. Der BLSV fördere – in Haßfurt wäre dies ein Drittel der Baukosten – bevorzugt Projekte, die zukunftsweisend sind. Deshalb plädiere der BLSV für eine Dreifachturnhalle beim TV. Er sieht damit, ebenso wie Bürgermeister Eck, die Zukunftsfrage des Breitensports in Haßfurt verknüpft. „Klar ist, dass beim TV Haßfurt etwas passieren muss, sonst geht er unter.“

Doch neben der sportlichen Vielfalt in der Kreisstadt steht mit dem drohenden Fall des Sportparks Eichelsee noch mehr auf der Kippe: Der TV hat bereits angekündigt, dass der Vorstand zurücktreten werde, sollten die Wünsche im Stadtrat keine Mehrheit finden. Dies würde dann unvermeidlich einen Rückzug des TV mit seinen derzeit allein 600 Kindern und Jugendlichen aus dem öffentlichen Leben nach sich ziehen, erklärt Lohs. Dass es dann, wie auch Rudi Eck annimmt, kein Meefest mehr geben wird, bei dem der TV nach eigenen Angaben 70 Prozent der Helfer stellt, wäre nur eine der Folgen. „Der AG Sport soll den TV übernehmen, dann hätte er eine echte Aufgabe“, sagt Lohns verbittert.

Wie verhärtet die Fronten aktuell sind, zeigt auch die Einschätzung von AG-Sprecher Eppelein, der überzeugt ist, dass im Haßfurter Stadtrat „die absolute Mehrheit gegen das Projekt ist“. Er könne es sich nicht vorstellen, dass sich an der Meinung der Stadträte noch etwas „gewaltig ändern wird“.

Auch wenn die Zeichen auf Sturm stehen: Noch ist das Sportpark-Projekt nicht völlig gescheitert. In einer Mitgliederversammlung nach Ostern möchte sich der Vorstand den Rückhalt der Mitglieder für die Variante „Platz 3“ einholen. Weiter soll es im April Gespräche mit dem BLSV, dem Landrat und dem Stadtrat geben, berichtet Lohs. Anfang Mai, so schätzt Bürgermeister Eck, könne das Vorhaben im Stadtrat zur Abstimmung vorliegen. Maximal zwei Millionen Euro werde der Sportpark der Stadt kosten, rechnet Eck. Hinzu kämen Bürgschaften der Stadt, unter anderem für die Zuschüsse des BLSV. Aus Sicht Ecks alles kein Problem bei der aktuellen Finanzlage Haßfurts. „Ich kann das Gejammer wegen der Stadtfinanzen nicht mehr hören“, sagt der Bürgermeister an die Adresse der Stadträte gerichtet. Ein tiefer Graben trennt beide Seiten.


 
 
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